Trotz Corona - NRW-Polizei schiebt Überstundenberg vor sich her
by Peter Neuhaus- Trotz Geisterspielen genug Arbeit für die Polizei in NRW
- Neue Aufgaben durch Kontaktverbote und Corona-Betrug
- Polizei-Gewerkschaften sehen Nachholbedarf bei Digitalisierung
Keine Fußball-Großeinsätze, weniger Verkehrsunfälle und Straßenkriminalität in Nordrhein-Westfalen – auch für die Polizei ist die Pandemie eine ungewöhnliche Zeit. Eine ruhigere Zeit, in der Polizistinnen und Polizisten doch locker ein paar der zuletzt 5,6 Millionen Überstunden abbauen können – könnte man meinen.
Tatsächlich geht das nach Einschätzung der Gewerkschaften wenn überhaupt nur vereinzelt. Erich Rettinghaus, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft in NRW, sagt , dass etwa bei der Bereitschaftspolizei zum Teil etwas weniger Arbeit anfällt als sonst.
"Corona-Zwangsurlaub" ist keine Option
Das NRW-Innenministerium macht aber in einer Stellungnahme gegenüber dem WDR am Dienstag (26.05.2020) darauf aufmerksam, dass die Polizei immer in der Lage sein müsse, sofort auf plötzlich eintretende Ereignisse zu reagieren. Polizistinnen und Polizisten wegen Corona in "Zwangsurlaub" zu schicken, sei deshalb keine Option. Das Ministerium geht immerhin davon aus, dass der Überstundenberg nicht weiter wächst.
Corona-Regeln: Nur wenige Verstöße
WDR 5 Morgenecho - Interview. 25.05.2020. 04:29 Min.. Verfügbar bis 25.05.2021. WDR 5.
Abschmelzen wird er aber wohl auch nicht. Zumal durch die aktuelle Situation neue Herausforderungen dazu gekommen sind, zum Beispiel mit Diebstählen von Schutzausrüstung oder durch Betrüger, die die Angst vor dem Virus ausnutzen und für angebliche Coronatests hohe Summen abkassieren.
Unterstützung für Ordnungsämter
Außerdem unterstützt die Polizei die Ordnungsämter, wenn Abstandsregeln nicht eingehalten werden wie zuletzt in Köln, wo der Brüsseler Platz geräumt werden musste. Bei der Durchsetzung des Kontaktverbots kann es auch dazu kommen, dass Polizisten angespuckt werden, mit dem Zusatz "Ich hab Corona."
Michael Maatz von der Gewerkschaft der Polizei sagt, dass das natürlich eine zusätzliche Belastung für die Polizistinnen und Polizisten sei. Er bekomme die Rückmeldung, dass so etwas zwar nicht gehäuft, aber zuletzt öfter passiere.
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"Digitalisierung muss radikal nach vorne getrieben werden"
Schwierigkeiten gibt es aber nicht nur im Einsatz auf der Straße, sondern auch in den eigenen vier Wänden. Stichwort: Homeoffice.
Zuletzt hat sich laut GdP zwar viel getan, es gebe aber immer noch einen großen Rückstand bei der Digitalisierung, etwa wenn es darum gehe, von zu Hause auf sensible Daten zuzugreifen. "Eine Lehre der Corona-Zeit ist schon jetzt, dass die Digitalisierung der Polizei in NRW radikal nach vorne getrieben werden muss", sagt Maatz.
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