Scheiterte EU-Forschung gegen Pandemie an der Pharmaindustrie? Studie erhebt schwere Vorwürfe
Eine Frage des Geldes?
by Martina LipplWeltweit hat ein Rennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus begonnen. Die EU wollte die Forschung offenbar schon 2018 fördern, scheiterte aber wohl an der mächtigen Pharmaindustrie.
- Forschergruppen und Pharmariesen suchen nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus Sars-CoV-2. Es ist ein Wettrennen entbrannt.
- Weltärztepräsident fordert eineCorona-Impflicht, dabei hat sich die Bundesregierung dazu schon positioniert (Update vom 20. Mai; 6.15 Uhr)
- Die US-Firma Moderna meldet bereits ermutigende Zwischenergebnisse bei einer Impfstoff-Studie (siehe Update vom 20. Mai, 15.33 Uhr).
- China vermeldet einen „Meilenstein“ in der Forschung: Erstmals zeigte ein an Menchen getesteter Impfstoff Erfolge (Update vom 22. Mai, 17.44 Uhr).
- Hier finden Sie die grundlegenden Fakten zum Coronavirus* und die Corona-News aus Deutschland. Außerdem finden Sie hier aktuelle Fallzahlen in Deutschland als Karte*. Derzeit gibt es die folgenden Empfehlungen zu Corona-Schutzmaßnahmen*.
Update vom 25.Mai 2020: Die Suche nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus ist ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Rechnung ist simpel: Je mehr Zeit vergeht, desto geringer ist die Chance, das Virus noch komplett zu besiegen. Dass wir uns offenbar selbst vor wenigen Jahren um das jetzt so wertwolle Gut „Zeit“ gebracht haben, klingt retrospektiv wie ein Treppenwitz. Doch offenbar waren die kommerziellen Interessen der Pharmaindustrie damals zu weit vertreten, weshalb die Gelder lieber in andere Projekte flossen. Zumindest lautet so der Vorwurf, der aus einem Bericht der Organisationen Global Health Advocates und Corporate Europe Observatory hervorgeht.
Coronavirus: EU scheiterte mit Vorschlag
Demnach wollte die EU schon 2018 die Pandemie-Prävention fördern. Im Rahmen des Forschungsprojekts "Initiative für innovative Arzneimittel", kurz IMI, sollte die Impfstoffentwicklung beschleunigt werden. Damit eben im Falle einer Pandemie möglichst wenig Zeit verloren gehen würde. Dies sollte beispielsweise mittels Computersimulationen und einer Analyse von Tierversuchsmodellen geschehen.
Generell soll das Programm die Medikamentenforschung in Europa stärken. Laut der IMI-Website beläuft sich das Budget der Initiative auf 5,3 Milliarden Euro. Die eine Hälfte des Geldes steuert die EU bei, die andere wird von den europäischen Arzneimittelkonzernen (EFPIA) zur Verfügung gestellt. In Form von Sachleistungen, wie zum Beispiel der Bereistellung von Laboren.
Coronavirus: Entscheidungsträger sprechen sich dagegen aus
Im Dezember 2018 wurde die Idee der EU, die Pandemie-Prävention zu fördern, jedoch in Folge eines Treffens zwischen Vertreten der Pharmaindustrie und der EU-Kommission abgelehnt. Dies belegt ein internes Protokoll. Die damalige Entscheidung wurde damit begründet, dass es bereits eine Allianz zur Entwicklung neuer Impfstoffe gebe. Ihr Name: CEPI. Eine Zusammenarbeit wurde zwar bejaht, jedoch werde eine "Co-Investition" zur Unterstützung von CEPI "nicht unmittelbar erwartet", heißt es im Protokoll.
Zudem habe die Pandemie-Prävention damals mit anderen Forschungsthemen wie Tuberkulose, Autoimmunerkrankungen und digitaler Gesundheit konkurriert, erklärt ein IMI-Sprecher im "Guardian".
Coronvirus: Projekt finanziell nicht interessant genug?
Marine Ejuryan von Global Health Advocates hält die Aussage ausschließlich für Augenwischerei: "Das war für die Pharmaindustrie finanziell nicht interessant", sagt sie. Demnach werden Forschungsthemen vor allem nach kommerziellen Gesichtspunkten ausgewählt. Dies liege vor allem auch an der weitreichenden Macht der Pharmaindustrie. Schließlich bestanden sechs von sieben Beratergruppen des letzten IMI-Programms fast ausschließlich aus Vertretern der Pharmaindustrie. Dazu zählte auch die Gruppe, die sich der Infektionskontrolle widmete.
Dem Bericht zufolge diktiert die Pharmaindustrie bereits seit Jahren die ausgewählten Forschungsbereiche. Schon im Jahr 2015 malten Recherchen ein beinahe identisches Bild. So werden Krankheiten wie Malaria und Aids kaum gefördert. Dabei spricht die Weltgesundheitsorganisation (WHO) davon, dass sie dringend untersucht werden müssten. Die Aussagen der WHO sollen eigentlich auch als Leitfaden für die IMI-Intiative dienen.
Die Studie kritisiert insbesondere, dass die IMI speziell rentable Projekte für die Pharmaindustrie subventioniere. Als Beispiele führt sie Studien über Alzheimer, Krebsleiden oder Diabetes an. Zwar stehe es außer Frage, dass auch hier weitreichend geforscht werden müsse, jedoch würde nach Ansicht der Studie die Pharmaindustrie die Forschung in diesen Bereichen auch ohne Fördergelder vorantreiben. Schließlich sei das Stück vom Kuchen weiterhin groß genug.
Coronavirus: Neutrale Instanz wird gefordert
Der Dachverband der Pharmaindustrie EFPIA wies die Vorwürfe vehement zurück. Zahlreiche Projekte aus dem Programm würden zur Erforschung von Covid-19 beitragen. Zuletzt bewilligte die EU-Kommission zusätzlich 72 Millionen Euro für das IMI-Programm, um einen Impfstoff zu finden. Nun spielt neben dem Faktor Geld auch die Zeit eine große Rolle, weshalb der ehemalige IMI-Direktor Michel Goldman gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" erklärte: "Es muss künftig eine neutrale Instanz geben, die die Interessen der Pharmaindustrie und der öffentlichen Gesundheit in Einklang bringt."
„Meilenstein“ in der Corona-Forschung: an Menschen getesteter Impfstoff zeigt Erfolge
Update vom 22. Mai, 17.44 Uhr: Ist das der Durchbruch in der Forschung? Erstmals hat sich ein möglicher Impfstoff gegen das Coronavirus bei Tests an Menschen zumindest teilweise als wirkungsvoll gezeigt. Der Wirkstoff Ad5-nCoV habe sich im sogenannten Phase-1-Versuch als sicher und gut verträglich herausgestellt, hieß es in einer am Freitag im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlichten Studie des Beijing Institute of Biotechnology. Vor allem aber habe er eine Immunabwehr-Reaktion auf das Virus Sars-CoV-2 im menschlichen Körper erzeugt. Weitere Versuche seien jedoch notwendig, um herauszufinden, ob diese Reaktion auch eine Infektion mit dem Virus verhindere.
„Diese Ergebnisse stellen einen wichtigen Meilenstein dar“, erklärte Institutsprofessor Wei Chen als Studien-Verantwortlicher in Peking. Eine einzelne Dosis von Ad5-nCoV reiche demnach aus, um in 14 Tagen bei den Probanden virus-spezifische, neutralisierende Antikörper und eine entsprechende Reaktion spezieller Abwehrzellen (T-Zellen) zu erzeugen. Er riet dazu, die Ergebnisse dennoch „vorsichtig“ zu interpretieren. „Es zeigt sich eine vielversprechende Vision für eine Entwicklung von Covid-19-Impfstoffen, aber wir sind immer noch weit entfernt von einem Impfstoff, der allen zugänglich ist“, sagte er.
Das Virus kann auch über die Muttermilch übertragen werden, es wurde bereits bei Säuglingen festgestellt.
Bundesregierung wil Impfstoffe „Made in Germany“ vor Übernahmen ausländischer Investoren schützen
Update vom 20. Mai, 15.33 Uhr: Unternehmen, die Arzneimittel und Impfstoffe „Made in Germany“ herstellen, will die deutsche Regierung besser vor Übernahmen ausländischer Investoren schützen. Dazu wird die Außenwirtschaftsverordnung verschärft. „Die aktuelle Corona-Krise zeigt , wie wichtig medizinisches Know-how und eigene Produktionskapazitäten in Deutschland und Europa in Krisensituationen sein können“, sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dazu am Mittwoch in Berlin.
International am schwersten von der Pandemie getroffen sind die Vereinigten Staaten. US-Präsident Donald Trump will nun dennoch Lockerungen angehen.
Corona-Impfstoff von US-Firma Moderna zeigt erste Erfolge
Update vom 20. Mai 2020, 12.10 Uhr: Um das Coronavirus zu stoppen, suchen Forscherteams weltweit nach einem Impfstoff. Es gibt verschiedene Kandidaten. Einer davon basiert auf mRNA-Basis und scheint nach ersten Studien-Daten vielversprechend zu sein.
Wie handelsblatt.com berichtet, hat die US-Biotechfirma Moderna ermutigende Zwischenergebnisse einer Phase-1-Studie zu seinem experimentellen Impfstoff gegen Covid-19 veröffentlicht. Bei den ersten acht Patienten konnte demnach durch die Behandlung mit dem eigens entwickelten Impfstoff mRNA-1273 tatsächlich eine Immunisierung erzeugt werden.
Bei allen Probanden hätten sich nach zwei Impfungen Antikörper gebildet. Die Konzentration sei mindestens so hoch wie bei genesen Corona-Patienten gewesen. Der Impfstoff sei dabei gut verträglich gewesen.
Das US-Unternehmen sieht sich auf dem richtigen Weg, obwohl bisher nur Daten von acht Probanden vorliegen. Die FDA hat Moderna bereits eine Phase-2-Studie genehmigt. Phase 3 könnte im Juli folgen.
Nach Angaben von Moderna hatte sich zudem in Tierversuchen mit Mäusen gezeigt, dass eine Impfung mit mRNA-1273 die Virusvermehrung in der Lunge verhindert habe.
Corona-Impfstoff: Weltärztepräsident fordert Impfpflicht
Update vom 20. Mai 2020, 6.15 Uhr: Frank Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Weltärztebundes, hat sich für eine Impfpflicht gegen das Coronavirus ausgesprochen. „Ich war für die Impfpflicht bei Masern. Ich bin auch hier für eine Impfpflicht“, sagte der 67-Jährige den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Wenn künftig ein Serum gegen das Virus zur Verfügung stehe und sich manche Bürger dann der Impfung verweigerten, stellten sie ein hohes Risiko für ihre Mitbürger dar, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden könnten, warnte Montgomery.
Die Bundesregierung hatte am Montag dagegen erneut betont, dass eine künftige Corona-Schutzimpfung keine Pflicht werden soll: „Es wird keine Impfpflicht gegen das Coronavirus geben", sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer.
Coronavirus: Impfstoff soll noch in diesem Jahr getestet werden
Update vom 18. Mai 2020: Noch 2020 soll ein potenzieller Impfstoff gegen das Coronavirus in ersten klinischen Versuchen am Menschen getestet werden. „Der Bauplan für den Impfstoff ist fertig. Jetzt muss der Impfstoff für die klinischen Tests noch produziert werden“, teilte der Leiter des Instituts für Virologie an der Universität Marburg, Prof. Dr. Stephan Becker, dem Münchner Merkur mit.
Der Impfstoffkandidat wurde unter der Leitung von Prof. Dr. Gerd Sutter von der LMU München entwickelt. Dabei handelt es sich um einen sogenannten Vektor-Impfstoff, der auf dem „Modifizierten Vacciniavirus Ankara“ (MVA) basiert. Das Impfvirus MVA wurde schon vor über 30 Jahren an der LMU als Impfstoff gegen Pocken generiert. Die MVA-Viren sind so abgeschwächt worden, dass sie als harmlose Vektoren für andere Impfstoffe dienen können.
In der nächsten Phase wird der Impfstoff laut dem Münchner Merkur auf Verträglichkeit und Anregung von Immunantworten getestet.
Der Impfstoff wird im Moment von der Firma IDT Biologika in Dessau hergestellt. Die Produktion wird wohl in etwa drei Monaten abgeschlossen sein, sodass im September starten klinische Tests starten können.
Die Entwicklung des neuen Impfstoffs läuft im Vergleich zu früheren Verfahren sehr viel schneller ab. In diesem Jahr wird er aber noch nicht zur Verfügung stehen. „Die Entwicklung ist ein langwieriger, mühsamer Prozess, vor allem die klinische Prüfung für die Zulassung eines Kandidaten“, betont Virologe Becker. „Das geht nicht in ein paar Wochen.“
Die Vorbereitung der klinischen Prüfung hat schon begonnen. Die Forscher dürfen aber er erst nach Erteilung eines positiven Votums der Ethikkommission offizielle Probanden für die Tests rekrutieren. Interessierte können sich aber schon jetzt unter der E-Mail info-covid@uke.de registrieren lassen.
Corona-Impfstoff: Doch kein „America first“ - Sanofi rudert nach massiver Kritik zurück
Update vom 15. Mai, 22.55 Uhr: Bei der Suche nach effektiven Heilmitteln und Impfstoffen zur Bekämpfung des Coronavirus* will die Bundesregierung mit den Niederlanden weiterhin eng zusammenarbeiten. Das bestätigten die Gesundheitsminister beider Länder am Freitag im Rahmen eines Treffens in niederländischen Nimwegen, so die niederländische Nachrichtenagentur ANP.
Corona-Impfstoff: Spahn begrüßt Partnerschaft mit Nachbarland
„Bis es einen Impfstoff gibt, ist die gemeinsame Suche nach innovativen Behandlungsmethoden eine Notwendigkeit“, wird Bundesgesundheitsminister Jens Spahn von der ANP zitiert. Die Niederlande liefere eindrucksvolle Beispiele für vielversprechende Forschungen, meinte Spahn nach Dialogen mit Wissenschaftlern des Medizinischen Zentrums der Radboud-Universität (Radboudumc).
Forscher* aus beiden benachbarten Ländern versuchen derzeit, einen seit langem existierenden Impfstoff gegen die Krankheit Tuberkulose gezielt für die Bewältigung des Virus Sars-CoV-2 zu modifizieren. Man hoffe, dass dadurch auch Corona-Symptome abgemildert und der Verlauf einer Covid-19-Erkrankung abgeschwächt werden kann. Das erläuterte der Nimweger Wissenschaftler Mihai Netea. Spahns niederländischer Amtskollege Hugo de Jonge bedankte sich außerdem für die Behandlung niederländischer Corona-Patienten auf Intensivstationen in Deutschland.
Corona-Impfstoff: Doch kein „America First“ - Sanofi rudert nach Kritik zurück
Update vom 15. Mai, 9.22 Uhr: Der französische Pharmakonzern Sanofi hat in Europa und Frankreich für Wirbel gesorgt: Falls es einen möglichen Corona-Impfstoff gibt, sollten die USA Vorrang haben. Denn, die USA hatten als erste die Forschung des Unternehmens unterstützt (siehe unten). Jetzt lenkt der Pharmariese Sanofi ein. In allen Regionen der Welt sollte ein Corona-Impfstoff zur gleichen Zeit verfügbar seien, sagte Verwaltungsrat-Chef Serge Weinberg dem Sender France 2. Sanofi habe verschiedene Möglichkeiten zur Produktion, berichtet boerse.ard.de. Einige davon seien in den USA, noch mehr davon aber in Europa und Frankreich.
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„Mehrere sehr gute Kandidaten“ bei Corona-Impfstoffen - Leopoldina-Experte für frühe Tests am Menschen
Update vom 14. Mai, 21.25 Uhr: Weltweit wird nach einem Impfstoff gegen das Coronavirus gesucht. Erst mit dem Impfstoff sei eine Rückkehr zu Verhältnissen wie vor der Pandemie möglich, heißt es. Doch der Weg bis ein solches Mittel massenweise verabreicht werden kann, ist weit - zu weit, meint nun ein hochrangiger Experte. Prof. Andreas Radbruch, Corona-Experte und Immunologe der Wissenschaftsakademie Leopoldina, auf deren Rat auch Kanzlerin Merkel ihre Entscheidungen stützt, sagt nun der Bild (Artikel hinter Bezahlschranke): „Es gibt mehrere sehr gute Kandidaten für einen wirksamen Impfstoff gegen SARS-CoV-2, und ich nehme an, dass auch mehrere sehr gut funktionieren werden.“
Radbruch empfiehlt dem Bericht nach, dass man diese Mittel schneller am Menschen testen solle. „Es dauert derzeit so lange, weil es, wie für jedes Medikament vorgeschrieben, viele Testphasen geben muss.“ Zumindest bei Impfstoffen, die schon etablierten Impfstoffen ähnlich seien, solle es eine Abkürzung geben, meint er.
Ein erhöhtes Risiko sieht Radbruch durch frühe Tests eher nicht. Er blickt auf den Selbstversuch des Pharma-Unternehmers Winfried Stöcker. Dieser hatte sich in seinem Labor selbst einen Stoff herstellen lassen und sich diesen verabreicht. Danach sei er nach eigenen Angaben immun.
Radbruch würde sich diesen Stoff auch injizieren, so der Immunologe zur Bild: „Wir kennen das Prinzip der Impfung mit sogenannten rekombinanten Antigenen seit Jahren. Hepatitis-B-, Influenza-Impfungen und andere funktionieren auf die gleiche Weise. Ich halte das Risiko, dass ein solcher Impfstoff nicht funktioniert, für sehr gering“.
Coronavirus: Tübinger Firma CureVac meldet Impfstoff-Erfolg - Wirbel um Sanofi-Mittel
Update vom 14. Mai, 16.58 Uhr: Abgeordnete des EU-Parlaments haben sich dafür ausgesprochen, den Zugang zu Coronavirus-Impfstoff notfalls über sogenannte Zwangslizenzen zu garantieren. Rechtlich sei es möglich, Medikamente sowie Impfstoffe auch ohne ausdrückliche Genehmigung des Originalherstellers in der EU herzustellen, betonte der gesundheitspolitische Sprecher der EVP-Fraktion, Peter Liese (CDU), am Donnerstag in einer Plenumsdebatte. Sollte ein Impfstoff zunächst in den USA oder in China entwickelt werden, müsse die EU alles dafür tun, dass der Impfstoff tatsächlich allen Ländern zur Verfügung stehe.
Mit Zwangslizenzen dürften europäische Firmen den Impfstoff ohne eine Genehmigung des Patentinhabers produzieren. Dieser würde dann mit einer staatlich festgelegten Gebühr entschädigt.
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Coronavirus: Tübinger Firma CureVac meldet Impfstoff-Erfolg
Update vom 14. Mai, 16.08 Uhr: Das Tübinger Biotechnologieunternehmen CureVac veröffentlichte am Donnerstagnachmittag erste Daten zu seinem Coronavirus-Impfstoffprojekt. Demnach habe der Impfstoff bei niedriger Dosierung positive präklinische Ergebnisse erzielt. Weiter teilte die Firma laut einem Bericht von n-tv mit, dass die vorliegenden Daten eine „ausgewogene Immunantwort, verbunden mit der Bildung einer hohen Anzahl von virusneutralisierenden Titern (VNTs) und T-Zellen“ zeigten. VNTs seien ein entscheidender Indikator dafür, ob der potenzielle Impfstoff eine starke immunologische Reaktion hervorrufen kann, die dann zur Neutralisierung des Corona-Erregers führen kann. Erste klinische Studien mit gesunden Freiwilligen will CureVac nun im Juni starten.
Unterdessen betonte Frankreich am Donnerstag in der Kontroverse über eine mögliche Bevorzugung der USA, dass ein Corona-Impfstoff des französischen Pharmariesen Sanofi für alle verfügbar sein soll. So hieß es aus Élyséekreisen, dass die Bemerkungen von Sanofi-Generaldirektor Paul Hudson zu einem Vorrang der Vereinigten Staaten in keiner Weise mit der laufenden Zusammenarbeit zwischen Sanofi und der französischen Regierung übereinstimmen würden.
Coronavirus-Impfstoff: Macron will einen Impfstoff für alle zur Verfügung stellen
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron konzentriere seine Bemühungen auf eine koordinierte und multilaterale Reaktion, damit ein möglicher Impfstoff dann für alle verfügbar sei - dieser kenne keine Grenzen. In der nächsten Woche solle es ein Treffen mit Sanofi geben.
Update vom 14. Mai, 14.31 Uhr: Nun hat sich auch die EU-Kommission zu der Ankündigung des Pharmakonzerns Sanofi, einen möglichen Impfstoff gegen das Coronavirus zuerst an die Vereinigten Staaten zu liefern, geäußert. Die europäische Behörde hat am Donnerstag die Verteilung an alle Länder gefordert. „Der Impfstoff gegen Covid-19 sollte ein weltweites öffentliches Gut sein“, betonte ein Sprecher am Donnerstag. „Der Zugang zu ihm muss gerecht und universell sein.“
Erstmeldung vom 14. Mai 2020:
Paris - Der französische Pharmagigant Sanofi hat angekündigt, einen künftigen Impfstoff gegen das Coronavirus allen anzubieten. So betonte Olivier Bogillot, der Frankreich-Chef des Konzerns, am Donnerstag im Fernsehsender BFMTV: Es sei klar, dass der Impfstoff für alle zugänglich sein werde. Aussagen das Sanofi-Generaldirektors Paul Hudson hatten sich zuvor noch etwas anders angehört und für Aufsehen gesorgt.
Coronavirus-Impfstoff soll laut Sanofi-Generaldirektor zuerst an die USA gehen
Wie die US-Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch auf ihrer Internetseite berichtete, habe Hudson in einem Interview deutlich gemacht, dass die USA bei dem Impfstoff Vorrang hätten. Die Vereinigten Staaten hätten als erste die Forschung unterstützt. Weiter zitierte die Agentur den Briten Hudson mit den Worten: Die US-Regierung habe „das Recht auf die größte Vorausbestellung“. Sanofi werde „als erstes“ die USA beliefern, da diese bei der Forschung* „das Risiko teilen“. Der Vorsprung könne Hudsons Worten zufolge mehrere Tage oder Wochen beantragen.
Bogillot bestätigte am Donnerstag nun jedoch nicht, dass die USA nach einer Entwicklung des Impfstoffs Vorrang bei der Lieferung bekommen könnten. Es stimme, dass das Pharmaunternehmen eine Zusammenarbeit mit der US-Regierung begonnen habe, räumte Bogillot laut Informationen der Deutschen Presse-Agentur ein. Er betonte außerdem, dass die EU ebenso „wirksam“ dabei helfen müsse, den Impfstoff verfügbar zu machen. Weiter sagte Bogillot laut Informationen der Nachrichtenagentur AFP, das Unternehmen werde die USA* nicht vorrangig mit einem möglichen Impfstoff versorgen, wenn die EU bei der Finanzierung seiner Entwicklung „genauso zielführend“ sei.
Coronavirus: Sanofi arbeitet seit April am Impfstoff - und will die Entwicklung beschleunigen
Hudsons Aussagen sorgten in Frankreich allerdings für Kritik an dem Pharmakonzern. Es wäre inakzeptabel, wenn ein Land einen privilegierten Zugang zu einem Impfstoff erhalten würde, sagte Agnès Pannier-Runacher, Staatssekretärin im französischen Wirtschafts- und Finanzministerium, im Radiosender Sud Radio. Mittlerweile ist offenbar auch Hudson zurückgerudert. Einer der jüngsten Twitter-Posts des Sanofi-Konzerns legt den Fokus seines Statements nun wieder darauf, dass der Impfstoff jedem Menschen unabhängig von seiner Nationalität zugänglich gemacht werden soll.
Seit April arbeitet Sanofi bei der Suche nach einem Impfstoff mit dem britischen Pharmaunternehmen GlaxoSmithKline zusammen. Doch Tests haben bislang nicht begonnen und ein erfolgreiches Mittel gegen das Virus dürfte wohl frühestens Ende nächsten Jahres verfügbar sein. Sanofi teilte nun via Twitter allerdings mit, die Teams des Unternehmens seien bemüht, die Entwicklung eines Impfstoffs zu beschleunigen. Ihr Projekt wird zum Teil von der US-Behörde für biomedizinische Forschung und Entwicklung (Barda) unterstützt. Sie ist dem US-Gesundheitsministerium unterstellt.
Coronavirus-Impfstoff: Aussagen von Sanofi-Direktor sorgten in Frankreich für Empörung
Sanofi teilte am Mittwochabend mit, dass „die Produktion auf US-Boden vorwiegend für die Vereinigten Staaten bestimmt“ sei „und der Rest der Produktionskapazitäten Europa, Frankreich und dem Rest der Welt zugeteilt“ werde. Das Unternehmen verpflichtete sich aber dazu, den möglichen Impfstoff „für jeden zugänglich“ zu machen. Ziel sei es, dass die USA, Frankreich und Europa* den Impfstoff „zur gleichen Zeit“ bekämen. In Frankreich lösten Hudsons Äußerungen vor allem deshalb Empörung aus, weil Sanofi in den vergangenen Jahren Forschungskredite in zweistelliger Millionenhöhe vom französischen Staat erhalten hatte.
In einer ARD-Sendung stellt sich Außenminister Heiko Maas den Fragen der User - eine davon wird im Internet heftig zerrissen.
Viele bisherige Nachrichten zur Entwicklung von Coronavirus-Impfstoffen lesen Sie ebenfalls bei Merkur.de*. Ende April haben beispielsweise auch in Großbritannien Impfstoff-Tests begonnen. Weitere Informationen dazu erhalten Sie im nachfolgenden Video.
Dass es auch in der Medikamentenforschung bald weitere Entwicklungen geben dürfte, darauf macht eine internationale Studie Hoffnung. Sie hat nun erstmals die Zusammenhänge bei schweren Covid-19-Verläufen entschlüsselt.
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cia mit dpa und AFP
Rubriklistenbild: © dpa / Sebastian Gollnow