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Dass Moderator Joe Scarborough (rechts) seinen Corona-Kurs kritisch sieht, erbost US-Präsident Donald Trump. Er wühlt deshalb in der Vergangenheit des Ex-Kongresseabgeordneten

Quelle: REUTERS/Leah Millis; ROB KIM / GETTY IMAGES / AFP

Trump befeuert Verschwörungstheorien zu vermeintlichem Mord

2001 starb eine Mitarbeiterin des damaligen Kongressabgeordneten Joe Scarborough überraschend an ihrem Arbeitsplatz. Der Tod von Lori Klausutis macht bis heute Schlagzeilen – auch, weil US-Präsident Trump Theorien verbreitet.

Empörung in den USA: Präsident Donald Trump heizt derzeit eine Verschwörungstheorie über einen vermeintlichen Mord an, und das, obwohl sich der Witwer der Toten entschlossen dagegen wehrt.

In dem Fall geht es um die Mitarbeiterin des früheren Kongressabgeordneten und heutigen Moderators Joe Scarborough, Lori Klausutis. Scarborough arbeitet für den Sender MSNBC, er ist ein offener Kritiker Trumps und hat insbesondere dessen Umgang mit der Corona-Pandemie zuletzt scharf attackiert.

Deren Witwer Timothy Klausutis bat Twitter-Chef Jack Dorsey in einem von der „New York Times“ veröffentlichten Brief erfolglos darum, Trump-Tweets zu löschen, in denen dieser andeutet, Scarborough könnte Lori Klausutis ermordet haben.

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Joe Scarborough, hier bei einer Preisverleihung im Jahr 2018

Quelle: AFP

Trump sagte am Dienstag im Weißen Haus erneut, der Fall sei „sehr verdächtig“. „Viele Menschen“ nähmen an, dass Scarborough etwas mit dem Tod der Frau zu tun haben könnte. Trump hat auf Twitter wiederholt gefordert, dass der angeblich ungeklärte Fall des Todes von Lori Klausutis im Jahr 2001 wieder aufgerollt wird.

2004 machte auch Michael Moore den Fall zum Thema

Zuvor hatte der Präsident bereits am 12. Mai mit Blick auf den „Psycho“ (O-Ton Trump) Scarborough getwittert: „Ist er mit Mord davongekommen? Manche Leute glauben das.“

Noch in dieser Woche äußerte sich Trump zudem im Rosengarten des Weißen Hauses vor Reportern so: „Viele Leute glauben das“ (dass es Unregelmäßigkeiten in dem Fall gab, d. Red), sagte Trump. „Und hoffentlich werden die Leute es eines Tages herausfinden“, fuhr er fort und nannte es eine „sehr verdächtige Situation“.

Von Reportern befragt, ob er den Brief des Witwers gesehen hatte, antwortete Trump: „Ja, das habe ich. Aber ich bin sicher, dass sie dem letztendlich auf den Grund gehen wollen.“

Harte Fakten kann der Präsident indes nicht vorlegen, wiederholt verwies er aber auf ein Radiointerview, das Scarborough 2003 dem Moderator Don Imus gab, dabei scheint er über den Fall zu scherzen.

2004 stritt sich Scarborough zudem mit Filmemacher Michael Moore öffentlich über den Fall. Moore hatte damals ebenfalls Fragen zu dem Todesfall aufgeworfen, und angedeutet, dass damals womöglich ein Unbefugter Zutritt zu dem Büro hatte.

Witwer verweist auf Autopsieergebnis

Der Witwer schrieb nun, seine Ehefrau habe an einer Herzkrankheit gelitten. Sie sei bei der Arbeit in Scarboroughs Büro gestürzt und mit dem Kopf auf den Schreibtisch geprallt. Die Mordthese widerspreche der Autopsie und gehöre zu den „schrecklichen Lügen“, die von „Verschwörungstheoretikern“ wie Trump verbreitet werde.

Timothy Klausutis schrieb weiter, seit dem Tag des Unfalltodes seiner Ehefrau gebe es „eine ständige Flut von Unwahrheiten, Halbwahrheiten, Anspielungen und Verschwörungstheorien“. Diese erschwerten ihm, sein Leben weiterzuleben. Trumps Tweets verstößen gegen die Twitter-Regeln.

Er forderte die Plattform auf, die betreffenden Tweets zu löschen. Die „New York Times“ zitierte eine Stellungnahme von Twitter, wonach die Tweets nicht gegen Regeln verstießen. Man bedauere aber den Schmerz, den sie verursachten, und arbeitete an Änderungen der Bestimmungen.


Twitter konfrontiert Trump mit Fakten-Check

Der Kurznachrichtendienst Twitter hat erstmals einen Tweet von US-Präsident Trump einem Faktencheck unterworfen. Das Ergebnis: Trumps Behauptungen zur Briefwahl seien „unbegründet“.

Quelle: WELT

dpa/krott