Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly spricht über Charles Leclerc und Carlos Sainz. Laut dem Franzosen ist die neue Generation von Rennfahrern nun bereit, die Elite herauszufordern.

Quelle: Omnisport

Das Warten auf die Politik wird für die Formel 1 immer teurer

Ein neuer Starttermin der Formel 1 ist weiter ungewiss. Rechteinhaber Liberty Media ist auf die Politik angewiesen, Englands Premierminister nimmt sich der Sache an. Besonders hart spürt McLaren die Folgen der Corona-Krise.

Die Formel 1 bekommt die Folgen der Corona-Krise immer drastischer zu spüren. Der britische Sportwagenbauer und Rennstall-Betreiber McLaren kündigte jetzt an, insgesamt 1200 von etwa 4000 Stellen streichen zu müssen. Das Unternehmen sei „schwer von der gegenwärtigen Corona-Pandemie getroffen“.

Besonders die Absage von Motorsport-Veranstaltungen und der starke Einbruch der Sportwagenverkäufe belasten die Bilanzen des Unternehmens.

„Wir haben keine andere Chance“, erklärte McLaren-Chef Paul Walsh in einer Mitteilung des Unternehmens, das seinen Sitz in Woking (England) hat. Nach einem Bericht des Senders „BBC“ sollen auch etwa 70 von 800 Jobs in der Formel 1 wegfallen.

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In Warteposition: Die Formel 1 kann wohl frühestens Anfang Juli starten

Quelle: dpa/Zsolt Czegledi

Es wird einmal mehr deutlich, dass der Millionenzirkus der Königsklasse seine nächste Vorstellung eher gestern als morgen aufführen müsste. Doch der Saisonstart der Rennserie ist weiterhin ungewiss. Das Warten auf die Politik wird für Rechteinhaber Liberty Media immer teurer.

Johnson macht Formel 1 zur Chefsache

Zuletzt wurde bekannt, dass sich Großbritanniens Premierminister Boris Johnson offenbar persönlich für die Durchführung der beiden geplanten Rennen in Silverstone einsetzen will. Wie die Tageszeitung „The Times“ berichtet, habe der Regierungschef in einer Sitzung des Kabinetts auf die wichtige Rolle der Motorsportindustrie für England hingewiesen.

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Boris Johnson kündigte an, sich persönlich für den Grand Prix in Silverstone einzusetzen

Quelle: via REUTERS

Eine Regierungssprecherin bestätigte, dass die Situation weiter genau beobachtet wird, es aber noch keine Entscheidung gibt. In den kommenden Wochen sollen weitere Details folgen. Die Rennen in Silverstone sind laut übereinstimmender Berichte für den 26. Juli und 2. August vorgesehen.

Das Problem für die Formel-1-Bosse: Die aktuellen Corona-Maßnahmen von Johnsons Regierung sehen derzeit noch für alle Flugreisenden nach ihrer Ankunft in England eine zweiwöchige Quarantäne vor. Sollte eine Selbst-Isolation nach der Einreise nötig sein, wären die Termine nicht zu halten.

Denn trotz aller Leidenschaft für den Motorsport auf der Insel: Die Rennserie hat bislang – wie alle anderen Sportorganisationen auch – keine Ausnahmegenehmigung von den strengen Quarantänevorschriften bekommen. Wie eine Regierungsquelle der Zeitung „The Guardian“ sagte, sei die Tür für den Spitzensport in Großbritannien im Sommer noch nicht zu. Die Gesundheitsmaßnahmen würden regelmäßig überprüft.

Quantität statt Qualität

Derzeit plant die Formel 1 nach Absagen oder Verschiebungen der ersten zehn Saisonläufe einen Start Anfang Juli in Österreich. Auch in Spielberg soll es wegen der Corona-Krise zwei Rennen ohne Fans geben. Auch hierfür fehlt noch eine Bestätigung der Regierung, einen Rennkalender für die Saison 2020 gibt es bislang nicht. Immerhin sollen die Planungen für die Europa-Rennen weit fortgeschritten sein.

Deutlich wird, dass es den Verantwortlichen der Formel 1 längst nicht mehr um Qualität, sondern nur noch um die Quantität der Rennen geht. Weil sich Rennen für die Strecken respektive den Promoter ohne Zuschauer nicht rentieren, bekommt die Formel 1 keine Antrittsgelder.

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Chase Carey ist Chef des Rechteinhabers Liberty Media

Quelle: REUTERS

Seit Wochen arbeiten die Organisatoren an der Planung des Ersatzkalenders. Um an die kompletten Gelder der TV-Anstalten zu kommen, müssten in der Formel 1 mindestens 15 Saisonrennen gefahren werden. Doch den Entscheidern vom Rechteinhaber Liberty Media und dem Motorsport-Weltverband Fia wird immer deutlicher klar, dass ihre Pläne nur umzusetzen sind, wenn die notwendigen Genehmigungen erteilt werden.

Eine neue Situation für Liberty-Boss Chase Carey und seine Kollegen. Die mächtigen Manager sind es gewohnt, eigenmächtig zu entscheiden. Auch in Österreich fehlt weiterhin die Bestätigung der Regierung. Das Zögern der Politik ist nachvollziehbar, schließlich kann niemand genau einschätzen, wie sich die Pandemie entwickelt.

Österreich prüft Formel-1-Konzept

Das österreichische Gesundheitsministerium prüft derzeit einen möglichen Formel-1-Start am 5. und 12. Juli. „Wir sind mitten in der Bearbeitung des Konzeptes“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Das Ministerium hatte am 14. Mai das Gesundheitskonzept der Veranstalter des Grand Prix in der Steiermark erhalten. „Wir wollen versuchen, das zeitnah zu entscheiden“, sagte Anschober.

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler geht davon aus, dass gesundheitspolitische Vorgaben wie Mindestabstände für die Formel 1 an sich keine Probleme darstellen würden. „Allenfalls wird man Vorkehrungen in den Boxen treffen müssen“, meinte der Grünen-Chef bei einem anderen Pressetermin. Von „wesentlich größerem Belang“ seien hingegen Vorschriften im Zusammenhang mit der Aus- und Einreise oder den Beherbergungen und der Gastronomie.

Sollte die Politik die Ampel für die Formel 1 auf Grün stellen, muss immer noch die Gesundheit aller Beteiligten mitspielen. Denn bisher wurde in der Königsklasse noch nicht flächendeckend auf das Coronavirus getestet. Eine Grundvoraussetzung für einen Start.

dpa/rc