Neue Daimler-Kooperation

Wasserstoff statt Diesel als Notstrom

Der Notstrom für Krankenhäuser und Rechenzentren soll künftig aus der Brennstoffzelle kommen. Daimler will die Entwicklung nun vorantreiben.

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Brennstoffzelle

Daimler will die Entwicklung der Brennstoffzelle weiter vorantreiben.

München, Frankfurt. Um für den Fall eines Blackouts gerüstet zu sein, setzten die meisten Krankenhäuser und Rechenzentren aktuell noch auf große Dieselmotoren, die einspringen, wann immer die normale Stromversorgung ausfällt. Das Problem dabei: Wirklich umweltfreundlich ist diese Lösung nicht.

„Wenn Amazon oder Google klimaneutral werden wollen, müssen sie auch ihre Dieselaggregate ersetzen. Da können wir künftig helfen“, sagt Daimler-Vorstand Martin Daum. Der für das Lastwagen- und Busgeschäft verantwortliche Manager kündigt im Gespräch mit dem Handelsblatt an, künftig Brennstoffzellen aus der jüngst geschlossenen Kooperation mit der Volvo Group für Notstromaggregate zu liefern.

Dafür will Daimler mit dem Technologiekonzern Rolls-Royce paktieren. Bis Ende des Jahres planen die Schwaben und die Briten einen umfassenden Kooperationsvertrag zu unterzeichnen. Die Details sind noch offen, aber avisiert ist eine Zusammenarbeit mit dem Ziel, für sicherheitskritische Einrichtungen eine emissionsfreie Alternative zu Dieselmotoren anzubieten. Rolls-Royce will auf Basis der Brennstoffzellen von Daimler und Volvo unter der Marke MTU diese grünen Notstromaggregate vertreiben.

Hohe Zuverlässigkeit

Daimler und Volvo hoffen infolge der Kooperation mit Rolls-Royce darauf, bald höhere Stückzahlen ihrer Brennstoffzellensysteme absetzen und so die Kosten für die Weiterentwicklung der vergleichsweise teuren Technologie reduzieren zu können.

Rolls-Royce wiederum erhält „Zugang zu Brennstoffzellensystemen, die unseren anspruchsvollen Anforderungen entsprechen“, sagt Andreas Schell, CEO von Rolls-Royce Power Systems. Der Manager glaubt, die Brennstoffzelle wird künftig nicht nur bei Fahrzeugantrieben eine Schlüsselrolle spielen, sondern auch bei der Energieversorgung.

„Keine andere Technologie bietet eine so hohe Zuverlässigkeit, modulare Skalierbarkeit und all die Vorteile erneuerbarer Energien ohne die Abhängigkeit vom konventionellen Energiemarkt“, erklärt Schell.

Daimler-Manager Daum will durch das Joint Venture mit Rolls-Royce „ganz konkrete Chancen zur Kommerzialisierung“ der Technik aufzeigen. Bereits Ende des Jahres soll ein Demonstrator von Daimler und Rolls-Royce zur stationären Energieversorgung auf Basis von Brennstoffzellenmodulen aus der Autoproduktion in Friedrichshafen in Betrieb gehen.

„Der Markt für solche Anwendungen kann sehr groß sein, aber im Augenblick ist es nicht wirtschaftlich und es fehlt die Infrastruktur“, schränkt Daum ein. Der 60-Jährige sieht nun die Politik gefordert.

„Sie kriegen im verlassensten Wüstenort noch Diesel, aber keinen Wasserstoff. Auch in Stuttgart fällt mir nur eine einzige Tankstelle ein, die Wasserstoff hat.“ Daum plädiert dafür, neben Tausenden Stromladesäulen auch einige Wasserstofftankstellen zu errichten.

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