mdrFRAGT - Das Meinungsbarometer für Mitteldeutschland
Corona hat Reisepläne von fast jedem Zweiten geändert
by Stand: 27. Mai 2020, 09:32 UhrDer Sommerurlaub, so wie er eigentlich geplant war, wird bei vielen Menschen in Mitteldeutschland nicht stattfinden. Einreiseverbote, Planungsunsicherheit oder die Angst vor einer Infektion haben die Reisepläne von jedem Zweiten durchkreuzt, wie die aktuelle Befragung von mdrFRAGT zeigt. Viele werden in diesem Sommer auf einen Urlaub verzichten oder nun stattdessen innerhalb Deutschlands reisen.
Fernreisen, Kreuzfahrten, aber selbst Urlaubsreisen innerhalb Europas sind in diesem Sommer für viele nicht möglich. Corona hat die Reisepläne von fast jedem zweiten Mitteldeutschen durchkreuzt, wie die aktuelle Befragung von mdrFRAGT zeigt: 45 Prozent der Befragten mussten die Reisepläne ändern oder haben es von sich aus getan. 52 Prozent sagen aber auch: Bislang hat sich an meinen Reiseplänen nichts geändert.
Von den Planänderungen sind die älteren Teilnehmer stärker betroffen als die jüngeren. Genau die Hälfte der über 65-Jährigen gibt an, dass sich ihre Reisepläne geändert haben – bei der Altersgruppe bis 30 Jahre sind es nur 35 %.
Neues Ziel: Deutschland statt europäisches Ausland
Mehr als die Hälfte der Befragten (52 %), die eine Planänderung vornehmen mussten, hatte ursprünglich vor, ins europäische Ausland zu reisen. Aber auch geplante Deutschlandreisen, Fernreisen und Kreuzfahrten wurden geändert.
Viele von denjenigen, die ihre ursprünglichen Reisepläne geändert haben, verbringen nun den Sommerurlaub in Deutschland: Etwa die Hälfte (41 %) von ihnen gibt an, die Ferien im eigenen Land verbringen zu wollen. Ein großer Teil der Befragten hat jedoch aufgrund von Corona sämtliche Reisepläne für den Sommer gestrichen.
Jeder Fünfte verbringt Sommerurlaub an der Ostsee
Egal, ob schon lange geplant oder erst durch Corona gebucht: Jeder fünfte Mitteldeutsche (19 %) plant in diesem Jahr, den Sommerurlaub an der Ostsee zu verbringen. Drei Viertel (74 %) davon hatten bereits vor Corona einen Urlaub an der Küste geplant. Nun geben weitere 20 Prozent an, aufgrund der Reisebeschränkungen die Ferien an der Ostsee verbringen zu wollen.
Reisebeschränkungen sind für Mehrheit kein Problem
Wir haben alle Teilnehmer danach gefragt, wie sie es fänden, wenn durch bestehende Reisebeschränkungen nur Reisen innerhalb Deutschlands möglich wären. Für fast drei Viertel der Teilnehmer (70 %) wäre das kein Problem: Sie finden es ausreichend, nur in Deutschland zu verreisen. Das haben uns auch einige Teilnehmer in ihren Kommentaren verdeutlicht:
Ich finde, dass man gut auch im eigenen Land Urlaub machen kann. Es muss meines Erachtens nicht in jedem Jahr eine Auslandsreise sein. Was wir jetzt erleben, ist Jammern und "Protest" auf sehr hohem Niveau, ein bisschen mehr Bescheidenheit täte insbesondere uns Deutschen gut.Befragungsteilnehmerin aus Sachsen-Anhalt
Wozu in die Ferne schweifen...! Deutschland hat so viele schöne Ecken. Man muss nur neugierig sein, den Blick schärfen und das richtige Motiv suchen und finden. Außerdem helfe ich damit der heimischen Wirtschaft.Befragungsteilnehmer aus Sachsen
Ein Viertel (26 %) der Befragten würde jedoch lieber ins Ausland reisen - auch diese Meinung haben uns einige Teilnehmer begründet:
Ich möchte, dass die Grenzen für Reisen geöffnet werden. Ein Urlaub in Deutschland ist viel zu teuer. Eine Ferienwohnung an der deutschen Ostsee kostet drei Mal so viel wie an der polnischen. Und jetzt können sie doch die Preise mal so richtig hoch drehen und sich die Täschlein füllen!Befragungsteilnehmerin aus Thüringen
In einem einheitlichen Europa sollten unter den gegebenen Verhältnissen Reisen ermöglicht werden. Dies natürlich unter Berücksichtigung der jeweils geltenden Vorschriften des Gastlandes. Auch sollten die Infektionszahlen der Urlaubsländer berücksichtigt werden.Befragungsteilnehmer aus Sachsen-Anhalt
Reiseverbote und Unsicherheit häufigste Gründe für Planänderung
Wir haben die Teilnehmer, deren Reisepläne sich durch Corona geändert haben, auch befragt, was die Gründe für die Änderung waren. Der häufigste Grund ist, dass aufgrund der Reisebeschränkungen die Reise zum Reiseziel nicht möglich ist. Fast die Hälfte (47 %) der Befragten geben dies als Grund an. Allerdings spielt auch die Unsicherheit der Pandemie-Lage eine Rolle für die Planänderung: Etwa ein Drittel (34 %) gibt an, dass aufgrund von Corona alle Planungen generell zu unsicher geworden sind. Ein Fünftel (20 %) hat Angst vor einer Infektion und möchte deshalb lieber nicht mehr verreisen, so auch diese Befragungsteilnehmerin aus Sachsen-Anhalt:
Wir fahren dieses Jahr nicht in den Urlaub. Wir haben einen schönen großen Balkon und können uns dort hinsetzen. Man muss Corona (wenn es denn so gefährlich ist, wie es von unserer Regierung dargestellt wird) nicht heraus forden.
Corona-Maßnahmen im Urlaub werden nur teilweise als sinnvoll erachtet
Auch im Sommerurlaub werden einige Maßnahmen zum Infektionsschutz gelten, die den Alltag beeinflussen. Wir haben gefragt, für wie sinnvoll die Teilnehmer einige der Maßnahmen halten. Den meisten Zuspruch gibt es für die Abstandsregeln: 83 Prozent der Befragten finden sie sinnvoll. Auch die Auslastungsbegrenzung in Hotels und Ferienwohnungen und die Mundschutzpflicht finden jeweils mehr als die Hälfte bis zwei Drittel der Befragten sinnvoll.
Weniger Akzeptanz gibt es dagegen für geschlossene Strände, geschlossene Sehenswürdigkeiten und Zeitbeschränkungen für Restaurantbesuche und Pools: Diese Maßnahmen halten mehr als die Hälfte bis mehr als drei Viertel der Befragten nicht für sinnvoll.
Viele Teilnehmer haben uns geschrieben, dass es gerade diese Einschränkungen sind, die ihnen in diesem Jahr den Urlaub verleiden:
Dieses Jahr ist der Urlaub meinerseits gestrichen, ich glaube, durch die Einschränkungen weltweit wird jede Urlaubsreise zum Horrortrip: kein Platz in Gaststätten oder Bars, die Strände sind stetig ausgelastet und und und! Da bleibe ich lieber auf meinem Hof und genieße dort meine freien Tage.Befragungsteilnehmer aus Sachsen-Anhalt
Ich möchte im Urlaub keine Einschränkungen hinnehmen, wie Mundschutz, Wartezeiten, Platzierungen, Zeitbeschränkungen usw... Das wäre für mich kein Urlaub.Befragungsteilnehmer aus Thüringen
Ich werde nur eine Urlaubsreise unternehmen, wenn der ganz normale Umgang in Hotels wie vor der Coronakrise möglich ist.Befragungsteilnehmer aus Sachsen
Über die Befragung
In einer Befragung vom 21. bis zum 25. Mai 2020 wollten wir von den mdrFRAGT-Teilnehmerinnen und Teilnehmern wissen: "Mobilität der Zukunft - Wandel oder Weiter so?"
An der Befragung haben 16.278 Menschen teilgenommen. Insgesamt sind mittlerweile 27.260 registrierte Mitglieder aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der mdrFRAGT-Gemeinschaft.
52 Prozent der Befragten kommen aus Sachsen, 24 Prozent aus Sachsen-Anhalt und 24 Prozent aus Thüringen. Das entspricht in etwa der Verteilung der Einwohner in den drei Bundesländern.
56 Prozent der Befragten sind männlich und 44 Prozent weiblich.
Die Teilnehmer verteilen sich auf folgende Altersgruppen:
377 Menschen sind zwischen 16 und 30 Jahre alt,
3.110 zwischen 31 und 50 Jahren,
6.676 zwischen 51 und 64 Jahren und
6.115 Teilnehmer sind 65 Jahre und älter.
Die Befragungen sind nicht repräsentativ, aber sie werden nach statistischen Merkmalen wie Geschlecht, Bildung und Beruf gewichtet. Die Gewichtung ist eine Methode aus der Wissenschaft bei der es darum geht, die Befragungsergebnisse an die real existierenden Bedingungen anzupassen. Konkret heißt das, dass wir die Daten der Befragungsteilnehmer mit den statistischen Daten der mitteldeutschen Bevölkerung abgleichen.
Wenn also beispielsweise mehr Männer als Frauen abstimmen, werden die Antworten der Männer weniger stark, die Antworten der Frauen stärker gewichtet. Die Antworten verteilen sich dann am Ende so, wie es der tatsächlichen Verteilung von Männern und Frauen in der Bevölkerung Mitteldeutschlands entspricht.
Dabei unterstützt ein wissenschaftlicher Beirat das Team von "mdrFRAGT". Mit dem MDR Meinungsbarometer soll ein möglichst breites Stimmungsbild der Menschen in Mitteldeutschland eingefangen werden – mit möglichst vielen Teilnehmenden.