RTL reist durch Deutschland und fragt nach
Corona-Check: So denkt Deutschland über Bildung
von Nele Balgo
Die Einschränkungen durch das Coronavirus betreffen das Leben aller Menschen in Deutschland. Unser Reporter Stephan Richter und unsere Reporterin Janine Bleker reisen deshalb für die "Corona-Check: So denkt Deutschland"-Tour eine Woche durch die Republik. Mit im Gepäck: Unterschiedliche Themenkomplexe wie Freizeit, Bildung, Senioren, Existenzen und Gesundheit. Jeder Bereich spürt eigene Folgen, ausgelöst durch die Pandemie. Gestartet ist die Reise mit dem Thema Freizeit an der deutschen Küste. Ziel der Tour ist, herauszufinden, wie Menschen in Deutschland über die Corona-Krise denken, was sie bewegt, welche Sorgen sie haben und welche Wünsche für die Zukunft.
Weiter geht es mit dem Thema Bildung!
Wochenlang waren die Schulen in Deutschland wegen der Corona-Auflagen geschlossen. Allmählich findet wieder Unterricht statt. Vom normalen Schulalltag ist man aber noch weit entfernt. Die Klassen werden gestaffelt unterrichtet. Für die Tage zu Hause gibt es Hausaufgaben. Dass Kinder aus Familien, deren Eltern bei den Lernübungen keine Unterstützung leisten können, abgehängt werden, ist vorprogrammiert. Das Projekt Sonnenblume e.V. aus Bremerhaven fängt diese Kinder auf und hilft ihnen, ihren Bildungsweg besser zu meistern.
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Hausaufgabenhilfe unterstützt Kinder beim Wiedereinstieg in die Schule
Acht Wochen des Stillstands sind vergangen. Es ist der erste Tag, an dem die Sonnenblume e.V. in Bremerhaven wieder öffnen darf. Vor der Tür stehen sechs Kinder mit Stapeln an Hausaufgaben. Kommen darf hier jeder, das Angebot ist kostenlos. Viele Kinder sind da, weil ihnen zu Hause keiner bei den Hausarbeiten helfen kann. Manchmal sprechen die Eltern kein deutsch. In anderen Familien ist für die Unterstützung keine Zeit oder es gibt Gewalt- oder Alkoholprobleme. Diese Kinder brauchen dringend Hilfe. Seit rund zwei Monaten bringen sie sich viel Lernstoff selbst bei und machen dabei Fehler, die keiner korrigiert, berichtet Leiterin Cornelia Rönnefahrt. Das versuchen sie und ihre Kollegen jetzt aufzuholen, um den Kindern einen Wiedereinstieg in die Schule zu ermöglichen.
"Für alle unsere Betreuer war das eine Katastrophe", erinnert sich Rönnefahrt an den Tag der Schließung der Sonnenblume e.V.. "Wenn wir mit den Kindern gelernt haben, dann hatten wir die Kinder schon so, dass sie lesen konnten oder dass sie eigenständig einige Sachen machen konnten. Wir fangen jetzt von vorne an", erklärt die 70-Jährige weiter. In den Wochen der Schulschließung seien bei einigen Kindern große Defizite entstanden.
Die Mehrheit der Bürger (61 Prozent) ist laut einer RTL-Forsa-Umfrage der Ansicht, dass die Landesregierung bei der schrittweisen Öffnung der Schule und Kindertagesstätten angemessen und umsichtig vorgegangen ist. Knapp ein Drittel der Befragten sieht das allerdings anders. Cornelia Rönnefahrt sieht jeden Tag Kinder, die unter der Krise leiden. Sie ist überzeugt, dass man in der Kinder- und Jugendbildung die Corona-Einschränkungen hätte lockern sollen, damit kein Kind abgehängt wird.
Direktorin an Grundschule befürchtet Drei-Klassen-Schülerschaft
An der Grundschule Mühlenweg in Hannover findet der Unterricht abwechselnd statt. Das Schulsystem wurde hier auf die Corona-Maßnahmen umgestellt. Einen normalen Stunden-Rythmus mit Pausen nach Lehrplan gebe es nicht mehr. Nach den Osterferien hat Direktorin Elke Lengert festgestellt, dass einige Kinder den Stoff des gesamten Schuljahres schon vorgearbeitet hatten. Bei anderen Schülern sei es das genaue Gegenteil. Sie haben zu Hause keine Möglichkeit zu lernen. "Ich glaube, dass die Schere ganz weit auseinandergeht", befürchtet Lengert.
Vor allem Kinder mit Behinderung, die aufgrund von Hygieneschutzgründen nicht zur Schule kommen dürften, seien benachteiligt. "Eigentlich haben wir aus meiner Sicht in unserem Land die Gefahr, eine Drei-Klassen-Schülerschaft zu bekommen", sagt Lengert in unserem Interview. Trotzdem zeigt sie Verständnis für die außergewöhnlichen Umstände und die Schutzmaßnahmen durch die Regierung. Für die Schulen bedeute dies allerdings, dass sie schnell und dynamisch handeln müssen, um auf immer neue Entscheidungen der Landesregierung reagieren zu können. Für sie und ihre Kollegen eine Herausforderung, die ihnen noch längere Zeit erhalten bleiben könnte.
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