Welche Flaschen gehören wirklich in jede Hausbar?
Wo sollte Likör gelagert werden? Wie lange ist Whisky haltbar? Wie macht man die besten Eiswürfel und mixt ohne Shaker? Ein Bar-Experte klärt auf – und rechnet mit dem Long Island Ice Tea ab.
Serhan „Charly“ Kusaksizoglu ist Director Bars & Concepts bei der Kempinski Hotelgruppe. Nach Stationen unter anderem in der Schumann‘s Bar in München und zuletzt elf Jahren in Hongkong hat er Anfang des Jahres sein Büro im Berliner Hotel „Adlon“ bezogen. Seit Beginn der Corona-Pandemie haben viele Bars geschlossen, höchste Zeit also, die eigene Hausbar auszumisten und mit den wichtigsten Basics zu bestücken.
WELT: Was mache ich mit Leichen in der Hausbar – den alten eingestaubten Flaschen?
Charly Kusaksizoglu: Auch Spirituosen haben ein Haltbarkeitsdatum. Aromatisierte Weine wie Wermut und Sherry sind weniger lang haltbar als Whisky oder Rum. Aromen gehen verloren, und der Alkohol verflüchtigt sich. Einen offenen Likör sollte man in wenigen Monaten verbrauchen, Wodka, Gin und Whisky können auch noch nach zwei Jahren getrunken werden.
WELT: Bevor der Limoncello im Abfluss landet, was empfehlen Sie?
Kusaksizoglu: In Kombination mit trockenem Schaumwein ist Limoncello eine tolle Alternative zum Aperol Spritz. Gemischt mit Soda oder Tonic wird daraus ein sommerlicher Highball, dabei machen sich Früchte als garnish gut. Lagern Sie Limoncello im Eisfach und oder wenigstens im Kühlschrank. Wermut und Sherry gehören ebenfalls in den Kühlschrank, sonst oxidieren sie.
WELT: Nach dem Aussortieren will die Hausbar neu bestückt werden. Welche Basics sollte man haben?
Kusaksizoglu: Eine Spirituosensammlung für Einsteiger sollte unbedingt Gin beinhalten. Außerdem Wodka, Bourbon und Scotch (falls es nur ein Whisky sein soll, dann lieber einen Scotch) sowie einen Rum. Dazu roten und trockenen weißen Wermut. Campari und Aperol sollten immer im Haus sein. Als Likör empfehle ich zum Einstieg einen Cointreau*, einen Orangenlikör, der variabel einsetzbar ist. Der Bonus ist ein Angostura Bitter*.
WELT: Wichtig für einen guten Drink ist das richtige Eis. Wie bekomme ich das zu Hause am besten hin?
Kusaksizoglu: Im Internet gibt es unzählige Eisformen in allen möglichen Variationen. In gut sortierten Supermärkten gibt es sogar Eis-Balls, schneeballgroße Kugeln. Das Wichtigste ist aber: Gute Eiswürfel haben eine Kantenlänge von mindestens 2,5 Zentimetern. Je klarer das Eis, desto besser. Ich persönlich kaufe mein Eis, aber wer die Muße dazu hat, kann seine Eiswürfel auch selber machen. Man sollte sich dabei nur den Gefallen tun, Silikonformen* zu benutzen und keine aus Hartplastik. Denn diese brechen immer. Immer!
WELT: Wie weit kommt man als Hobby-Barkeeper mit Eierbecher und Latte-macchiato-Löffel statt Barmaß und Rührlöffel?
Kusaksizoglu: Man braucht nicht unbedingt Bar-Tools, oft kann man sich mit Küchenbesteck behelfen. Flüssigkeiten kann man im Messbecher abmessen, shaken funktioniert in einem To-go-Becher. Wenn das Interesse an guten Drinks aber größer wird, lohnt sich die Anschaffung eines professionellen Bestecks. Dann möchte man ja auch präziser mixen.
WELT: Welcher Drink hat Sie in den schwierigen Wochen getröstet?
Kusaksizoglu: Ich habe einen neuen Drink für unsere Hotelgruppe kreiert. Gin mit ein wenig Holunderblütenlikör* (Holunder hilft traditionell gegen Erkältungen, Grippe und Nasennebenhöhlenbeschwerden), naturtrübem Apfelsaft und frischer Zitrone. Ein erfrischender, fast möchte ich sagen gesunder Drink. Ich als finde, als Name passt „Quarantini“ perfekt.
WELT: Welcher populäre Drink sollte verboten werden?
Kusaksizoglu: Der Long Island Ice Tea, da muss ich nicht lang überlegen. Keine anständige Bar hat diesen Drink auf der Karte. Das Mischen von Cola und Spirituosen, die nicht zueinander passen, hat nichts mit Trinkkultur zu tun. Als Alternative empfehle ich Cuban Ice Tea, der enthält verschiedene Rum-Sorten, aber keinen Tequila. Das passt viel besser.
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