Stadler-Grossaktionär halbiert Anteil
(AWP) Es geht was beim Ostschweizer Zugbauer Stadler Rail (SRAIL 40.34 2.8%). Erst wirft der Konzernchef das Handtuch, dann zieht sich ein Grossaktionär zumindest teilweise zurück. Mit der deutschen RAG-Stiftung hat Stadler eine besondere Verbindung.
Die Stiftung hält bereits seit 2014 einen Anteil an Stadler. Im Sommer 2017 wurde diese auf 10% aufgestockt. Die Stiftung war damit der einzige externe Aktionär. Bis zum Börsengang vor gut einem Jahr wurden die Stadler-Aktien ansonsten fast ausschliesslich von der Familie Spuhler und den Mitarbeitern der Firma gehalten.
Nun hat die Stiftung aber mehr als die die Hälfte ihrer Beteiligung am Zug-Hersteller zu Geld gemacht. Sie hat 5,5 Mio. ihrer 10 Mio. Aktien bei interessierten Anlegern untergebracht – unter anderem auch bei Stadler-Chef Peter Spuhler selbst.
Bei einem Platzierungspreis von 38.10 Fr. das Stück hat die RAG-Stiftung damit knapp 210 Mio. Fr. eingenommen.
Stadler und das Ende des deutschen Bergbaus
Geld machen ist denn auch der Zweck der Stiftung. Denn sie muss für die Kosten zur Beseitigung der Folgen des Steinkohleabbaus im deutschen Ruhrgebiet aufkommen. Sie war gegründet worden, damit nicht der Steuerzahler für das Abpumpen des Grubenwassers aus den stillgelegten Zechen und für andere dauerhafte Aufgaben aufkommen muss.
Die Stiftung muss laut eigenen Angaben jährlich 220 Mio. Fr. für ihre «Ewigkeitsaufgaben» ausgeben. Sie baut dazu ein Milliardenvermögen auf, vor allem aus Dividenden des Chemiekonzerns Evonik, bei dem die Stiftung die Hauptaktionärin ist. Hinzu kommen Investments auf der ganzen Welt wie bei Stadler Rail. Diese sollen eine Rendite abwerfen.
Peter Spuhler engagiert sich stärker
RAG zieht also bei Stadler zurück und hält nur noch 4,5% an Stadler. Die Stiftung habe nach wie vor «vollstes Vertrauen» in die Strategie des Unternehmens und werde ein wichtiger Aktionär bleiben, erklärte RAG in einer Medienmitteilung. Die Stiftung brauche aber Liquidität für eine andere Transaktion.
Dafür engagiert sich der Firmengründer Peter Spuhler immer stärker in seiner Firma. Der Hauptaktionär hat zugegriffen und über seine Finanzholding 1,5 Mio. Aktien des Zugbauers gekauft, teilte die Stiftung mit. Spuhler halte damit neu 41,5% an Stadler.
Der ehemalige SVP-Nationalrat engagiert sich damit noch stärker bei seinem Lebenswerk. Vor einer Woche bereits hat er das Heft beim Zugbauer wieder selbst in die Hand genommen.
Er sah sich dazu gezwungen, weil Konzernchef Thomas Ahlburg das Unternehmen Knall auf Fall verlassen hatte. Spuhler leitet das Unternehmen damit vorübergehend im Doppelmandat, steht er doch auch dem Verwaltungsrat vor.
Im Aufsichtsgremium von Stadler Rail war die RAG Stiftung auch lange mit einem Sitz vertreten. Seit dem Tod von Werner Müller im Sommer 2019 allerdings nicht mehr. Ende April wurde dann die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard neu in das Aufsichtsgremium gewählt – aber kein RAG-Vertreter mehr.