Auf diese fünf Schlüsselduelle kommt es im Topspiel an
Am Dienstagabend (18:30 Uhr) steht das Highlight-Spiel des deutsche Fußballs schlechthin an: Der BVB empfängt den FC Bayern. Ein Spiel, das nicht nur aufgrund der Tabellensituation höchst brisant ist. Wir schauen sich vor dem Bundesliga-Gipfel fünf Schlüsselduelle an.
Gar keine Frage: Das Spitzenspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München bekommt nicht den Rahmen, den es verdient. Genauso ist es keine Frage, dass dieses Spitzenspiel ohne Zuschauer nicht dasselbe ist, wie mit. Dennoch hält das Duell einige interessante Spieler-Duelle parat.
Die fünf Schlüsselduelle mit Brisanz:
Mats Hummels vs. Robert Lewandowski
Die Rückkehr von Mats Hummels nach Dortmund war ein wichtiger Schritt zur Stabilisierung des BVB. Und spätestens seitdem die Schwarz-Gelben hinten in der Dreierkette agieren, zählt Dortmunds Abwehr zu den besten der Liga.
Seit dem Restart sind die Westfalen noch ohne Gegentor. Und das, obwohl Hummels gegen Wolfsburg in der Pause ausgewechselt werden musste. Doch gegen seinen Ex-Klub wird der 31-Jährige laut BVB-Trainer Lucien Favre "zu 99 Prozent" wieder zur Verfügung stehen.
Der Ex-Nationalspieler weiß wohl besser als jeder andere auf dem Platz, wie man gegen Robert Lewandowski verteidigt. Mit Ausnahme zweier Saisons spielten Hummels und Lewandowski nämlich zwischen 2010 und 2019 zusammen, zunächst in Dortmund und dann in München.
Dabei standen sie sich logischerweise auch auf dem Trainingsplatz tagtäglich gegenüber. Genauso gut wie Lewandowski über die Stärken und Schwächen seines Gegenspielers Bescheid weiß, tut dies auch Hummels.
Intuitiv und spielstark war Lewandowski auch schon zu seiner Dortmunder Zeit, auch physisch gehört er auf seiner Position zu den besten der Welt. Und gerade deshalb weiß Hummels: Über 90 Minuten ist der Pole wohl kaum in den Griff zu kriegen.
Erling Haaland vs. Jérôme Boateng
Wo der Bayern-Stürmer ist, ist auch der BVB-Stürmer nicht weit. Und auch wenn Erling Haaland am vergangenen Samstag beim 2:0 in Wolfsburg ausnahmsweise mal kein Tor oder keinen Scorerpunkt beisteuerte, hat der Norweger einmal mehr bewiesen, dass er nahezu jede Abwehr vor Probleme stellen kann.
Dem 1,94-Meter-Sturmtank scheint die Corona-bedingte Zwangspause nichts ausgemacht zu haben, er ist omnipräsent wie zuvor.
Sein Gegenspieler Jérôme Boateng wird am Dienstagabend gut daran tun, den im Alltag gebotenen Mindestabstand von 1,5 Metern ja nicht einzuhalten, ansonsten wird es für die Bayern eng.
Doch die Voraussetzungen stehen gut, denn Boateng spielt so gut wie schon lange nicht mehr. Er wirkt sehr fit und spritzig, fast wie zu seiner Hochzeit rund um den WM-Titel 2014.
Rein physisch begegnen sich Haaland und Boateng absolut auf Augenhöhe, im wahrsten Sinne des Wortes. Genau das braucht der Tabellenführer aus München aber auch gegen den BVB-Stürmer, denn ansonsten gibt es im Defensivverbund keinen Spieler, der Haaland im Eins-gegen-Eins verteidigen kann.
Erfahrung hat Boateng seinem Konkurrenten zweifellos voraus, doch Haaland ganz ausschalten wird auch er nicht können. Dafür ist der Winterneuzugang zu ausgebufft.
Jadon Sancho vs. Alphonso Davies
Das Duell des BVB gegen den FC Bayern ist auch jenes der beiden aufregendsten Youngster der Bundesliga. Sowohl Jadon Sancho als auch Alphonso Davies sind körperlich und fußballerisch für ihr junges Alter unglaublich weit und auch deshalb heiß begehrt.
An guten Tagen spielt Sancho auch gerne mal eine komplette Abwehrreihe schwindlig. Das ist ihm durchaus auch am Dienstag zuzutrauen, wenngleich der 20-Jährige in den bisherigen Topspielen fast immer blass blieb.
Ob ihm das gelingt, wird vorrangig von seinem Gegenspieler Alphonso Davies abhängen. Der ist nicht minder langsam, was vor allem die Laufduelle spannend machen wird. Zudem bekleidet der Kanadier die Linksverteidigerposition weitaus stabiler, als es viele zuvor erwartet haben.
Der 19-Jährige spielt clever und lässt zudem auch stets sein offensives Können aufblitzen. Aufgrund der jüngsten Eindrücke, vor allem aber der Entwicklungsschritte in 2020 dürfte Davies hier leichte Vorteile haben.
Emre Can vs. Thomas Müller
Emre Can war neben Erling Haaland der zweite Wintertransfer des BVB. Und auch dieser bewies sich als echte Verstärkung. Allen voran seine Kämpfermentalität ist ein Puzzleteil, das den Dortmundern bislang gefehlt hat.
Doch, wer den Nationalspieler nur auf seine Robustheit reduziert, tut ihm unrecht. Auch fußballerisch gibt er der Mannschaft wichtige Elemente, wie beispielsweise bei seinem traumhaften Debüt-Tor in Leverkusen.
Als Abräumer vor der Abwehr ist er ungleich wertvoller - vor allem im direkten Duell mit Thomas Müller. Denn Can ist derjenige, der die Kreise des Raumdeuters am ehesten ausmachen und dann auch ausschalten kann.
Müllers unorthodoxe Spielweise sucht ihresgleichen, ebenso seine Interpretation der "Mia-san-Mia"-Mentalität. Seit Hansi Flick am Ruder sitzt, gelang es quasi keinem Gegenspieler, ihn auszuschalten. Das wird auch für einen Emre Can eine große Aufgabe.
Mahmoud Dahoud vs. Joshua Kimmich
Zum Abschluss blicken wir auf eine Paarung, die vor dem Restart wohl niemand so auf dem Zettel hatte. Nachdem Dahouds Anstellung beim BVB schon fast den Stempel Missverständnis verpasst bekam, überzeugte der zentrale Mittelfeldspieler bei den jüngsten beiden Erfolgen.
Und das mit genau jenen Stärken, die man bei ihm insbesondere in der laufenden Saison vermisst hatte: Übersicht, Spielverständnis und Passspiel. Man könnte meinen, dass er im Blatt von Trainer Lucien Favre der Joker ist, der plötzlich zum Vorschein kommt.
Genau diesen Eindruck kann Dahoud im Topspiel bestätigen. Ungewollt aber auch jenen, dass er sich bei fehlender Zuschauerkulisse wohler fühlt als bei ausverkauftem Haus.
Bei seinem Kontrahenten müsste man wiederum lange überlegen, wann er denn zuletzt nicht seine Leistung abgerufen hat. Joshua Kimmich verstand es auch schon als Rechtsverteidiger, seine fehlende Körpergröße durch Galligkeit und geschickte Zweikampfführung auszugleichen.
Das hat er auf der ungleich zweikampfintensiveren Position vor der Abwehr nun perfektioniert. In Punkte Übersicht und Passpiel ist er seinem Gegenüber überlegen. Zudem sind auch seine Standards immer eine gern genommene Waffe beim Rekordmeister.
Gerade in der Abwesenheit von Thiago ist Kimmich das Gehirn des Bayern-Spiels - und zugleich auch die Schaltzentrale. Auch wenn das Duell sicherlich interessant ist, ist es auch zugleich das eindeutigste. Was aber nicht heißen soll, dass damit auch das Duell der beiden Spitzenvereine entschieden ist.
Luis Holuch