Bauarbeiten für den Gesundheitscampus in Bad Säckingen haben begonnen
by Annemarie RöschDrei Arztpraxen werden am 1. Juli in einem Container-Provisorium auf dem alten Spital-Parkplatz die Arbeit aufnehmen. Ende 2021 soll das Versorgungszentrum in Bad Säckingen bezugsfertig sein.
Der Ausbau des Gesundheitscampus in Bad Säckingen macht Fortschritte: Am Montag haben die Arbeiten begonnen, damit auf dem Parkplatz des früheren Spitals Arztpraxen in Modulbauweise aufgestellt werden können. Die Container treffen am 15. Juni ein. Die Kardiologische und die Allgemeinärztliche Praxis sowie die KV-Notfallpraxis ziehen vorübergehend dort ein, bis das Spital so weit hergerichtet ist, dass die Ärzte dorthin zurückkehren können: als Teil des Ärztezentrums im Erdgeschoss.
Wie sehen Bürgermeister und Landrat die Fortschritte?
"Es ist ein toller Tag für mich, dass jetzt die Bagger anrollen", sagte Bürgermeister Alexander Guhl (SPD) am Montag bei der Vorstellung der Pläne. "Jetzt sehen die Bürger, dass tatsächlich aus dem Gesundheitscampus etwas wird." Zugleich machte er deutlich, wie bitter es für Bad Säckingen es gewesen sei, als das Spital 2017 zugunsten des Hochrhein-Klinikums in Waldshut-Tiengen geschlossen wurde. "Das war tragisch für uns, doch wir als Stadt haben nun zusammen mit dem Kreis einen guten Weg für eine gute medizinische Versorgung unserer Bürger gefunden."
Martin Kistler, der Landrat des Landkreises Waldshut, pflichtete Guhl bei. "Wir hatten schwere Tage", sagte er. "Doch wir haben gezeigt, dass wir nicht nur beschlossen haben, das Spital zu schließen, wir wollten gemeinsam auch etwas Neues entwickeln." Dies sei mit der Idee für einen Gesundheitscampus auf dem Spitalgelände gelungen. In der Bevölkerung hatte es heftige Proteste gegen die Spitalschließung gegeben. Sie fürchtete um eine gute medizinische Versorgung in Bad Säckingen.
Was bedeutet der Gesundheitscampus?
Der Gesundheitscampus soll auf dem ehemaligen Spitalgelände entstehen. Nach der aktuellen Planung wird im Erdgeschoss des einstigen Spitals ein Ärztezentrum mit insgesamt sechs Praxen eingerichtet. Darunter das Medizinische Versorgungszentrum mit angestellten Ärzten, sowie die bereits im Spital ansässigen Praxen. Auch soll es dort eine Apotheke und ein Sanitätsgeschäft geben. In die oberen Stockwerke des früheren Krankenhauses soll laut Guhl das Alten- und Altenpflegeheim St. Marienhaus des Vincentiusvereins einziehen.
Im weiteren soll das Rehaklinikum einen Neubau auf dem Campus beziehen. Das Klinikum soll dann eine geriatrische Rehaabteilung bekommen. Das alte Rehaklinikum am Randes des Campusgeländes entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.
Landrat Kistler betonte, dass eine auf geriatrische Reha ausgerichtete Klinik einmalig im Landkreis wäre, auch der benachbarte Landkreis Lörrach habe keine solche Einrichtung mehr. Deutlich wurde, dass der Landkreis Waldshut auf Patienten aus Lörrach und Umgebung hofft. "Doch auch bei uns im Landkreis gibt es eine große Nachfrage", betonte Bürgermeister Guhl. Vorrangiges Ziel einer solchen geriatrischen Einrichtung sei es, ältere Menschen wieder so mobil zu machen, dass sie zuhause weitgehend alleine leben können, hob Peter Mast hervor, der sowohl Geschäftsführer des Rehaklinikums, des Gesundheitscampus als auch und des geplanten medizinischen Versorgungszentrums ist. Eine geriatrische Rehaklinik habe einen deutlich höheren Personalaufwand als eine herkömmliche.
Wann nehmen die Praxen im Provisorium den Betrieb auf?
Schon am 1. Juli sollen die Praxen, die bisher im Spital untergebracht waren, im Provisorium auf dem Parkplatz ihre Arbeit aufnehmen. Etwa 40 Meter lang und zehn Meter breit ist das Gebäude. Die Telekom verlegt derzeit Glasfaserkabel. Wasser- und Abwasserversorgung werden bereitgestellt. Während die Ärzte im Provisorium praktizieren, wird das alte Spital umgebaut.
Wie sieht der Zeitplan für den Ausbau des Spitals aus?
Das Spital soll bis zum 1. Juli für den Umbau komplett leergeräumt sein. "Das Gebäude wird entkernt, da bleibt keine Wand stehen", sagte Peter Mast. Die Planung mit den Ärzten und Architekten stehe weitgehend. Er rechnet damit, dass der Bezug der Arztpraxen bis zum vierten Quartal 2021 möglich sein wird. Erst vergangene Woche wählte der Gemeinderat die zehn Mitglieder des Aufsichtsrats für das Medizinische Versorgungszentrum. "Insgesamt habe ich nicht mit einem so schnellen Tempo gerechnet", sagte Guhl.
Mast geht im Weiteren davon aus, dass der St. Vincentiusverein, der das Pflegeheim St. Marienhaus betreibt, bis Juni oder Juli entschieden haben wird, wie viele Etagen genau er über dem Ärztezentrum im Spital belegen möchte. Im Laufe des Jahres 2022 könnte dann laut Mast der Umzug der Pflegeeinrichtung von ihrem aktuellen Standort in der Stadtmitte in das frühere Spital erfolgen.
Wie wird der Gesundheitscampus finanziert?
Der Landkreis hat zugesagt, 12,6 Millionen Euro in den Gesundheitscampus zu investieren. Wie erst vergangene Woche bekannt wurde, fördert das Land im Rahmen des Programms Gesundheitsstandort Baden-Württemberg den Gesundheitscampus in den nächsten drei Jahren mit insgesamt 856 000 Euro. "Damit hat das Land deutlich gemacht, dass es hinter unserer Konzeption des Gesundheitscampus stehe", sagte Landrat Kistler. Sowohl er wie auch Bürgermeister Guhl betonten, wie wichtig eine sektorenübergreifende medizinische Versorgung sei.