Jugendarbeit in Corona-Zeiten
by Claudia MüllerDie Jugendreferenten von Ihringen und Breisach versuchen trotz Einschränkungen den Kontakt zu den Jugendlichen zu halten.
Die Sofas leer, der Kicker verwaist: Seit mehr als zwei Monaten sind der Breisacher Casino Jugendclub und das Ihringer Jugendzentrum wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Wann wieder geöffnet werden darf, ist unklar. Für die Jugendreferenten macht das die Arbeit schwieriger, doch sie halten mit kreativen Ideen dagegen.
Im Ihringer Jugendzentrum ist der Montagnachmittag schon seit einiger Zeit für Mädchen reserviert. Und auch wenn sich die Jugendlichen derzeit nicht treffen dürfte, findet der Mädelsnachmittag statt. Dann wird eben online und per Videokonferenz gemeinsam gebacken, gebastelt und Yoga gemacht. "So können wir Kontakt halten und den Mädchen Abwechslung bieten", sagt Carina Laule, die Jugendreferentin von Ihringen.
Wieder Beratungsgespräche
Weil vieles nicht wie gewohnt möglich ist, müssen andere Lösungen her. An Ostern hatte Laule mit ihrer Kollegin rund um das Jugendzentrum Osternester versteckt. Wer sich vorab anmeldete, durfte eins suchen, finden und mit nach Hause nehmen. Immerhin durchs Fenster habe sie mit den Jugendlichen kurz reden können.
Seit knapp zwei Wochen könnten die jungen Leute auch wieder zum Beratungsgespräch vorbeikommen. Persönlich, aber natürlich nur mit Termin und im nötigen Abstand. Um das Thema Corona gehen es in diesen Gesprächen aber selten.
"Ich haben den Eindruck, dass die Jugendlichen davon die Schnauze voll haben", erzählt sie. Das Virus und seine Folgen seien ohnehin ein omnipräsentes Thema, da rede man dann lieber über anderes.
Chats und Videokonferenzen
Auch Breisachs Jugendreferent Philipp Dockweiler stützt sich nun verstärkt auf alternative Möglichkeiten wie Chats und Videokonferenzen, um den Kontakt mit den Jugendlichen zu halten. Das reiche vom Gespräch bis zu ganz konkreten Anliegen, erzählt er. So habe er online auch schon Nachhilfe in Mathe gegeben.
Der Casino Club sei an der Ideenwerkstatt der Stadt beteiligt. Aktuell betreue er ein Fotoprojekt, berichtet Dockweiler. Aus Legosteinen, Bauklötzen, Playmobil oder ähnlichem sollen zuhause Breisacher Bauwerke nachgebaut und das Ergebnis als Foto an die Stadt geschickt werden.
Mobile Jugendarbeit nicht möglich
Doch trotz all der neuen Möglichkeiten, die das Internet bietet – für die Jugendreferenten bleibt vieles auf der Strecke, wenn der persönliche Kontakt fehlt. Manche Jugendlichen, die sonst im Casino Jugendclub vorbeigeschaut haben, sind für Dockweiler nun nicht mehr zu erreichen. Auch die mobile Jugendarbeit kann das nicht ersetzen. So sei im öffentlichen Raum – auf Straßen, Plätzen und Schulhöfen – spürbar weniger los, berichtet er.
Dass der Casino Jugendclub aber irgendwann ohne Jugendliche dastehen könnte, diese Gefahr sieht Dockweiler nicht. Das Interesse sei bei vielen weiterhin da, immer wieder bekäme er Anfragen, wann das "Juze" denn endlich wieder aufmache. Auch Laule geht davon aus, dass trotz des Dämpfers in der Beziehungsarbeit viele Kontakte zu den Jugendlichen bestehen bleiben. Sie hofft sogar auf einen kleinen positiven Effekt, wenn das Ihringer Jugendzentrum wieder öffnen darf. "Vielleicht werden manche lieber kommen und es wieder zu schätzen wissen, wenn wieder Normalität einkehrt", meint sie.
Räume wurden gestrichen
Wann das sein wird, wissen weder Dockweiler noch Laule. Die Landesregierung bleibe da noch sehr ausweichend, sagt Laule. Vor dem 5. Juni würden die Jugendzentrum aber nicht öffnen, da ist sie sich sicher. Langweilig werde ihr bis dahin aber nicht.
So soll das Jugendhearing, das für die Beteiligung der Jugendlichen beim Ihringer Gemeindeentwicklungskonzept sorgen, demnächst digital stattfinden. Auch das Sommerferienprogramm müsse vorbereitet werden, auch wenn das eine Planung ins Ungewisse ist. Noch ist nämlich unklar, ob das Angebot überhaupt erlaubt sein wird.
Die Mitarbeiter des Ihringer Jugendzentrums haben die ruhigeren Wochen auch genutzt, um die Räume des Gebäudes am Hinterhöfweg neu zu streichen. Türkisblau und weiß sind die Wände nun. Über die Farben durften die Jugendlichen abstimmen, das geht schließlich ebenfalls gut online.