Greenpeace: Schweizer Grossbanken foutieren sich um Klimaabkommen
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace geht mit den Schweizer Grossbanken hart ins Gericht und wirft ihnen vor, sich nicht an internationale Übereinkommen zu halten. Sechs Massnahme-Empfehlungen sollen Abhilfe schaffen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat die Grossbanken Credit Suisse (CS) und UBS bezüglich ihrer Klima- und Nachhaltigkeitsanstrengungen erneut heftig kritisiert. Die Grossbanken haben bezüglich Klimaschutz Lippenbekenntnisse geäussert, folgert die Umweltorganisation in einer am Mittwoch veröffentlichten Analyse.
Trotz grossspuriger Bekenntnisse zum Klimaschutz würden CS und UBS selbst vier Jahre nach Abschluss des Übereinkommens von Paris noch Milliardenbeträge ins Geschäft mit fossilen Energien stecken und dabei nicht vor besonders klimaschädigenden Geschäften mit Teersand, Fracking und Kohle zurückscheuen.
«Die Sustainability Policies der Banken greifen nachweislich nicht und dienen primär dem Abwenden von Reputationsrisiken», schreibt die Organisation in einer Medienmitteilung vom Mittwoch. Seit 2016 hätten die CS und die UBS ihre Finanzierungen an Unternehmen wie Glencore und Total fortgeführt oder sogar ausgebaut, obwohl diese Unternehmen expansive Strategien im Bereich der Förderung extrem klimaschädigender Brennstoffe hätten, hiess es weiter.
Höchste politische Priorität
Für Greenpeace Schweiz zeigt die Analyse in aller Deutlichkeit, dass die Einhaltung des Übereinkommens von Paris durch die Akteure des Finanzplatzes Schweiz eine der höchsten politischen Prioritäten werden müsse. «Politik und Regulierungsbehörden müssen hier klare Vorgaben machen und durchsetzen», schreibt die Organisation weiter.
Die sechs Massnahme-Empfehlungen «So wird der Schweizer Finanzplatz klimafreundlich», die zusammen mit dem Report veröffentlicht werden, zeigen Schritte zur Transformation zu einem nachhaltigen Finanzplatz Schweiz auf. Dazu gehören:
1. Definition einer klimafreundlichen Wirtschaft und Berichterstattung über die Klimawirkung derer Aktivitäten
2. Verpflichtung aller Finanzakteure zu einem klimafreundlichen Geschäftsmodell
3. Risiko- und Kostenwahrheit herstellen
4. Förderung von nachhaltigen Finanzierungen
5. Strengere Anlagerichtlinien für öffentliche Finanzakteure
6. Offenlegung von Klimarisiken
Fast 500 Milliarden Dollar in nachhaltigen Investments
Auf Anfrage von finews.ch hin kommentierte die UBS den Greenpeace-Bericht wie folgt: «Die UBS unterstützt mit ihrer ambitiösen Klimastrategie einen geregelten Übergang zu einer CO₂-armen Wirtschaft, wie ihn das Pariser Klimaschutzabkommen vorsieht.
UBS-Kunden haben ihre nachhaltigen Anlagen im letzten Jahr um mehr als 56 Prozent auf knapp 490 Milliarden Dollar gesteigert. Ausserdem haben wir das Engagement bei Unternehmen im fossilen Sektor weiter reduziert auf unter 1 Prozent des gesamten Kreditgeschäfts.»
Gruppenweite Klimarisiko-Strategie
Seitens der CS wiederum heisst es, dass die Grossbank als globales Finanzinstitut ihren Teil der Verantwortung bei der Bekämpfung des Klimawandels anerkenne. Das Institut sei sich bewusst, dass auch die Finanzströme mit den Zielen des Pariser Abkommens in Einklang gebracht werden müssen.
«Wir möchten unsere Kunden beim Übergang zu einer kohlenstoffarmen und klimaresistenten Wirtschaft als zuverlässiger Partner unterstützen und haben daher 2019 eine gruppenweite Klimarisiko-Strategie eingeführt. Die Credit Suisse hat darüber hinaus innert zehn Jahren Finanzierungen von über 100 Milliarden Dollar für erneuerbare Energien durchgeführt.»
Dem Vorwurf, nur Papiertiger zu produzieren, kann die CS die Ende 2019 gemachte Ankündigung entgegenhalten, keine Kohlekraftwerke mehr zu finanzieren. Dieses Jahr folgten die Übernahme der Poseidon Principles in der Schiffsfinanzierung sowie die Herausgabe des ersten Green Bonds.
Über den CS-Aktionären abgeseilt
Insbesondere die Nummer zwei des Swiss Banking wurde in der Vergangenheit Ziel von Greenpeace-Aktionen. 2017 seilten sich Aktivisten spektakulär über der CS-Generalversammlung ab; 2018 organisierte die NGO eine Kundgebung am Zürcher Paradeplatz.
Vergangenen Sommer kam es bei der Blockade von Filialen der UBS und der CS durch Klimajugend-Demonstranten gar zu Verhaftungen.
Werden UBS und Credit Suisse nach der Corona-Krise fusionieren?
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