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Mund-Nasen-Bedeckungen hängen zum Kauf an einer Wäscheleine in einem Laden in Erfurt. Thüringen prescht mit Lockerungen der Corona-Regeln vor.Foto: dpa/Symbol
Gefährliches Corona-Domino

Kommentar zum Tempo der Corona-Lockerungen

Magdeburg - Die Corona-Krise ist schon so lang, dass sie sich in mehrere Phasen einteilen lässt. In Phase eins, als sich das Virus bundesweit verbreitete, waren harte Maßnahmen der Politik durchaus populär. Es gab Zustimmung, als Schulen geschlossen und Masken zur Pflicht wurden. Spitzenpolitiker konnten sich profilieren. Heute ist die Stimmung eine andere: In Phase zwei kann sich profilieren, wer zügige Aufhebung der strengen Corona-Regeln verspricht.

Für Landesregierungen ist es leicht, diesen Stimmungen nachzugeben. Sachsen-Anhalt tut aber gut daran, sich nicht vom Tempo in Thüringen und Sachsen anstecken zu lassen. Dort gibt es Pläne, die strikten Landesregeln zugunsten lokaler Einschränkungen aufzuheben. Auch wenn dies nach jener Normalität klingt, die sich viele wieder wünschen: Für Sachsen-Anhalt käme diese neue Regelung zu früh.

Denn das Land hat selbst gehörig Tempo gemacht, als erstes die strengen Kontaktbeschränkungen gelockert und so einen Wettbewerb der Bundesländer zumindest in Kauf genommen. Heute lässt sich anhand der Infektionszahlen im Land sagen: Geschadet hat es nicht. Zum Glück. Doch die nächste Probe wartet schon, wenn jetzt Familienfeiern, Kongresse und Schwimmbadbesuche wieder erlaubt werden.

Und auch die Kitas wieder öffnen, wo ebenfalls Infektionsrisiko besteht. All das läuft in den kommenden Tagen an, und die Ergebnisse sehen wir erst in zwei, eher drei, vier, fünf Wochen. Es werden Wochen der Wahrheit. Schafft es Sachsen-Anhalt, mit dem Virus zu leben?

Wenn das Land im neuen Modus stabil arbeitet, ohne dass die Corona-Infektionen wieder nach oben schießen, kann über die Aufhebung der landesweiten Vorgaben gesprochen werden. Lockern ohne Testlauf wäre hingegen hochriskant. (mz)

Den Autor erreichen Sie unterjan.schumann@mz.de