Nach Vorwürfen der Kindeswohlgefährdung
Petition fordert Rückkehr der Ballettschulleiter in Berlin
Die private Initiative "Save The Dance" hat sich mit einer Petition an das Berliner Abgeordnetenhaus gewandt. Darin fordern Vertreter der Tanzszene, dass die freigestellten Leiter der Staatlichen Ballettschule Berlin und Schule für Artistik wieder beschäftigt werden sollen und die Freistellung aufgehoben werden soll.
Schulleiter Ralf Stabel und der Künstlerische Leiter der Ballettschule, Gregor Seyffert, waren vom Dienst freigestellt worden, nachdem der rbb im Januar über Vorwürfe der Kindeswohlgefährdung berichtet hat. Die Leitung der Schule soll ein Klima geschaffen haben, in dem sich betroffene Schüler nicht getraut haben sollen, gegen sehr harte Trainingsmethoden, Bodyshaming, körperliche Gewalt und Fälle von Magersucht aufzubegehren.
Die Freigestellten reagierten bisher nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme, sondern verwiesen auf die Senatsverwaltung für Bildung.
Existenz der Schule steht nicht in Frage
Die Verfasser der am Montag veröffentlichten Petition fordern neben der Wiedereinsetzung der alten Schulleitung, die Schule "in ihrer derzeitigen Struktur" zu erhalten, also mit Auftritten mit dem Landesjugendballett und der Möglichkeit auf einen Bachelor-Abschluss. Mit dem Erhalt sollen nach dem Willen der Unterzeichner strukturelle Weiterentwicklungen im Sinne des Auftrags der Schule sowie Verbesserungen in der Ausstattung und der Personalstruktur einhergehen.
Die Existenz der Schule sowie der Bachelor stehen zurzeit allerdings nicht in Frage. Auf der Seite der Initiative finden sich zudem Äußerungen beispielsweise von Eltern, die Veränderungen an der Schule wünschen. Sie kritisieren insbesondere rigide Unterrichtsmethoden, die über ein notwendiges Maß an sportlichem Training hinausgehen und fordern, dass die entsprechenden Lehrkräfte die Schule verlassen sollen.
Kündigung der Leiter wird erwartet
Die Senatsverwaltung für Bildung hatte im Januar eine Aufklärungskommission und im Februar eine Clearingstelle eingerichtet, um den Vorwürfen der Kindeswohlgefährdung nachzugehen. In ihren beiden Zwischenberichten kritisierten sie Klima und Methoden an der Ballettschule heftig.
Die Clearingstelle unter der Leitung von Elke Nowotny und Arthur Kröhnert geht davon aus, "dass sich Kindeswohlgefährdung durch physische und psychische Misshandlung, emotionale Vernachlässigung, Vernachlässigung der Gesundheitsfürsorge sowie der Fürsorge- und Aufsichtspflicht erkennen lässt". Die Aufklärungskommission berichtete von einem "Klima der Angst". Sie will im Mai mit den beiden freigestellten Leitern sprechen. Abschließende Berichte sind für den Herbst angekündigt.
Ralf Stabel und Gregor Seyffert gehen derzeit vor dem Landesarbeitsgericht gegen ihre Freistellung vor, eine Entscheidung wird es aber vermutlich nicht mehr in diesem Jahr geben. Derzeit gilt die außerordentliche Kündigung der beiden Männer durch die Senatsverwaltung für Bildung als sicher. Ihre Stellen sind bereits ausgeschrieben.
Sendung: Abendschau, 25.05.2020, 19:30 Uhr