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Wolfgang Rattay/Reuters
Wirecard: Jetzt soll der Konzernabschluss erst Mitte Juni kommen

Wirecard vergrätzt Aktionäre mit erneuter Verschiebung der Bilanzvorlage

Prüfung noch immer nicht abgeschlossen

Beim unter Manipulationsverdacht stehenden Zahlungsdienstleister Wirecard verzögert sich die Vorlage des Konzernabschlusses weiter. Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hätten Wirecard zwar darüber informiert, dass inzwischen alle ausländischen Prüfer "grundsätzlich ihre Prüfungshandlungen für Konzernzwecke finalisieren" konnten, teilte der Dax-Konzern am Montagabend mit. Auch seien Wirecard im Rahmen der abgeschlossenen Teile der Prüfungshandlungen "bisher keine wesentlichen Feststellungen bekannt gemacht" worden. Es seien jedoch noch nicht alle Prüfungshandlungen abgeschlossen. "Vor diesem Hintergrund wird die Abschlussprüfung des Jahres- und Konzernabschlusses 2019 nicht wie geplant bis zum 4. Juni 2020 abgeschlossen sein." Der Abschluss war bereits wiederholt verschoben worden.

Die Veröffentlichung des Konzernabschlusses und die Bilanzpressekonferenz seien nun für den 18. Juni geplant, erklärte das Unternehmen. Wirecard erwarte dabei ein uneingeschränktes Testat. Wirecard gehe zudem davon aus, dass sich keine wesentlichen Abweichungen gegenüber den im Februar genannten Zahlen ergeben würden, als ein vorläufiger Umsatz von 2,8 Milliarden Euro und ein Ergebnis (Ebitda) von 785 Millionen Euro genannt worden sei. Infolge der geänderten Terminplanung werde die Hauptversammlung auf den 26. August verlegt.

An der Börse sorgte die erneute Verschiebung des Jahresabschlusses für Unmut. Die Aktien des Zahlungsdienstleisters brachen am Dienstag zu Handelsstart um mehr als 5 Prozent auf 81,57 Euro ein und waren mit Abstand größter Verlierer im Dax. Nach Anfangsverlusten spielte sich das Minus lange Zeit zwischen einem und zwei Prozent ab. Erst in der Schlussauktion gelang ihnen ein Sprung auf ein Tageshoch nahe der 87-Euro-Marke. Letztlich gaben sie so am Dienstag zu Börsenschluss nur noch leicht um rund 0,3 Prozent nach.

"Es ist keine Überraschung, dass der Geschäftsbericht für das Jahr 2019 erneut verschoben wurde, weil die Wirtschaftsprüfer nach der Sonderprüfung durch KPMG viel Arbeit haben. Aber für Zuversicht sorgt das nicht bei Anlegern", sagte ein Händler.

Wirecard war in Medienberichten wiederholt die Manipulation der Bilanz vorgeworfen worden. Um dies zu entkräften, hatte der Aufsichtsrat im Herbst Wirtschaftsprüfer von KPMG mit einer Sonderprüfung beauftragt. Doch diese konnten die Vorwürfe nicht vollständig ausräumen.

Vielmehr erklärten sie Ende April, sie hätten nicht feststellen können, ob Umsätze mit umstritten Drittpartnern im Zeitraum 2016 bis 2018 existierten oder der Höhe nach korrekt sind oder nicht. Auch warfen sie dem Wirecard-Management vor, die Untersuchungen zum Teil behindert zu haben. Mitte Mai hatte Wirecard dann mitgeteilt, dass der Partner Al Alam in Dubai seine Tore schließt. Al Alam hatte bei den Vorwürfen eine prominente Rolle gespielt.

Der Großaktionär Deka und die Aktionärsvereinigung DSW haben den Rücktritt von Vorstandschef Markus Braun gefordert. Sie werfen Wirecard unter anderem mangelnde Transparenz vor.

rtr