Hüttenleben zu Coronazeiten

SAC-Hütten vor grossen Herausforderungen

by

Wegen der Schutzmassnahmen ist momentan vieles anders in den Hütten. Ein Blick auf die Doldenhorn-Hütte bei Kandersteg.

Social Distancing statt Massenlager: Es ist ein spezieller Saisonstart für das Betriebswarte-Paar Fritz und Heidi Wenger auf der Doldenhorn-Hütte bei Kandersteg am vergangenen Wochenende. «Willkommen auf unserer Hütte – unter etwas anderen Bedingungen», ruft Hüttenwart Fritz Wenger den ersten Gästen mit einem Lachen entgegen. Mit einem zwei Meter langen Bambusstab Marke Eigenbau hält er sie gleichzeitig auf die vom Bund geforderte Distanz. Die Gäste scheinen die humorvolle Begrüssung zu schätzen.

Es ist vieles anders auf der Doldenhorn-Hütte im Vergleich zu früheren Jahren. Die Hütte bieten sonst rund 40 Gästen Platz zum Übernachten – neu sind es maximal 18 Gäste pro Nacht. Wengers haben das Massenlager in kleinere Zimmer unterteilt, damit jede Gruppe ein eigenes Zimmer erhält.

Massnahmen gelten auch auf 1915 Meter über Meer

Die neue Situation ist für das Hüttenwarte-Paar eine Herausforderung: «Wir haben hier sehr wenig Platz. Unten beim Essen sowie oben beim Schlafen», sagt Fritz Wenger. Die kleine Terrasse vor dem Haus wurde mit weniger Tischen als üblich bestückt, im Gras vor der Hütte haben Wengers Tische, Liegestühle und auch improvisierte Sitzgelegenheiten wie Schlitten aufgestellt, damit die Gäste auch untereinander Distanz halten können.

Überall stehen Desinfektionsspender bereit, und vor der Hütte informiert eine grosse Tafel, dass die Hygiene-Massnahmen auch hier auf 1915 Meter über Meer gelten.

Hohe Umsatzeinbussen wegen Corona

Während die Doldenhorn-Hütte ohnehin erst an Auffahrt eröffnet worden wäre, war der Einschnitt für andere SAC-Hütten schon früher und damit deutlich stärker spürbar, wie Bruno Lüthi weiss, Bereichsleiter Hütten beim SAC. «Einzelne Hütten mussten nach wenigen Tagen gleich wieder schliessen wegen der Coronakrise», so Lüthi.

Die Auswirkungen der Coronakrise für die Hütten bezeichnet er als «schwer und bitter». Einigen sei die ganze Frühlingssaison weggebrochen. Für viele SAC-Hütten ist dies die wichtigste Zeit im Berg-Jahr. Und nun mussten viele während zwei Monaten ganz dicht machen. Lüthi beziffert die Umsatzeinbussen auf sieben Millionen Franken, was einem Viertel des ganzen Jahresumsatzes entspreche. «Das wieder aufholen, wird unmöglich sein», sagt Lüthi.

Wie die Doldenhorn-Hütte gehen viele der 153 SAC-Hütten Ende Mai und Anfang Juni wieder auf. Doch auch sie müssen die Hygiene-Massnahmen des Bundes umsetzen. Gerade für kleinere und ältere Hütten werde das «sehr schwierig», sagt Bruno Lüthi vom SAC. Wenn trotz Schutzmassnahmen eine Belegung von 50 Prozent erreicht werden könne, sei das schon nicht schlecht. Einige Hütten würden aber einiges weniger an Gästen aufnehmen können. Für sie werde es wirtschaftlich sehr schwierig.

Anspruchsvoller Sommer steht bevor

Der SAC-Zentralverband versuche die Hütten zu unterstützen, wo es gehe – etwa auch via Fundraising. Beim SAC hofft man jetzt auf einen langen Sommer mit vielen Gästen, die auch Geduld mitbringen.

Gerade für die Hüttenwarte werde der Sommer sehr anspruchsvoll. «Es gibt viel Zusatzaufwand», sagt Lüthi. So muss etwa deutlich mehr gereinigt und gewaschen werden. Auf der anderen Seite würden die Gäste auch profitieren, da sie zum gleichen Preis mehr Platz und mehr Komfort vorfinden würden.

https://www.srf.ch/static/cms/images/1280w/f01af5.jpg
Die Familie Wenger ist positiv überrascht.SRF

«Die Leute machen mit»

In der Doldenhorn-Hütte zieht das Hüttenwarte-Paar Wenger nach dem Eröffnungstag Bilanz. «Ich bin positiv überrascht», sagt Heidi Wenger. «Die Leute machen mit, halten sich an die Regeln und halten die Abstände ein.» Es habe eine gute Stimmung geherrscht.

Nach diesem ersten Prachtwochenende mit vielen Gästen hoffen auch Wengers auf einen schönen Bergsommer mit vielen Tagestouristen. Denn diese werden nun umso wichtiger, wenn die Anzahl Betten in den Hütten reduziert ist.