Forstkammer: Der Wald ist eine «todkranke Patientin»
by (dpa/lsw)Schön grün ist es in weiten Teilen Baden-Württembergs. Doch der Schein trüg, warnen Waldbesitzer. Sie sorgen sich, dass ihr Wald stirbt - und fordern mehr und schnellere Hilfe.
Nach Jahren der Dürre und der Belastung durch den Borkenkäfer warnt die Forstkammer mit drastischen Worten vor einer Entwaldung des Landes. «Das derzeit grüne Aussehen täuscht gewaltig»», erklärte die Interessenvertretung der Waldbesitzer im Vorfeld von Gesprächen mit dem Agrarministerium. «Es ist vergleichbar mit einer gut geschminkten todkranken Patientin.» Das laufende Jahr sei das dritte extrem trockene in Folge, bereits rund 43 Prozent der Bäume seien schwer geschädigt.
Um den Waldbesitzern unter die Arme zu greifen, müsse die angekündigte Hilfe bei den Aufarbeitungskosten vervierfacht werden, fordert die Kammer. Holzlagerplätze außerhalb des Waldes müssten schneller und unkomplizierter genehmigt werden. Außerdem müsse die Politik sich einsetzen gegen den Borkenkäfer, der sich ungebremst ausbreite: «In Rheinland-Pfalz helfen Soldaten bei der Suche der Borkenkäferbäume.»
Agrarminister Peter Hauk (CDU) hat bereits angekündigt, bei den bisherigen Hilfen nachzusteuern. Ruinöse Holzpreise und hohe Kosten für die Aufarbeitung von Schadhölzern führten dazu, dass viele Waldbesitzer nicht mehr in der Lage seien, ihre Wälder zu pflegen. «Wir müssen die Waldbesitzer animieren, den Wald zu erhalten», sagte der Minister, der sich heute (12.30) in Grafenhausen (Landkreis Waldshut) ein Bild von der Lage machen wollte.
Hauk plädiert weiter für eine Flächenprämie oder eine «Klimawandelprämie». «Wir müssen als Gesellschaft deutlich mehr in den Wald investieren, als wir das bisher gewohnt waren», sagte er. Hauk geht nach eigenen Angaben jährlich von einem zusätzlichen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aus.