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„Die meisten Leute haben toll reagiert“: Kinderarzt Dr. Tobias Reploh.© Arndt Pröhl

Kinderarzt setzt auf Vorsicht

Corona-Lockerungen in Kindergärten und Schulen 

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Dr. Tobias Reploh ist Kinderarzt in Bad Tölz. Anlässlich der Corona-Lockerungen in Schulen und Kindergärten gibt er Tipps für Eltern. 

Bad Tölz – Die Schulen und Kindergärten waren die ersten Einrichtungen, die mit Ausbruch des Corona-Virus geschlossen wurden. Langsam kehren nun einige Kinder und Jugendliche zurück in die Einrichtungen. Wie das Thema Kinder und Corona-Virus zu bewerten ist, erklärt Kinderarzt Dr. Tobias Reploh im Interview.

Schulen und Kindergärten geben dieser Tage die Weisung aus: Kinder mit Corona-spezifischen Symptomen sollen zu Hause bleiben. Können Sie Eltern einen Tipp geben, wann sie den Nachwuchs besser nicht in die Einrichtung schicken sollten?

Es scheint tatsächlich so zu sein, dass ein ganz spezifisches Symptom der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns ist. Dazu kommen andere Sachen wie Fieber, Husten oder Halsschmerzen. Natürlich weisen nicht all diese Dinge sofort auf eine Covid-19-Infektion hin. Aber wenn ein Kind diese Symptome zeigt, sollte es zunächst zu Hause bleiben. Am besten sollte man dann erst einmal einen Tag oder zwei Tage beobachten, wie sich die Symptome entwickeln. Es kann sich auch einfach um einen Heuschnupfen handeln. Auch vor der Corona-Krise hat man sich diese Gedanken gemacht, wann das Kind in eine Einrichtung gehen kann – aber man ist vielleicht auch selber eher noch in die Arbeit gegangen, obwohl man eigentlich krank war.

„Vorsicht, aber bitte keine Panik.“

Wann sollte ein Arzt konsultiert werden?

Wenn spezifische Symptome auftreten wie eben der Geschmacks- und Geruchssinn-Verlust und dazu Husten und Fieber sollte das Kind zu Hause bleiben und man einen Arzt anrufen. Aber bitte unbedingt immer erst anrufen und nicht einfach vorbeikommen. Wir können das Ganze dann einschätzen, mit Infektionen kennen wir uns ja aus. Klar ist auch: In der jetzigen Situation bei so wenigen nachgewiesenen Fällen ist es sehr unwahrscheinlich, dass man selbst das Virus bekommt. Aber man sieht auch immer wieder: Eine kleine Entscheidung kann große Auswirkungen haben.

Wie bewerten Sie, dass die Schulen und Kindergärten nun langsam wieder für mehr Kinder öffnen?

Die Schule an sich steht als Übertragungsort des Virus nicht primär im Fokus. Auch wurden die Sicherheitskonzepte wirklich gut durchdacht. Als Kinderarzt bin ich natürlich froh, dass unsere Patienten nicht besonders anfällig zu sein scheinen und auch keine wesentliche Rolle bei der Verteilung des Virus spielen – ganz anders, als etwa bei der Influenza. Eine neue Studie besagt, dass 80 Prozent der bislang mit Covid-19 infizierten Kinder von ihren Eltern angesteckt wurden und es keinen Fall gab, wo ein Kind mehr als zwei Erwachsene angesteckt hätte. Diese Zahlen werden derzeit noch überprüft. Ich denke aber, dass es gut ist, wenn die Einrichtungen wieder öffnen.

„Schule als Übertragungsort nicht im Fokus“

Erhalten Sie derzeit viele Anfragen von Eltern?

Es gibt schon sehr viele Anfragen. Oft schaffen wir es in einem normalen Gespräch, gute Lösungen zu finden. Wir haben eine gute Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. Wir haben auch ein offenes Ohr für Lehrer und Erzieher. Wichtig ist, dass man vorsichtig ist, aber niemand in Panik verfällt. Es ist zum Beispiel wichtig, dass ein Kind nicht, wenn es einmal hüstelt, vom Lehrer sofort nach Hause geschickt wird – es sollten ganz ruhig die Eltern kontaktiert werden. Aber ich bin mir sicher, wir schaffen das schon. Die meisten Leute haben richtig toll reagiert, die Mamas, Papas und die Kinder machen es wirklich gut. Oft hilft einem das normale Bauchgefühl für die richtige Einstellung. Natürlich ist das alles noch neu. Wir nehmen uns für jede Anfrage Zeit und halten uns immer auf dem aktuellen Stand. Das klappt schon.

Haben Sie Kinder behandelt, die mit Covid-19 infiziert waren?

Wir hatten schon Fälle. Viele Familien waren ja doch zu der Zeit, als das Virus ausgebrochen ist, in Österreich beim Skifahren. Die meisten Kinder, die wir betreut haben, hatten Grippesymptome. Wir haben dann Hausbesuche gemacht. Es war nichts Dramatisches dabei. Kein Kind ist schwer erkrankt, manche waren ganz symptomarm. Allen, die erkrankt waren, geht es jetzt gut. Aber spannend ist ja auch die Frage, was davor war.

„Alles mit Augenmaß hochfahren“ 

Inwiefern?

Man weiß bislang nicht, wer Covid-19 vielleicht schon früher hatte. Ich rechne damit, dass es bald einen zuverlässigen Antikörpertest geben wird. Es wäre von großem Vorteil, wenn wir wüssten, wer die Krankheit schon durchgemacht hat und vielleicht immun ist.

Was ist Ihrer Ansicht nach jetzt wichtig?

Dass man alles mit Augenmaß hochfährt. Man muss die Infektionsketten kennen können, damit es nicht noch einmal einen Lockdown gibt. Es wird sicher immer wieder Hotspots geben. Aber wenn man die schnell erkennt, lässt sich das Virus schnell eingrenzen auf kleiner, lokaler Ebene. Es ist wirklich viel gut gelaufen – es sind viele richtige Entscheidungen getroffen worden. Ziel sollte sein, dass man wieder ein gutes Leben führen kann.

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