Bundesliga-Kommentar

Bayern machen im emotionalen Vakuum ihr Meisterstück

• Nach dem 1:0-Sieg in Dortmund ist dem Rekordmeister der Titel wohl nicht zu nehmen.
• Ein Geniestreich und eine unerschütterliche Arbeitsmoral machen den Unterschied.
• Dortmund ist besser als alle anderen deutschen Teams – abgesehen von München.

Köln - Das leerste Top-Spiel in der Geschichte des deutschen Fußballs hat wahrscheinlich über den Ausgang der Deutschen Meisterschaft 2019/2020 entschieden. Rekord-Champion FC Bayern München hat den Klassiker bei Borussia Dortmund 1:0 gewonnen und führt die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung auf den Rivalen aus dem Westen an. Bei sechs noch zu spielenden Partien müsste den Bayern schon viel Unwahrscheinliches widerfahren, damit sie den achten Bundesliga-Titel in Folge aus den Händen geben.

Großer Sport in sinnentleerter Kulisse

Obwohl die Kulisse wie immer in der Corona-Zeit düster und sinnentleert wirkte, hat in ihr doch großer Sport stattgefunden. Die beiden besten Mannschaften des deutschen Fußballs haben im Emotionsvakuum jeden Quadratzentimeter Rasen hart verteidigt, Zweikämpfe auf „Star Wars“-Niveau geführt und den Gegner im engsten Raum vor aberwitzige Aufgaben gestellt. Und wenn nicht jemand ein Tor herbeigezaubert hätte, wäre im Spiel der offensivstärksten deutschen Mannschaften keines gefallen. So aber entschied der geniale Moment des Joshua Kimmich dieses Spiel und vielleicht auch die Meisterschaft.

Man mag die Münchner Dauer-Dominanz beklagen und das immer gültige Geld-schießt-Tore-Prinzip. Allerdings war es sehr verblüffend, mit welcher Hingabe das Star-Ensemble von Trainer Hansi Flick in der zweiten Halbzeit seinen minimalen Vorsprung gegen eine Mannschaft verteidigte, deren Offensivkraft an diesem Abend wohl jeden Gegner der Liga zur Strecke gebracht hätte. Die Bayern waren bereit, nach ihrem einzigen Zaubertrick alle Zirkus-Requisiten einzupacken und den Rest mit Schweiß und Muskelkraft zu erledigen. Und deshalb wird Borussia Dortmund wohl auch diese Saison nicht Meister.