https://cdn1.manager-magazin.de/images/image-1505753-mmo_panoV9-iwyq-1505753.jpg
Getty Images/iStockphoto
Frau im Home-Office: So schön, wie es scheint, ist es für viele nicht

Warum wir nicht auf die heile Welt nach Corona hoffen sollten

Die Nach-Corona-Baustellen der Konzerne

by

In Deutschland haben wir die Corona-Krise durch frühzeitiges und weitreichendes Handeln bislang im internationalen Vergleich einigermaßen gut bewältigt. Schon zeichnen Propheten aller Art ein rosiges Bild der Zeit nach Corona. Alles soll anders, vorzeigbarer werden. Krankenschwestern und Pfleger mehr Geld verdienen, Frauen wie durch Zauberhand in Führungspositionen kommen und die verschleppte Digitalisierung und Dekarbonisierung der Wirtschaft sich en passant auch gleich wie von selbst erledigen.

So weit, so wunderbar. Was aber, wenn die Rettungsszenarien uns nicht nur wirtschaftlich, sondern auch gesellschaftlich zurückwerfen? Der Personalberater Heiner Thorborg hat kürzlich ein paar Thesen formuliert, die zu sehr gefällig sein wollten, die ich aber nicht unwidersprochen stehen lassen will.

Fangen wir an beim Homeoffice. Viele Unternehmen waren nicht darauf vorbereitet, für sie war das immer nur eine Notlösung. Das Paradoxe daran: Was vorher gar nicht ging,gilt jetzt plötzlich als die "neue Normalität". Normal ist daran gar nichts, vieles ist überhaupt nicht oder nur unzureichend gelöst: Kinderbetreuung und "Homeschooling" etwa, die wichtige Trennung zwischen Arbeit und Privatleben oder die technischen Möglichkeiten. Videokonferenzen sind eine tolle Erfindung. Genauso, wie die Mikrowelle. Trotzdem, wer möchte schon jeden Tag sein Essen aus der Mikrowelle?

Notlösungen dürfen nicht zur neuen Normalität werden

Was wir in der augenblicklichen Situation sehen, die aus der Not geboren wurde: Die Produktivität leidet genauso wie die mentale Verfassung der Mitarbeiter, die mit Doppel- und Dreifachbelastung kämpfen. Mit gutem Grund machen wir uns in Unternehmen Gedanken, wie wir Arbeitsplätze bestmöglich einrichten und ausstatten. Wie wir Arbeitsprozesse organisieren, um Belastungen zu begrenzen und die Gesundheit der Beschäftigten mitzudenken. In Corona-Zeiten sind viel zu viele mit diesen Fragen allein gelassen.

Insbesondere Frauen. Auf die ohnehin bestehenden Ungleichheiten wirkt sich die Corona-Pandemie als Verstärker aus. Wer kümmert sich um die Kinder? Diejenige, die ohnehin weniger verdient. Wer regelt den Haushalt, das Familiäre, das Soziale? Diejenige, die es ohnehin schon tut. Thorborg treibt es auf die Spitze, wenn er schreibt, jetzt "können ambitionierte weibliche Führungskräfte zeigen, was in ihnen steckt - und sind doch auf Zuruf verfügbar, wenn es die Erziehungsarbeit erfordert."

Seite 1 von 3