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Die Kinderbetreuung in Langen liegt im Argen.© Sebastian Gollnow/dpa/Symbolfoto
Langen

Kein Platz im Langener Kindergarten

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Eltern, die ihr Kind nicht mehr in die Kinderkrippe schicken können, müssen in Langen bis zu einem Jahr ohne Betreuung auskommen, weil Kindergartenplätze fehlen.

Die Kinderbetreuung in Langen liegt im Argen: Es gibt viel zu wenig Kitaplätze. Im Vorjahr gab es deshalb Kinder, die erst mit vier Jahren den Kindergarten besuchen konnten. In diesem Jahr weitet sich das Problem sogar noch aus: Eltern, die ihr Kind bisher in der Krippenbetreuung hatten, bekommen nun im Anschluss keinen Kindergartenplatz. Das erklärt zumindest eine junge Mutter, die namentlich nicht genannt werden will. Für die Eltern hieße das: Bis zu einem Jahr ein unbetreutes Kind zu Hause – und damit auch kein zweites Einkommen mehr, das bei den Langener Mietpreisen aber dringend notwendig wäre.

Die junge Mutter schätzt, dass deutlich über 50 Prozent der Kinder des Jahrgangs 2017 in diesem Jahr in Langen keinen Kindergartenplatz bekommen. „Wir hatten das Glück, dass unsere Tochter seit dem ersten Geburtstag in die Krippe gehen konnte“, sagt sie. Doch Ende dieses Jahres wird das Kind drei Jahre alt, darf aufgrund der gesetzlichen Altersbeschränkung nicht mehr in die Krippe gehen und wird zu Hause bleiben müssen. Das sei für ihre Tochter, die die sozialen Kontakte aus der Krippe gewohnt sei, sehr traurig. Auf Nachfrage beim Fachdienst Kinderbetreuung hat die Mutter erfahren, dass 30 Krippenkinder des Jahrgangs 2017 keinen Platz im Kindergarten haben.

Kitaplätze fehlen

Die Voranmeldeliste weist in Langen aktuell 289 Kinder aus, die in diesem Jahr einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz haben.

197 ein- bis dreijährige Krippenkinder mit einem Rechtsanspruch auf Betreuung stehen ebenfalls auf der Warteliste.

Erst 2022, spätestens 2023 wird es laut Erstem Stadtrat Stefan Löbig in Langen „eine Vollversorgung in derKinderbetreuung geben“. ann

Eine Tagespflegeperson als Ersatzbetreuung zu finden, sei schwierig, weil diese Betreuungsform vorrangig für Ein- bis Dreijährige vorgesehen sei. „Es ist unwahrscheinlich, dass Tageseltern Dreijährige neu aufnehmen.“ Der Kreis Offenbach habe auf Nachfrage auf den Klageweg verwiesen, doch Gerichte würden oft gegen die Eltern entscheiden.

Das zentrale Vergabesystem für Kitaplätze wollen die Eltern der Stadt Langen nicht ankreiden. Es sei gut, dass es ein solches transparentes System mit Punkten gibt. „Es scheitert nur daran, dass es zu wenig Plätze gibt.“

„Wir arbeiten mit Hochdruck daran, neue Kitas zu errichten“, sagt Erster Stadtrat Stefan Löbig (Grüne). Eine Kita lasse sich nicht innerhalb von drei Monaten bauen, und auch das Kita-Personal müsse erst gefunden werden. Der Bedarfs- und Entwicklungsplan für die Kinderbetreuung sehe vor, dass bis zum Jahr 2023 insgesamt 528 Kindergartenplätze und 177 Krippenplätze geschaffen werden.

Die riesigen Neubaugebiete, die derzeit in Langen entstehen, sieht er nicht als Problem. Dort seien Kitas von vornherein eingeplant, „dafür gibt es Planzahlen“, so Löbig. Problematisch dagegen seien die vielen Bestandswohnungen, die verkauft wurden und werden. „Statt einer Person mit Pflegepersonal wohnt in den Häusern nun eine Familie mit Kindern.“ Das lasse Langen zusätzlich wachsen, sei aber statistisch weder vom Land noch vom Bund so vorhergesagt worden. Die steigende Geburtenrate habe das Übrige dazu getan. „Die Bertelsmann-Stiftung lag jahrelang daneben“, sagt Löbig.