Medien-Tagebuch: Colibris und Colaflaschen
Wer so scharfsichtig ist wie ein Brunnenmolch, tut sich mit kleinen Tasten und rachitischen Schriftarten schwer.
Ich lasse beim Schlafen oft die Brille auf, damit ich meine Träume besser sehen kann...
Nein, gelogen! Aber ich bin seit jeher stark kurzsichtig, sodass weiland schon meine Mitschüler staunten: „Ah, nächste Brillenglasstärke Colaflaschenboden!?“ Ohne Sehbehelf bin ich jedenfalls so scharfsichtig wie ein texanischer Brunnenmolch.
Wenn die Alterssichtigkeit hinzukommt, molcht man dann noch mehr herum, zum Beispiel auf dem Handy, auf dessen Minitastatur man zu 99 Prozent O statt I trifft und umgekehrt, detto A statt S.
Und ich verfluche auch alle Word-Dateien und dergleichen, die als Grundeinstellung die Schrift Calibri haben, meist noch in 10-Punkt-Größe. Colibri müsste die heißen, so winzig, dünn und flatterhaft, wie sie ist.
Wobei: Für einen Schüler-Wettbewerb in Pittsburgh recherchierte
der damals 14-jährige Suvir Mirchandani 2014 den Tintenbedarf von verschiedenen Schriften und erkannte: Weit verbreitete Arten wie Times New Roman verbrauchen um rund 30 Prozent mehr Tinte und Toner als die schlankere, aber gleich gut lesbare Garamond. Sein Schluss: Allein, wenn alle amtlichen Formulare in den USA auf Garamond gedruckt werden würden, ergäbe das eine Ersparnis von 370 Millionen Dollar im Jahr. Ach, wie viele Colaflaschen man sich davon kaufen könnte!