Eschborn
Bürgermeister in Eschborn: Start ins Amt als Krisenmanager
by Jürgen StreicherAdnan Shaikhs erste 100 Tage als Bürgermeister in Eschborn sind von der Corona-Pandemie geprägt.
Natürlich hat er sich seine ersten 100 Tage als neuer Bürgermeister anders vorgestellt. Voller Optimismus und Tatendrang, wie sich das gehört für einen „neuen Besen“ im Rathaus. Nun wird Adnan Shaikh (CDU) wohl als Corona-Bürgermeister in die Rathaus-Geschichte eingehen – zumindest was diese ersten Tage angeht, in denen er eher als Krisenmanager unterwegs war. Kaum war die „sehr positiv aufgenommene“ Vorstellungsrunde bei den Mitarbeitern der Stadtverwaltung, in den 16 Kindertagesstätten, in Senioreneinrichtungen und auf dem Bauhof durch und die Fastnachtszeit mit Auftritt im Umzug vorbei, ging es fast nahtlos in den Corona-Modus über, der seit nun 70 Tagen anhält. Inklusive sechs Tagen häuslicher Quarantäne, weil er bei einem Treffen von Bürgermeistern neben dem Kollegen aus einer Nachbarkommune gesessen hatte, der Tage später positiv getestet wurde.
Weder auf den einen (Corona-Bürgermeister) noch auf den anderen Titel (Krisenmanager) legt der 46 Jahre alte Shaikh großen Wert. „Mein Beitrag dazu, dass wir die Krise gut überwunden haben“ – das solle am Ende wichtig sein. Dass Eschborn nach dieser „täglichen Herausforderung, auf die wir reagieren müssen“, wieder gut aus dem Krisenmodus herauskomme. Die nötige „Kraft und den Zusammenhalt auf vielen Ebenen und den absoluten Willen“ erlebe er täglich, einen „Ruck in der Bürgerschaft, Disziplin und Verantwortungsbewusstsein“, die Mut machten für die Zukunft. Etwa die Gründung von Initiativen, die beispielsweise den örtlichen Einzelhandel und die Gastronomie stützen sollen, wie: #Ausliebezueschborn und www.bleib-in-eschborn.de, oder Nachbarschaftshilfe organisieren (ich-will-mithelfen@eschborn.de).
Antrittsbesuche bei Unternehmen
Mit Spekulationen zur möglichen Größenordnung von Ausfällen bei der Gewerbesteuer hält sich Shaikh zurück, stimmt nicht ein in den Chor derer, die allesamt düstere Prognosen für die Kommunen in den Mittelpunkt stellen. „Welche wirtschaftlichen Konsequenzen die Corona-Pandemie haben wird, kann man in diesen Tagen nicht sagen“, so Shaikh.
Dies will er bei Antrittsbesuchen in den ansässigen Unternehmen mit deren Führungsebenen erörtern, die „aktuelle Situation“ habe diese bisher verhindert. „Mit aller Kraft“ werde er sich dafür einsetzen, den Gewerbesteuerhebesatz stabil auf 330 Prozentpunkten zu halten. Dieses Versprechen wird er überall dabeihaben, entscheiden wird darüber das Stadtparlament, wenn der neue Haushalt im Herbst aufgestellt wird. Im Wahlkampf haben SPD und Grüne den CDU-Mann Shaikh unterstützt.
Große Erfolge bei Sachthemen, wie sie bei 100-Tage-Bilanzen gerne präsentiert werden, kann Adnan Shaikh aufgrund der besonderen Konstellation naturgemäß nicht vorweisen. In den Vordergrund gedrängt hat sich durch die Verlagerung der Verwaltungsarbeit ins Homeoffice die Aufgabe, den Ausbau der Digitalisierung mit Nachdruck voranzutreiben. Immerhin: Mit neuen Accounts bei Facebook und Instagram hat die Stadt Eschborn nun neben der Homepage zwei weitere Kanäle für die Kommunikation. Digitale Dienste sollen ausgebaut werden, um in Zukunft Gänge zum Rathaus zu ersparen. Auch ein Onlineportal für Bewerbungen ist eingerichtet.
Mit Sinn für Pragmatismus wurde die Absage der groß geplanten Feier zum Jubiläum „1250 Jahre Eschborn“ verbunden. Die Party wird mit allen vorgesehenen Highlights ins nächste Jahr verlegt. Shaikh: „Wir feiern dann halt 1250 plus ein Jahr, noch intensiver, heftiger, freudvoller.“ Die üblichen „Summertime“-Veranstaltungen sollen auch in diesem Jahr stattfinden, allerdings als „Light-Version“ für maximal 100 Besucher. In Vorbereitung sei ein kleines Festival in den Ferien mit Theater und Musik unterschiedlicher Stilrichtungen auf Schulhöfen und Sportplätzen, alles Open Air und in Zusammenarbeit mit Vereinen.