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Trotz Corona gehen die Arbeiten auf den meisten Baustellen weiter.© Monika Müller
Wirtschaft

Corona-Krise kann Bautätigkeit in Frankfurt nicht stoppen

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Die Stadt Frankfurt erwartet allerdings einen leichten Rückgang bei den Bauanträgen. Werden künftig weniger Gewerbebauten gebaut, weil mehr Banker im Homeoffice arbeiten?

Die Corona-Pandemie hat die Bautätigkeit in Frankfurt am Main nicht gebremst. Das ist zumindest die offizielle Bilanz der Stadt. „Die 4000 Hochbaustellen in Frankfurt sind ganz normal weitergelaufen“, sagte die Leiterin der städtischen Bauaufsicht, Simone Zapke, im Gespräch mit der FR. In den Containerbüros auf den Baustellen werde mit Mundschutz gearbeitet. Auch bei den Bauanträgen habe man „in den ersten drei Monaten des Jahres keinen signifikanten Rückgang“ festgestellt, sagte Zapke dann in der offiziellen Pressekonferenz der Stadt zum Baugeschehen. Im zweiten Quartal könne sich das allerdings ändern.

Auch Planungsdezernent Mike Josef (SPD) erwartete allenfalls „eine leichte Delle“ im Wohnungsbau durch die Corona-Pandemie. „Wir haben auch in Zeiten von Corona fleißig gearbeitet“, so der Stadtrat. Die Bauaufsicht bot lediglich zwischen dem 20. April und dem 20. Mai keine persönliche Beratung an. Josef zählte neue Baugebiete mit rund 5500 Wohnungen auf, bei denen in den kommenden zwölf Monaten die Pläne entweder öffentlich ausgelegt oder sogar genehmigt würden. Er nannte das frühere Mercedes-Benz-Areal im Ostend mit 454 Wohnungen, das ehemalige Siemens-Grundstück südlich der Rödelheimer Landstraße mit 2000 Wohneinheiten, den Rebstock mit 900 Wohnungen, das Hilgenfeld mit 800 und das Avaya-Areal im Gallus mit 1200 Wohnungen.

Bauanträge

Die Summe aller genehmigten Bauanträge in Frankfurt erreichte 2019 einen Wert von 1,28 Milliarden Euro. Den ersten Platz belegte der Wohnungsbau mit 388 Millionen Euro, gefolgt vom Flughafenausbau mit 248 Millionen Euro und Bürobauten mit 144 Millionen Euro.

Bemerkenswert sind die 114 Millionen Euro für den Sport, dahinter steckt insbesondere die neue DFB-Akademie in Niederrad.

Mikro-Appartments , die als superteure Wohnform kritisiert werden, verlieren an Bedeutung. Nur noch 155 Stück genehmigte die Stadt Frankfurt im vergangenen Jahr, 2018 waren es noch 902 gewesen. (jg)

Im vergangenen Jahr sind in Frankfurt 3583 Wohnungen fertiggestellt worden, eine leichte Steigerung gegenüber 2018 mit 3421 und ein deutlicher Rückgang gegenüber dem Rekord von 2017 mit 4722 Wohnungen. Josef sah für 2019 aber immer noch „einen Spitzenwert im bundesweiten Vergleich“. Innerhalb von vier Jahren seien damit 15 000 Wohnungen entstanden. Eine positive Entwicklung sah der Stadtrat auch bei den Baugenehmigungen für Wohnungen, es waren 5829 im vergangenen Jahr, das war allerdings ein deutlicher Rückgang gegenüber 2018 mit 7329.

Der Sozialdemokrat stellte heraus, dass immer mehr Sozialwohnungen für ärmere Menschen entstünden. Hier habe er 2016 bei seinem Amtsantritt lediglich einen jährlichen Zuwachs von 25 registriert, im vergangenen Jahr seien 639 neue Sozialwohnungen auf den Markt gekommen. Josef urteilte, dass Frankfurt ungeachtet der Corona-Pandemie für weiteren Zuzug von Menschen attraktiv bleibe. „Wir werden auch weiter ein Wachstum stemmen müssen.“ Eine strukturelle Veränderung infolge von Corona hielt der Dezernent allerdings für wahrscheinlich: Das Homeoffice in den Banken und Dienstleistungsunternehmen, von denen Frankfurt wirtschaftlich lebe, werde zunehmen. Dies könne zu „Ausfällen“ bei gewerblichen Bauprojekten führen.

Die Leiterin der Bauaufsicht ergänzte, dass die Digitalisierung auch in ihrem Verantwortungsbereich fortschreite. Im Jahr 2022 wolle das Amt den gänzlich digitalen Bauantrag ermöglichen. „Die Zeiten, in denen umfangreiche Bauanträge mit einem kleinen Lastwagen vorgefahren wurden, sind dann endgültig vorbei“, urteilte Zapke.

Ein großes Thema bleibt in Frankfurt der Bestandsschutz von vorhandenem Wohnraum. Durch Beratung und durch Kontrollen konnte die Bauaufsicht 2019 insgesamt 379 illegal umgenutzte Wohnungen für den allgemeinen Wohnungsmarkt zurückgewinnen. Allein 341 von ihnen waren als kurz befristete sogenannte „Residenzwohnungen“ für Geschäftsleute angeboten worden. Weitere 26 Wohnungen sollten als Feriendomizile dienen.