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Manfred Heidmann (Mitte) bei seinen Ermittlungen 1980

Quelle: picture-alliance / obs

Der älteste „Tatort“-Kommissar wurde fast 100 Jahre alt

Der Schauspieler Manfred Heidmann gab stets den korrekten Ermittler Schäfermann aus Saarbrücken. Schon in der zweiten „Tatort“-Folge 1970 war er dabei. Als Kind aber sang er in „Emil und die Detektive“ ein Lied, das ganz besonders die Wehrmacht liebte.

Dem Schauspieler Manfred Heidmann, der jetzt im Alter von 96 Jahren in Essen gestorben ist, gehört ein doppeltes Anrecht auf Nachruhm. Zum einen, weil er der längstüberlebende „Tatort“-Kommissar war, mit weitem Vorsprung vor Günter Lamprecht, von dem das immer behauptet wird, der im Januar aber gerade mal 90 geworden ist.

Nun sind Kommissar-Statistiken eine heikle Angelegenheit, weil „Tatort“-Fans gerne zwischen federführenden Kommissaren und Assistenten unterscheiden. In der allerersten „Tatort“-Folge am 29. November 1970 war Heidmann noch nicht dabei, wohl aber in der zweiten am 13. Dezember. In „Saarbrücken, an einem Montag …“ wird sein Hauptkommissar Schäfermann von Ludwigshafen ins Saarland versetzt, wo er auf Hauptkommissar Liersdahl trifft. Letzterer ermittelt gern unkonventionell, während Schäfermann ein Muster an Korrektheit ist.

Der Kommissar ist mit einer Oberstudienrätin verheiratet

Er trägt einen Schnäuzer, zurückgekämmte Haare und ist meistens in einen karierten Sakko oder beigen Trenchcoat gekleidet. Schäfermann ist mit einer Oberstudienrätin verheiratet, und seine Tochter stöbert in den Akten herum, die Vati nach Hause bringt (was sie natürlich nicht darf). Gesundheitlich ist der Mittfünfziger angeschlagen. Nach einem Schwächeanfall diagnostiziert der Arzt eine Nervenschwäche.

In seinen ersten vier „Tatort“-Folgen spielt Schäfermann noch die zweite Geige, 1977 übernimmt er das Saarbrücker Revier federführend, um es erst 1984 wieder abzugeben. Das ist dann auch schon fast das Karriereende des gebürtigen Lübeckers, der die ganzen Fünfzigerjahre zum Ensemble des Schauspielhauses Bochum gehört hatte, wo er unter anderem den Robespierre in Büchners „Dantons Tod“ spielte, den Papst in Hochhuths „Stellvertreter“ und Professor Higgins in Shaws „Pygmalion“.

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"Fluchthelfer gesucht", ein Fernsehfilm mit Manfred Heidmann und Sabine Buschmann (1979)

Quelle: picture alliance / United Archives/Schweigmann

Doch dann ist da noch Heidmanns zweiter Eintrag in das ewige Buch der deutschen Unterhaltungsgeschichte, von dem kaum jemand weiß (und womit Heidmann auch nicht hausieren ging). Der junge Manfred, Sohn eines Schauspielers, hatte bereits mit acht sein Bühnendebüt in Kästners „Emil und die Detektive“ in Lübeck gegeben, ein erstes Engagement erhielt der 16-Jährige 1940 in Potsdam. Im folgenden Jahr wurde sein Vater für „Quax, der Bruchpilot“ engagiert, und als man noch ein paar Flugschüler suchte, holte man Heidmann junior mit vor die Kamera.

Nach einer guten Stunde knüpfen Heinz Rühmann und Karin Himboldt bei einer Feier mit Blicken erste zarte Bande – und da beginnt ein junger Mann an einer Zither ein Lied zu singen: „Heimat deine Sterne, sie strahlen mir auch am fernen Ort/ Was sie sagen, deute ich ja so gerne als der Liebe zärtliches Losungswort/ Tausend Sterne stehen in weiter Runde, von der Liebsten freundlich mir zugesandt/ Berge und Buchten vom Nordlicht umglänzt/ Golfe des Südens von Reben bekränzt/ Ost und West hab ich durchmessen, doch die Heimat nicht vergessen.“

Als der Film herauskommt, kämpfen deutsche Soldaten schon seit zwei Jahren „am fernen Ort“, haben „Ost und West durchmessen“. Das sentimentale Lied entwickelt sich, wahrscheinlich mehr noch als „Lili Marleen“, zum Favoriten des deutschen Landsers, auch wenn sein Texter Erich Knauf wegen des Erzählens politischer Witze von den Nazis bald geköpft wird. Die Schnulze haben sie später alle gesungen, von Rudi Schuricke bis Heino, aber kreiert hat sie der 17-jährige Manfred Heidmann.