Coronavirus: Als 1918 die zweite Welle der Spanischen Grippe ausbrach, passierte DAS
Verschwörungstheorien - warum sie in Krisen so viele Menschen anziehen
Immer wieder hört und liest man von dem Vergleich des Coronavirus' mit der Spanischen Grippe. Weltweit starben etwa 50 Millionen Menschen daran. Aktuell gibt es 345.000 Coronavirus-Tote. Noch sind diese Zahlen nicht so erschütternd wie damals. Doch wir stehen erst am Anfang. Die Spanische Grippe wütete zwei Jahre auf der Welt.
In Filmen und Serien wie „Downton Abbey“ wird die Spanische Grippe heute oft thematisiert. 426.000 Deutsche starben während der Zeit von 1918 bis 1920 daran. Knapp 100 Jahre ist es her, dass die Welt heruntergefahren wurde, Stichwort Lockdown. Auch damals schloss man Schulen, Betriebe und die Gastronomie.
Coronavirus-Verlauf hat Ähnlichkeit mit Spanischer Grippe
In den Geschichtsbüchern wird die US-Stadt Denver oft als Mittelpunkt der Pandemie herangezogen. Dort wurde das Leben, wie auch heute mit dem Coronavirus, komplett heruntergefahren. Und das zeigte Wirkung. Die Infektionszahlen wurden im Frühjahr 1918 geringer – man hatte die Spanische Grippe einigermaßen unter Kontrolle.
Somit wurde der Druck auf die Politik seitens der Wirtschaft erhöht. Kaufleute wollten ihre Geschäfte wieder öffnen. Auch die Bevölkerung forderte ein Ende des Lockdowns.
Ebenfalls Virologe Prof. Christian Drosten von der Berliner Charité, der während der Coronavirus-Pandemie erster Ansprechpartner ist, macht sich Gedanken um die Wirtschaft, mahnt aber. Im NDR-Podcast sagt er: „Man kann nicht sagen, dass ein Eindämmen der sozialen Kontakte gut ist für die Epidemiologie und schlecht für Wirtschaft und anders rum. Wenn wir die Wirtschaft fragen, soll alles zurück auf Null gedreht werden. Aber das geht nicht. Die Realität sieht anders aus.“
Denn wir sind soziale Wesen. Er führt weiter aus: „Wir leben in einer Gesellschaft, wo Personen höheren Alters nicht abgewertet werden. Ältere Personen werden nicht für die Wirtschaft geopfert, das ist gegen unseren ethischen Ansatz. Wenn die Zahlen wieder ansteigen, wird die Gesellschaft das nicht tolerieren. Es muss dann wieder gebremst werden.“
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Das sind die Symptome des Coronavirus':
- Fieber (häufig)
- trockener Husten (häufig)
- Schnupfen (selten)
- Kurzatmigkeit (selten)
- Gliederschmerzen (selten)
- Hals- und Kopfschmerzen (selten)
- Durchfall oder Erbrechen (selten)
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Ende des Lockdowns ging nach hinten los
Aktuell können keine Prognosen gestellt werden, wie die Welt in zwei Monaten aussieht, denn wie damals bei der Spanischen Grippe wissen wir viel zu wenig über das Coronavirus. Drosten sagt: „Wir können die Wirtschaft retten oder Infektionszahlen geringhalten.“
Denn damals beendete die Stadt Denver den Lockdown nach nur fünf Wochen. Am 11. November 1918, zum Ende des Ersten Weltkriegs, gingen die Menschen auf die Straße, um zu feiern. Und das rächte sich. Die zweite Welle der Spanischen Grippe traf die Menschen noch viel heftiger.
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Vor allem in Rekruten- und Kriegsgefangenenlagern verbreite sich das Virus rasend schnell. Die meisten Menschen sind an einem akuten Lungenversagen gestorben. Elf Tage nach der Aufhebung der Beschränkungen kehrte man wieder zu ihnen zurück.
Drosten spricht davon, dass wir uns metaphorisch gerade in einem Tanz mit dem Tiger befinden. Wir bewegen uns, es ist aber gefährlich. Wir lockern die Leine und sehen, was passiert. Wird der Tiger, also das Coronavirus, wieder zu gefährlich für uns, ziehen wir die Leine wieder straffer. Genau wie vor knapp 100 Jahren in Denver. (ldi)