Nach der Pleite im Topspiel gegen den FC Bayern liegt Borussia Dortmund sieben Punkte hinter dem Tabellenführer. BVB-Trainer Lucien Favre erwartet aber weiterhin vollen Einsatz.

Quelle: Omnisport

Watzke stützt Favre - „So hat er das nicht gemeint“

Mit einer missverständlichen Aussage hat Lucien Favre Spekulationen über seinen Rücktritt befeuert. Doch dies sei so nicht beabsichtigt gewesen, sagen BVB-Chef Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc gegenüber WELT und geben Favre Rückendeckung.

Es war der Tag der Analyse und des Wundenleckens. Bei Borussia Dortmund wurden die Köpfe zusammengesteckt und die Niederlage gegen den FC Bayern aufgearbeitet – so gut es eben ging.

Das 0:1 (0:1) im Spitzenspiel gegen den Tabellenführer war für den BVB ein Wirkungstreffer. Denn alle Planungen, alle Strategien waren in den vergangenen Wochen auf diese Partie ausgerichtet. Bereits als noch diskutiert wurde, ob ein Re-Start der Bundesliga überhaupt möglich sei, hatten die Dortmunder schon dieses Spiel im Hinterkopf. Als der Re-Start dann glückte und der BVB gegen Schalke (4:0) und in Wolfsburg (2:0) siegte, wähnten sich die Borussen in einer idealen Position, um die Bayern herauszufordern. Alles fokussierte sich auf den Dienstag, als die Bayern nach Dortmund kommen mussten.

Nun ist das erklärte Saisonziel, der Gewinn der Meisterschaft, bei sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenführer und nur noch sechs ausstehenden Spielen sehr wahrscheinlich verpasst worden. „Jetzt wird es brutal schwer“, sagte Trainer Lucien Favre – besser lässt sich die Katerstimmung rund um den BVB am Tag nach der Niederlage nicht beschreiben. Am Mittwochmorgen besprach sich Favre mit dem Team. Dann leitete er das Training.

Wilde Interpretationen einer kryptischen Antwort

Favre hatte diesmal nicht den Fehler gemacht, der ihm in der vergangenen Saison unterlaufen war, als er das Titelrennen vorzeitig für beendet erklärt hatte. Doch er gab sich auch keinen Illusionen bezüglich der aktuellen Aussichten hin. Es schmerze ihn, dass die Chance, auf einen Punkt an die Bayern heranzurücken, verpasst wurde.

In dieser Stimmung unterlief dem Schweizer nach dem Schlusspfiff am Dienstag dann ein Fehler. Auf die provokante Frage von Sky-Reporter Patrick Wasserziehr, was er von der Debatte halte, dass er den BVB einfach nicht zum Titel führen könne, gab er eine kryptische Antwort. „Das sagt man hier seit Monaten. Ich lese nicht die Zeitung, aber ich weiß, wie es geht. Ich werde darüber in ein paar Wochen sprechen“, erklärte er.

Damit war die Büchse der Pandora, was Spekulationen über seine Zukunft angeht, geöffnet. War dies die Ankündigung eines Rücktritts? Es höre sich so an, erklärte Sky-Experte Lothar Matthäus und nannte sogar gleich einen Nachfolgekandidaten: „Favre geht – Niko Kovac kommt.“

„Es gibt aktuell nichts zu kritisieren“

Es ist diese wilde Interpretation, die für Aufregung sorgte und eine Trainerdiskussion lostrat. Ist Favre tatsächlich nach zwei Jahren in Dortmund schon am Ende? Wird in Dortmund wirklich schon das Profil eines möglichen Nachfolgers erarbeitet?

„Ich glaube, dass die Interpretationen, die da jetzt ins Kraut schießen, Fehlinterpretationen sind. Ich bin mir sicher, dass Lucien Favre seine Aussage nicht in dieser Form gemeint hat“, sagte Hans-Joachim Watzke am Mittwoch gegenüber WELT. Gleichzeitig stellte der Vorsitzende der Geschäftsführung des Tabellenzweiten klar, dass in Dortmund die Niederlage gegen die Bayern nicht an Favre festgemacht werde. „Es gibt aktuell nichts zu kritisieren“, sagte Watzke: „Wir haben ein sehr ordentliches Spiel gemacht. Aber wenn du Bayern schlagen willst, benötigst du ein außergewöhnliches Spiel.“ Dies sei leider nicht gelungen, aber mit Favre hätte dies nichts zu tun.


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Michael Zorc äußerte sich ähnlich. Er habe nach dem Interview beim Trainer persönlich nachgefragt, wie sein Statement zu verstehen sei. „Lucien hat diese Aussage in einem zeitlichen Kontext gemeint. Er wollte damit sagen, dass es aktuell viel zu früh sei, um ein generelles Fazit zu ziehen“, erklärte der Sportdirektor. Auch Zorc will die Niederlage nicht am Trainer festmachen. „Unser Spiel war in Ordnung. Das belegen auch die statistischen Parameter in Bezug auf Ballbesitz, Laufleistung und Zweikämpfe. Die Partie wurde leider durch einen Geistesblitz von Joshua Kimmich entschieden“, so Zorc.

Auch in Bezug auf die teilweise kritisierte Aufstellung, die Favre gewählt hatte, nahm er den Trainer in Schutz. Can und Sancho, die erst später eingewechselt wurden, hätten bislang nur wenig trainieren können. Und gerade in einem intensiven Spiel wäre körperliche Frische wichtig.

„Denke nicht ans Aufgeben“

Und dann meldete sich auch Favre selbst zu Wort. „An Aufgeben denke ich überhaupt nicht. Gestern waren wir alle enttäuscht, meine Worte im Interview direkt nach dem Spiel scheinen aber vielfach falsch verstanden worden zu sein“, sagte er.

Was er dann aber mit seiner Aussage gemeint habe? Favre versucht, sich zu erklären. Er habe habe ausdrücken wollen: „Jetzt ist nicht die Zeit, um die Saison zu bilanzieren. Warum auch? Schon am Sonntag in Paderborn müssen wir wieder eine Top-Leistung schaffen. Darauf müssen wir uns konzentrieren, auf nichts anderes.“


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