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Corona-Krise: Windel-Notstand in China befürchtet

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Gesichtsmasken gibt es in China mittlerweile genug – doch nun droht ein Engpass an anderer Stelle: bei Windeln, Damenbinden und Feuchttüchern. Für deren Herstellung ist der gleiche Rohstoff nötig wie für die Produktion des begehrten Mund-Nase-Schutzes, nämlich Zellstoff.

Der geht aber seit Monaten an die mittlerweile 69.000 Betriebe in China, die Gesichtsmasken für die ganze Welt herstellen.

Deshalb droht den Chinesen nun ein Windel-Notstand. „Im Jänner kostete das Rohmaterial für unsere Windeln etwa 13.000 Yuan pro Tonne – auf dem Höhepunkt stieg der Preis auf 140.000 oder 150.000 Yuan“, sagt Huang Tenglong, Vize-Chef des Windelherstellers Fujian Time und Tianhe Industrial Co. Das war im April, als die Nachfrage nach Masken ihren Höhepunkt erreichte.

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Mittlerweile werden 50.000 bis 60.000 Yuan (rund 6.400 bis 7.700 Euro) verlangt, sagt Lin Yanting, stellvertretender Leiter von DaddyBaby, einem anderen Windelhersteller. „Für eine Windel brauche ich mehr Zellstoff als für eine Maske – Profit mache ich nur, wenn ich Masken herstelle.“ Kleinere Hersteller etwa von Damenbinden oder Kosmetik-Gesichtsmasken könnten aber nicht einfach umstellen, sagt er. „Sie können nicht überleben.“

Den Zellstoff aus dem Ausland zu bekommen, funktioniert auch nicht, sagt Shen Shengyuan, Manager beim Windelhersteller New Yifa. Der Transport der Fracht auf dem Luftweg sei „ein Problem“, mit dem Schiff dauere eine Lieferung zwei Wochen. New Yifa hat mit dem Rohstoffmangel schwer zu kämpfen – die Firma habe weniger Aufträge angenommen und schaffe es trotzdem kaum, die bestehenden abzuarbeiten, sagt Shen.

Manager Shen von New Yifa schaut sorgenvoll in die Zukunft. Die Hälfte seiner Hygieneprodukte habe das Unternehmen in Vor-Coronazeiten exportiert. Derzeit „können wir diese Waren einfach nicht herstellen“, bedauert er. „Die Kunden haben mit uns verhandelt, sie wollen, dass wir die Produktion hochfahren.“ Doch die Rohstofflieferanten beliefern den, der am meisten zahlt – und das sind derzeit nun mal die Maskenproduzenten.

„Und sie haben dafür ja auch eine Rechtfertigung“, sagt Shen. „Die lokalen Regierungen haben sie aufgefordert, alles in die Herstellung von Produkten zu stecken, die zur Bekämpfung des Coronavirus dringend nötig sind.“

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