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(Bild: Gregor Semrad)
Verrückte Jahreszeiten

Frühe Blütezeit bereitet Steirern große Sorge

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Meteorologen beobachten nicht nur Wettermodelle und Temperaturkurven, sondern auch Schneeglöckchen, Marille und Herbstzeitlose. Dass sich die Vegetationszeit dieser so genannten Zeigerpflanzen zusehends verschiebt, bereitet den Experten Sorge. Aktuelles Beispiel: Der Holunder blüht um zwei Wochen zu früh.

Die Hunds-Rose ist im Klima-Schaugarten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in Graz ihrer Zeit voraus. Wieder einmal. Dafür hat die Marille heuer ganz ausgelassen: „Am 5., 7., 23. und 31. März hatten wir bei unserer Messstation am Flughafen Thalerhof minus 6,4 Grad. Das hat auch leider bei unserem Marillenbaum dazu geführt, dass erstmals in 30 Jahren alle Blüten abgefroren sind“, erzählt Leiter Alexander Podesser zerknirscht.

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Alexander Podesser (ZAMG)(Bild: Elmar Gubisch)

Zwei Wochen zu früh
Die Phänologie, die Lehre vom Einfluss der Witterung und des Klimas auf die jahreszeitliche Entwicklung der Pflanzen und Tiere, wird für die Experten zusehends wichtiger - und bedrohlicher: „Anhand der Blühzeitpunkte so genannter Zeigerpflanzen, zu denen etwa das Schneeglöckchen oder der Schwarze Holunder gehören, kann man gut ablesen, dass die Vegetation innerhalb kürzester Zeit um etwa zwei Wochen nach vor gerückt ist“, weiß Podesser.

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Spätfröste stellen heimische Bauern vor große Herausforderungen.(Bild: © Elmar Gubisch)

Das alleine wäre noch keine allzu große Sache: „Das Problem ist, dass sich die Fröste nicht an den Klimawandel halten“, ergänzt der Meteorologe. Eine Tatsache, die vor allem der Landwirtschaft mittlerweile Jahr für Jahr Schäden in Millionenhöhe beschert.

Digitalisierung der Datenbank finalisiert
Minusgrade Ende März gab es also immer schon. Obstbäume in Vollblüte hingegen nicht. Das wissen auch die ehrenamtlichen Hobby-Phänologen der ZAMG zu berichten: „Wir haben seit Jahrzehnten ein gut funktionierendes Netzwerk über die gesamte Steiermark gespannt. Diese Natur-Beobachter listen penibel genau ihre Erkenntnisse - für unsere wissenschaftliche Arbeit eine enorme Bereicherung“, sagt Podesser. Dass die Digitalisierung dieser „Zettelwirtschaft“ kürzlich erfolgreich abgeschlossen wurde, freut den Fachmann: „Das erleichtert uns den Alltag, zudem kann nun jeder Interessierte übers Internet Einsicht nehmen.

Pflanzen-Detektive dringend gesucht
Stets wiederkehrende Ereignisse wie die erste Haselblüte oder der erste Bienenflug werden vom phänologischen Beobachter in die neue Datenbank eingetragen. „Unser ältestes Mitglied ist 90 Jahre alt; über Nachwuchs würden wir uns freuen“, animiert Podesser zum Mitmachen. Denn desto mehr Daten, desto genauer könne beispielsweise der ideale Mähzeitpunkt für Bauern ermittelt werden.

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Die Phänologie (die Naturparke Steiermark haben einen eigenen Kalender aufgelegt) wird für Experten immer wichtiger.(Bild: Elmar Gubisch)

Details erfährt man hier.