Morgenpost: Ministerialbürokratie als Beistand: Heiraten in Corona-Zeiten

Der tägliche Morgenpost-Kommentar aus der Chefredaktion.

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© APA/Barbara Gindl

Guten Morgen!

Achtung, das ist die erste offizielle Hochzeitswarnung, die die Morgenpost ausspricht. Sagen Sie nicht Ja, nicht in den nächsten Wochen. Sie müssten nicht nur die Textbausteine vor dem Altar brav üben, sondern vor allem die zwei Seiten langen, nicht ganz so feierlichen Verordnungen der Ministerialbürokratie, Abteilung Veranstaltungen. Der Morgenpostler hat das amtliche Schreiben gestern zum ersten Mal unverschleiert zugespielt bekommen und war spontan froh, dass er das Thema biografisch schon erledigt hat. Der schönste Tag geht nach den romantischen Vorstellungen und Vorgaben der Beamten nämlich so, und kommen Sie jetzt bitte ja nicht auf die Idee, es sei Satire. Es ist Krise.


Ich zitiere.
 
 
Betrifft: Allgemeines
 
Bei der Hochzeit, insbesondere in der Zeit der gastronomischen Betreuung ist bei Bewegung immer ein Mund-Nasen-Schutz zu tragen (Personal, Organisation, Gäste)
 
Das gilt insbesondere auch für das Brautpaar, hier ist mit vermehrtem Kontakt zu Gästen zu rechnen – obwohl diese in einem Naheverhältnis zueinander stehen
 
 
Betrifft: Trauung
 
Aufteilen der Gäste in Bereiche (Standesamt, Gotteshaus, nachfolgende Feier, zusätzliche Flächen)
 
Die Gäste bleiben in getrennten Gruppen, das Brautpaar wechselt zu den Gruppen unter Einhaltung der Covid-19-Maßnahmen (z.B. Geht nach dem Gottesdienst in den Garten zur Gruppe der Gäste)
 
Ansprache beim Empfang mit 1 m Abstand
 
Hochzeitsspalier sollte gesteuert sein und betreut sein (1 m zwischen den Personen)
 
Steuerung der Bewegungen der Gäste (z.B. Zustrom zum/Abstrom aus dem Gotteshaus) in Gruppen (möglichst gleicher Haushalt)
 
Weiterreise zur Feier mit Gastronomie: Unterbinden spontaner Gruppenbildung
 
 
Betrifft: Gemeinsame Feier mit Gastronomie
 
Tischaufstellung unter Bedachtnahme der Gastronomieregeln
 
Abweichung von vier Personen pro Tisch nur bei Personen in einem Haushalt
 
Strenge Tischordnung nötig (insbesondere für die Nachbearbeitung)
 
Keine Brauchtumsspiele oder Gruppenspiele, die einen Verstoß gegen Covid-19-Regeln nötig machen. Zum Beispiel: Tanz mit der Braut, Brautentführung
 
Geschenketisch mit Betreuung, kontaktlose Übergabe (Desinfektion direkt dort ermöglichen)
 
Keine Tanzfläche für Publikumstanz
 
Tischordnung mit Platzvergabe
 
Gastronomische Verpflegung unter Bedacht möglicher Emotionalisierung (eventuell Alkohol einschränken)
 
Die Zeitdauer der Feier wird eingeschränkt auf die Öffnungszeiten der Gastronomie (nicht verplaudern, Anm. der Red. auf Empfehlung der Hofburg)
 
Geordnete/geregelte Abreise der Gäste in Gruppen (möglichst gleicher Haushalt)
 
Bei der Feier ist ausreichend Reinigungspersonal anwesend, um insbesondere die WC-Anlagen zu betreuen
 
 
Betrifft: Nach der Feier
 
Reinigen aller möglichen Kontaktflächen wie Autotüren, Geschenke, Kleidung, Mund-Nasen-Schutz
 
Kontrolle der Gästeliste auf Symtome nach 2 bis 6 Tagen, bei Covid-19-Symptomen unverzügliche Information an die Gesundheitsbehörde sowie Übermitteln der Gästeliste mit allen Kontakten
 

Zitat Ende.
 
 
Der Morgenpostler hat beim Lesen immer größere Augen bekommen, hat sich diese gerieben vor lauter ministeriellem Blüten-Staub und am Ende „unter Bedacht möglicher Emotionalisierung“ laut aufgelacht. Wenn sich bei diesen Geisterhochzeiten einer drüber „traut“, hat er heimlich bei sich gedacht, der Morgenpostler, dann muss es wahre Liebe sein oder so was Ähnliches.
 
Zwischen der Justizministerin und ihrem Sektionschef geht sich nicht einmal so was Ähnliches mehr aus in diesem Leben. Alma Zadic hat gestern ein römisches Herrschaftsprinzip „wertschätzend“ und „zum Schutz des Betroffenen“ weiterentwickelt: Teile und entmachte.
 
Beim angeblichen Ja-Wort des Kanzlers wären wir gerne mit 1 m Abstand dabei gewesen.
 
Einen heiteren Maitag wünscht