https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.4857436/1408x792?v=1590414475
Noch gibt es kein zugelassenes Medikament gegen Covid-19. In einer klinischen Studie sollen jetzt Patienten vier Wochen lang eine Tablette mit dem Wirkstoff ABX464 nehmen.
(Foto: Hans-Jürgen Wiedl/dpa)

Covid-19-Medikament wird in Deutschland getestet

by

Während sich immer mehr Menschen mit dem Coronavirus infizieren, beginnen Wissenschaftler, mehr über den neuen Erreger und seine Auswirkungen zu verstehen. Viele Erkenntnisse sind vorläufig und werden im Laufe der Zeit bestätigt, ergänzt oder korrigiert werden.

Covid-19-Medikament ABX464 wird in Deutschland getestet

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn hat den Wirkstoff ABX464 zur klinischen Prüfung mit Covid-19-Patienten zugelassen. Das bestätigte am Montag ein Behördensprecher. Das mögliche Medikament wird von dem französischen Biotechunternehmen Abivax SA erprobt. Das BfArM hat derzeit nach eigenen Angaben 22 klinische Prüfungen im Kontext von Covid-19 genehmigt.

Nach Abivax-Angaben geht es um eine placebokontrollierte Studie zur frühzeitigen Behandlung von 1034 älteren Covid-19-Patienten oder Hochrisikopatienten. Davon sollten 200 in Deutschland rekrutiert werden, teilte das BfArM mit. Die Studie soll ergründen, ob ABX464 die Vervielfältigung des Virus bei diesen Patienten unterbinden kann. Vor allem geht es aber darum herauszufinden, ob der Wirkstoff die oft beobachte Überreaktion des Immunsystems verhindern kann, die dann zu gefährlicher Atemnot führt.

Für die Studie benötige man deshalb Patienten, denen es noch relativ gut gehe, da man andernfalls diesen Nachweis nicht erbringen könne, sagte der deutsche Studienleiter Christoph Boesecke von der Uniklinik Bonn der Deutschen Presse-Agentur. Jeder Patient wird etwa vier Wochen behandelt und nimmt in dieser Zeit eine Tablette am Tag ein. Obwohl die Prüfverfahren bei Covid-19 derzeit schneller durchgewunken würden, werde es wohl bis nächstes Jahr dauern, ehe die Ergebnisse vorlägen, sagte Boesecke. ABX464 komme ursprünglich aus dem HIV-Bereich, erläuterte der Mediziner. Es ist dort aber auch noch in der Studienphase. Auch als Mittel zur Behandlung der Darmerkrankung Colitis ulcerosa wurde es bereits getestet, aber noch nicht zugelassen.

Studie zu Ansteckungsgefahr bei Covid-19

Patienten, die an der Lungenkrankheit leiden, sind nach elf Tagen nicht mehr ansteckend, selbst wenn sie positiv auf das neuartige Coronavirus getestet werden. Ein positiver Test sei "nicht gleichbedeutend mit Ansteckungsgefahr oder einem lebensfähigen Virus", heißt es in einem gemeinsamen Papier des Nationalen Zentrums für Infektionskrankheiten und der Medizinakademie in Singapur. Außerdem konnten die Forscher das Virus nach elf Tagen nicht mehr isolieren oder kultivieren. Das Papier basiert auf einer Studie anhand von 73 Patienten in dem asiatischen Stadtstaat.

Hinweise auf Schäden durch Hydroxychloroquin und Chloroquin

Bestimmte Malariamittel werden zum Beispiel von US-Präsident Donald Trump als Therapie gegen Covid-19 aggressiv beworben, doch laut einer Studie sind sie eher kontraproduktiv. Bei einem Vergleich von etwa 96 000 Fällen auf sechs Kontinenten habe sich gezeigt, dass die Sterberate von Menschen, die Hydroxychloroquin und Chloroquin einnahmen, bei 13 Prozent lag, heißt es in einem Bericht des renommierten Magazins Lancet vom Freitag. Bei Kranken, die anders behandelt wurden, habe sie neun Prozent betragen.

Außerdem sei bei der Einnahme der Malariamittel ein fünf Mal höheres Risiko für Herzrhythmusstörungen festgestellt worden, berichtet das Blatt. "Es gibt nicht nur keinen Vorteil, wir haben sogar einen sehr durchgängigen Hinweis auf Schädigung", sagte Studienleiter Mandeep Mehra, ein Herzspezialist aus Boston. Die Studie griff auf Daten aus 671 Krankenhäusern zurück, in denen Covid-19-Kranke behandelt wurden. Knapp 15 000 erhielten entweder Hydroxychloroquin oder Chloroquin, wobei einige noch zusätzlich Antibiotika einnahmen. Mehr als 81 000 Patienten bekamen keines dieser Medikamente.

Aktuelles zum Coronavirus - zweimal täglich per Mail oder Push-Nachricht

Alle Meldungen zur aktuellen Lage in Deutschland und weltweit sowie die wichtigsten Nachrichten des Tages - zweimal täglich mit SZ Espresso. Unser Newsletter bringt Sie morgens und abends auf den neuesten Stand. Kostenlose Anmeldung: sz.de/espresso. In unserer Nachrichten-App (hier herunterladen) können Sie den Espresso oder Eilmeldungen auch als Push-Nachricht abonnieren.

In der letzten Gruppe lag die Sterberate bei neun Prozent. Von den mit Chloroquin behandelten Personen starben 16 Prozent, bei denen mit Hydroxychloroquin waren es 18 Prozent. Bei Patienten, die Chloroquin und ein Antibiotikum erhielten, lag die Quote bei 22 Prozent. Von den Menschen, bei denen die Ärzte Hydroxychloroquin mit einem Antibiotikum kombinierten, starben sogar 22 Prozent. Nach Berücksichtigung anderer Faktoren wie Zigarettenkonsum und Vorerkrankungen schätzten die Forscher, dass der Einsatz von Hydroxychloroquin und Chloroquin zu 34 bis 45 Prozent zum erhöhten Sterberisiko von Covid-19-Patienten beigetragen haben könnte. Studienleiter Mehra sagte, daraus könne man allerdings nicht auf die Sicherheit eines Medikaments schließen. Bei kranken Menschen wirkten die Mittel anders als bei gesunden. (AP/LEJA/Stand: 23.05.2020)

Möglicherweise Corona-Infektion durch Nerze in den Niederlanden

In den Niederlanden ist möglicherweise erstmals ein Mensch durch einen Nerz mit dem Coronavirus infiziert worden. Neuen Untersuchungen zufolge gelte es als wahrscheinlich, dass sich ein Mitarbeiter einer Nerzfarm bei einem Tier angesteckt habe, teilte das Landwirtschaftsministerium in Den Haag mit. Die Regierung wolle nun die Pelztierzüchter bewegen, Nerzfarmen früher als geplant zu schließen, erklärte Landwirtschaftsministerin Carola Schouten.

Unabhängig von der Corona-Pandemie müssen alle niederländischen Nerzfarmen laut Beschluss des Obersten Gerichtshofes bis 2024 den Betrieb einstellen. Durch Subventionsangebote könnten Betreiber möglicherweise dazu gebracht werden, dies schon eher umzusetzen, erklärte Schouten. Das Ministerium ordnete Untersuchungen der Tiere in allen Nerzfarmen an. Allerdings schätzt die Gesundheitsbehörde RIVM das Ansteckungsrisiko für Menschen außerhalb der Stallanlagen als äußerst gering ein.

Ende April war das neue Coronavirus bei mehreren Nerzen in zwei Zuchtbetrieben in der Provinz Noord-Brabant unweit der Grenze zu Nordrhein-Westfalen festgestellt worden. Um eine Ausbreitung zu verhindern, wurden beide Farmen in einem Radius von 400 Metern abgeriegelt. Das Landwirtschaftsministerin ordnete zudem eine Meldepflicht für Nerzzüchter und Tierärzte bei Coronasymptomen an.

Vermehrt Berichte von Kindern, die an dem Kawasaki-Syndrom erkranken

Die Rolle der Kinder in der Corona-Pandemie rückt immer weiter in den Fokus der Wissenschaft. In den vergangenen Tagen häuften sich Meldungen von Ärzten, die vermuten, Sars-CoV-2 könnte bei Kinder das genannte Kawasaki-Syndrom auslösen. In den USA sind nun drei Kinder daran gestorben. Das Kawasaki-Syndrom ist ein Sammelbegriff für eine Überreaktion des Immunsystems, die typischerweise mit Fieber und einer Entzündung von Blutgefäßen einhergeht, einer so genannten Vaskulitis. Sind hiervon lebenswichtige Organe betroffen, kann die Erkrankung tödlich enden.

Der Auslöser für das Kawasaki-Syndrom ist unbekannt; auch, ob das neuartige Coronavirus hierfür in Frage kommt, ist nicht geklärt. Vergangene Woche erschien im Fachblatt The Lancet ein Fallbericht von schwer am Kawasaki-Syndrom erkrankten Kindern. Manche von ihnen hatten in der Familie wahrscheinlich Kontakt mit Sars-CoV-2, waren zum Testzeitpunkt allerdings nicht infiziert.

In Deutschland werden pro Jahr etwa 200 Kinder mit dem Syndrom in Kliniken behandelt. Die meisten von ihnen seien derzeit nicht "Corona-assoziiert", sagt Philipp Henneke, Leiter der Pädiatrischen Infektiologie am Universitätsklinikum Freiburg. "Das kann sich natürlich ändern. Wir brauchen einen etwas längeren Beobachtungszeitraum." (FEHU/Stand: 10.05.2020)

WHO ruft zu Überprüfung von Lungenerkrankungen Ende 2019 auf

Nach Bekanntwerden einer potenziellen Covid-19-Erkrankung in Frankreich bereits im Dezember ruft die Weltgesundheitsorganisation WHO auch andere Staaten dazu auf, ähnliche Krankheitsfälle von Ende 2019 nachträglich auf eine Coronavirus-Infektion hin zu überprüfen. Es sei möglich, dass sich noch mehr Lungenentzündungs-Patienten als frühe Corona-Fälle entpuppen, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier am Dienstag in Genf. Diese Fälle zu entdecken, würde dazu beitragen, dass die Welt sich ein "neues und klareres Bild" des Ausbruchs machen könnte.

Die chinesischen Behörden hatten die WHO am 31. Dezember erstmals über die neue Lungenkrankheit unterrichtet. Bislang wurde davon ausgegangen, dass sie sich erst ab Januar in Europa ausbreitete. Die ersten positiven Corona-Tests in Frankreich waren bisher auf den 24. Januar datiert. Doch eine am Montag veröffentlichte Studie französischer Wissenschaftler legt nahe, dass es schon Ende vergangenen Jahres einen Fall gegeben haben könnte. Ein französisches Krankenhaus hatte alte Proben von Lungenentzündungspatienten erneut getestet und dabei entdeckt, dass am 27. Dezember ein Mann behandelt wurde, der Covid-19 hatte.

WHO-Sprecher Lindmeier sagte, das Ergebnis der Studie sei nicht überraschend. Gleichwohl ergebe sich ein völlig neues Bild. Die Erkenntnisse würden dabei helfen, die "potenzielle Zirkulation von Covid-19" besser zu verstehen.(DPA/Stand: 05.05.2020)

USA setzen Ebola-Mittel Remdesivir zur Covid-19-Behandlung ein

Die USA erlauben den begrenzten Einsatz des Wirkstoffs Remdesivir bei Covid-19-Patienten in Krankenhäusern. Die Ausnahmegenehmigung sei angesichts der Coronavirus-Pandemie "in Lichtgeschwindigkeit" zustande gekommen, sagte der Chef der Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde Stephen Hahn am Freitag im Weißen Haus.

Der Chef des Biotech-Unternehmens Gilead, Daniel O'Day, erklärte, das Unternehmen werde US-Behörden 1,5 Millionen Dosen Remdesivir spenden, die für mehr als 100 000 Behandlungen ausreichen sollten. Patienten, die an der Lungenkrankheit Covid-19 litten, könnten das Medikament nun je nach Schwere der Erkrankung fünf oder zehn Tage lang bekommen, erklärte Gilead. Die US-Regierung werde die Verteilung des Medikaments übernehmen, um sicherzustellen, dass es ankomme, wo es am dringendsten gebraucht werde, hieß es weiter. Bis Dezember wolle man genügend Remdesivir für eine Million Behandlungen produzieren.

Remdesivir ist bislang weltweit nirgendwo als Medikament zugelassen. Die Ausnahmegenehmigung für die USA entspricht keiner formellen Zulassung, was ein wesentlich aufwendigerer Prozess ist. Selbst die Ausstellung einer begrenzten Ausnahmegenehmigung nach nur einer vielversprechenden klinischen Studie ist ungewöhnlich. Bislang gibt es jedoch keine Impfung gegen das neuartige Coronavirus und auch keine zuverlässige zugelassene medikamentöse Therapie. (DPA/BERK/Stand: 01.05.2020)

Ebola-Mittel Remdesivir könnte helfen

Das noch nicht zugelassene Ebola-Mittel Remdesivir hat laut einer US-Studie der Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) die Behandlungsdauer von Covid-19-Patienten durchschnittlich um vier Tage von 15 auf elf verkürzt. "Das ist sehr bedeutsam", sagte Anthony Fauci, der Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten der USA, am Mittwoch bei einem Treffen im Weißen Haus.

Auf diese mögliche Wirkung hatte das Biotechnologie-Unternehmen Gilead Sciences hingewiesen, das das Mittel herstellt. In der Studie der Nationalen Gesundheitsinstitute wurde eine Behandlung mit Remdesivir im Vergleich zu einer herkömmlichen Behandlung bei etwa 800 Corona-Patienten in Krankenhäusern weltweit untersucht. Das wichtigste Ergebnis war der Zeitraum, den ein Patient für die Genesung benötigt. Mit Remdesivir wäre er laut Studie, zu der es bilang nur eine Mitteilung der NIH gibt, im Vergleich zur bisherigen Behandlung um 31 Prozent kürzer. Zudem gab es Unterschiede in der Sterblichkeit. In der Gruppe der Patienten, die Remdesivir erhielten, lag die Sterblichkeit bei acht Prozent, während in der Kontrollgruppe 11,6 Prozent der Probanden an Covid-19 verstarben. Der mögliche "Überlebensvorteil" durch das Medikament ist statistisch bislang jedoch nicht signifikant.

Remdesivir wird intravenös verabreicht, es wurde ursprünglich für andere Infektionskrankheiten wie Ebola entwickelt. Gegen Ebola wirkten aber andere Therapien letztlich besser, sodass die Entwicklung nicht weiter vorangetrieben wurde. Der Wirkstoff greift ein Enzym des Virus an, das dieses benötigt, um sein Erbgut zu vervielfältigen. Da dieses Enzym in menschlichen Zellen nicht vorkommt, gilt der Wirkstoff als relativ sicher für die Anwendung bei Menschen. Es wurde aber weltweit noch nirgends zugelassen. Bei Tierversuchen im Zusammenhang mit Sars und Mers - Krankheiten, die von ähnlichen Coronaviren verursacht werden - half das Medikament bereits, eine Infektion zu verhindern. Im Fall einer Erkrankung frühzeitig verabreicht, verringerte es die Schwere von Symptomen.

"Anders als viele Berichte von effektiven Behandlungen handelt es sich hier um eine sorgfältig kontrollierte randomisierte Studie, die den Wirkstoff mit einem Placebo vergleicht", kommentierte Derek Hill, Professor für Medizinische Bildgebung vom University College London, die neue Veröffentlichung. Die Ergebnisse seien daher sehr viel verlässlicher als die von eher beobachtenden Studien. "Remdesivir ist keine Heilung für Covid-19, aber es scheint die Genesung zu beschleunigen", sagte Hill. Nach normalen Maßstäben wäre der Wirkstoff wohl noch immer Monate oder Jahre von einer Zulassung entfernt. Die außergewöhnliche Situation könnte laut Hill aber dazu führen, dass Remdesivir einen beschleunigten Marktzugang erhält - "vorausgesetzt, dass es laufende kontrollierte Studien zur Sicherheit und Effektivität gibt."

Man müsse erst die vollständigen Ergebnisse ansehen, so Peter Horby, Professor für Globale Gesundheit von der Universität Oxford. "Aber falls sie sich bestätigen, wären das großartige Neuigkeiten für den Kampf gegen Covid-19." Nun müssten die Daten komplett veröffentlicht und ein gerechter Zugang zu Remdesivir sichergestellt werden, forderte Horby.(DPA/CVEI/Stand:30.04.2020)

Forschungsinstitute schlagen Maßnahmen für Lockerungen vor

Die vier größten außeruniversitären Forschungseinrichtungen Deutschlands haben ein Papier veröffentlicht, das sich mit dem aktuellen Stand der Bekämpfung des Coronavirus und den geplanten Lockerungen der Einschränkung des öffentlichen Lebens beschäftigt. In der Stellungnahme von Fraunhofer-Gesellschaft, Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft und Max-Planck-Gesellschaft heißt es, dass die bisherigen Maßnahmen die Ausbreitung von Sars-CoV-2 in Deutschland erfolgreich eingedämmt hätten. Dabei hätten besonders das Verbot von Großveranstaltungen, die weitgehende Einschränkung des öffentlichen Lebens und auch die Kontakteinschränkungen geholfen.

Ausdrücklich loben die Forscher das Verhalten der Deutschen: "Das persönliche Engagement und die große Akzeptanz in der Bevölkerung haben zentral zu diesem Ergebnis beigetragen", heißt es in der Stellungnahme. Die Gesellschaften gehen aber auch weiter und schlagen vor, wie es einen Weg zurück zur Normalität geben könne.

Dafür sei es notwendig, mögliche Neuinfektionen fallgenau verfolgen und eindämmen zu können. Wichtig dafür seien sowohl Test- als auch Tracing-Kapazitäten, um lokale Ausbrüche beherrschen zu können. Ferner müssten hygienische Maßnahmen wie Schutzmasken oder Desinfektionsstationen möglichst breit eingesetzt werden.

Sofern die Zahl der Neuinfektionen hinreichend niedrig sei, könnte man über eine weitere gezielte Lockerung von Maßnahmen nachdenken. Gezielte Querschnittstests sollen zudem mögliche Infizierte aufspüren, die keinerlei Symptome von Covid-19 zeigten. Die Forscher betonen, dass ihr Papier kein Vorschlagspaket für die Regierung sei. Die konkrete Umsetzung "sollte nach gesellschaftlichem Diskurs unter Einbeziehung aller Aspekte auch jenseits der Ausbreitungsdynamik der Politik vorbehalten bleiben." (bix/Stand: 29.04.2020)

Großes Vertrauen in Corona-Forschung

Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland hat vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie starkes Vertrauen in die Wissenschaft - deutlich mehr als in den vergangenen Jahren. Das zeigt das Wissenschaftsbarometer Corona Spezial der Initiative "Wissenschaft im Dialog", das an diesem Dienstag veröffentlicht wurde. Demnach geben 73 Prozent der Befragten an, in der Pandemie "eher" oder "voll und ganz" in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen. In den vergangenen Erhebungen lag dieser Wert bei etwa 50 Prozent.

Besonders großes Vertrauen genießen der Umfrage zufolge derzeit Ärztinnen und Ärzte sowie generell medizinisches Personal, dicht gefolgt von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Besonders Menschen mit hohem formalen Bildungsniveau sprechen dieses Vertrauen aus, während Befragte mit eher niedrigem Bildungsniveau nur zu etwa 50 Prozent den Aussagen von Wissenschaftlern zur Coronakrise Glauben schenken.

Seit 2014 ermittelt die Initiative jährlich die Einstellungen der Menschen in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung. Die aktuellen Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers basieren auf 1009 Telefoninterviews mit über 14-jährigen deutschsprachigen Personen aus Privathaushalten.(FEHU/Stand: 29.04.2020)

Mops infiziert sich mit Coronavirus

Ein Mops hat sich in den USA mit dem Coronavirus infiziert. Das Tier sei der erste Hund in den Vereinigten Staaten, bei dem die Atemwegserkrankung Covid-19 diagnostiziert wurde, wie die American Humane Society mitteilt, die sich für das Wohlergehen von Tieren einsetzt. Der Hund habe sich offenbar bei der Mutter, dem Vater oder dem Sohn im Haushalt angesteckt, die alle positiv auf das Virus getestet wurden, sagt eine Sprecherin der Organisation.

Anfang letzten Monats teilten die Gesundheitsbehörden in Hongkong mit, dass der Hund eines Coronavirus-Patienten, der positiv auf das Virus getestet wurde, "wahrscheinlich" der erste Fall der Übertragung von Mensch zu Tier sei. Seitdem wurden mehrere Fälle bei Katzen gemeldet. Als anfällig gelten auch Frettchen. (DPA/Stand: 29.04.2020)

WHO warnt vor Covid-Immunitätsausweisen

Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht derzeit keine brauchbaren Belege dafür, dass alle Menschen nach einer durchgestandenen Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 fortan immun gegen diesen Erreger sind. Dies gelte auch, wenn sogenannte Antikörpertests anzeigen würden, dass eine Person eine Infektion durchlaufen habe. Deshalb warnt die Organisation vor sogenannten Immunitätsausweisen, die einige Regierungen ehemals Infizierten ausstellen wollen, damit diese zur Arbeit zurückkönnen. "Es gibt im Moment keinen Nachweis, dass Menschen, die sich von Covid-19 erholt und Antikörper haben, vor einer zweiten Infektion geschützt sind", heißt es in einer Mitteilung vom Freitag.

Tierversuche hatten vor einigen Wochen gezeigt, dass Affen nach durchlaufener Infektion vor dem Erreger gefeit sind. Unklar ist indes, wie lange der Schutz anhält und ob er wirklich bei jedem Individuum vollständig ist. Wenn sich jemand für immun hält, ohne dies wirklich zu sein, könnten wieder Infektionsketten losbrechen, die nur schwer zu unterbrechen sind.

So schwer wie die wissenschaftlichen Unsicherheiten zur Immunität wiegen derzeit allerdings auch noch die fehleranfälligen Testsysteme, warnt die WHO. Es gibt viele Tests auf dem Markt, deren Genauigkeit und Zuverlässigkeit müsse jedoch weiter geprüft werden. Auch wenn ein Antikörpertest anzeigt, dass ein Mensch eine Infektion durchlaufen und Antikörper gegen Sars-CoV-2 gebildet hat, sei nicht immer sicher, dass dieses Ergebnis auch wirklich stimmt. Manche Tests reagieren auch auf andere Coronaviren, die während der Erkältungssaison weit verbreitet sind. Umgekehrt können Test ein negatives Ergebnis anzeigen, obwohl der Getestete eine Infektion durchlaufen hat.

Die WHO warnt Menschen, die positiv auf das neue Coronavirus getestet wurden, vor der Annahme, sie seien immun und könnten nun die Maßnahmen ignorieren, die zur Eindämmung der Pandemie getroffen fast überall auf der Welt getroffen wurden. Immunitäs-Pässe könnten das Problem verschärfen, weil vermeintlich immune Menschen, den Erreger verbreiten. (Stand: 25.4.2020/HACH)

Telemedizin soll Corona-infizierten Patienten helfen

Zu den vielen Forschungsansätzen und Untersuchungsgegenständen rund um das Coronavirus fügt das Klinikum rechts der Isar zusammen mit der Technischen Universität einen neuen hinzu: In einer Studie soll herausgefunden werden, ob die Zahl schwerer Krankheits-Verläufe und die Todesrate unter Corona-Infizierten gesenkt werden können, wenn sie rechtzeitig ins Krankenhaus und, wenn nötig, auf die Intensivstation kommen.

Durch Telemedizin soll bei Corona-infizierten Patienten rechtzeitig festgestellt werden, wenn sich ihr Zustand so verschlechtert, dass intensivmedizinische Behandlung notwendig wird. Ein kleiner Stöpsel, der im Ohr angebracht wird.misst alle 15 Minuten die sogenannten Vitalfunktionen des Patienten misst, das sind die Körpertemperatur, die Atem- und die Herzfrequenz sowie die Sauerstoffsättigung im Blut, außerdem vier Mal täglich einen weiteren Parameter, der Auskunft über den Allgemeinzustand des Patienten gibt. Im Fall einer Verschlechterung des Zustands wird die Klinik rasch informiert.

Kann man sich mehrmals mit dem Coronavirus infizieren?

Zu den offenen Fragen rund um das Coronavirus gehört auch die nach der Immunität der Erkrankten. Kann man sich tatsächlich für eine gewisse Zeit nicht mehr anstecken, wenn man Covid-19 erst einmal durchgemacht hat? Meldungen aus Südkorea weckten über die Osterfeiertage Zweifel an dieser Hoffnung. 91 zuvor erkrankte Menschen seien zunächst negativ und dann erneut positiv auf das Virus getestet worden, teilte die dortige Seuchenschutzbehörde KCDC mit.

Es ist nicht das erste Mal, dass Diskrepanzen bei Testergebnissen bekannt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO kündigte an, den Fällen nachgehen zu wollen. Sie fügte hinzu, dass es wichtig sei, bei der Probenentnahme sorgfältig vorzugehen. In der Bemerkung schwingt ein Erklärungsansatz mit, den Experten bereits bei früheren Berichten über vermeintliche Neuinfektionen ins Feld führten. Womöglich waren die Patienten nie komplett virusfrei, stattdessen könnten zwischenzeitlich die Tests dabei versagt haben, die abebbende Infektion nachzuweisen.

Die so genannten PCR-Tests detektieren Erbgut des Virus. Sie gelten als extrem zuverlässig, doch Fehler bei der Entnahme der Probe und ihrem Transport ins Labor können die Ergebnisse verfälschen. Falsch-negative Resultate scheinen vor allem gegen Ende der Symptomphase, wenn die Virusmenge in den Atemwegen schwindet, häufiger vorzukommen. Der Berliner Virologe Christian Drosten kommentierte auf Twitter, dass zu dieser Zeit Tests bei den selben Patienten mal positiv, mal negativ ausfallen könnten; da sei auch Zufall dabei. Die Gesundheitsbehörde in Südkorea bringt dagegen die Erklärung ins Spiel, dass Sars-CoV-2 bei den nun entdeckten Patienten reaktiviert worden sei. Dieses Phänomen kennt man von einigen Erregern. Das Herpes-simplex-Virus beispielsweise verbleibt ein Leben lang im Körper, löst aber nur gelegentlich die unangenehmen Lippenbläschen aus. Ob diese Entwicklung auch beim neuen Coronavirus auftreten könnte, ist offen.

Die Funde verdeutlichen jedoch, wie groß die Wissenslücken bezüglich des Ausmaßes, der Stärke und der Dauer der Immunität noch sind. Sie werfen damit neue Fragen zu Überlegungen auf, die auf eine rasche, große Immunität in der Bevölkerung abzielen, indem möglichst viele weniger gefährdete Menschen sich infizieren. Theoretisch könnten diese Menschen dann die Gefährdeteren in der Gesellschaft mit schützen. Ob diese Planspiele aber in der Praxis funktionieren, ist derzeit nicht zu bestimmen. (Stand: 14.4.2020/BEU)

Wann kommt ein Medikament gegen Covid-19?

Der Präsident des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), Karl Broich, hat die Einschätzung von Experten bestätigt, dass es noch in diesem Jahr eine Zulassung für Covid-19-Medikamente geben könnte. "Ich gehe davon aus, dass wir bis zum Spätsommer die ersten belastbaren Ergebnisse aus den derzeit laufenden Studien bekommen", sagte Broich dem General-Anzeiger aus Bonn. "Wenn die Daten es hergeben, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir noch in diesem Jahr eine Zulassung erteilen können."

Derzeit gebe es für kein Arzneimittel ausreichende Wirksamkeitsbelege, betonte er auch. Positive Hinweise etwa bei Remdesivir seien mit Fragezeichen versehen. Besonders schwer erkrankte Corona-Patienten dürfen künftig dennoch mit dem noch nicht zugelassenen Wirkstoff Remdesivir behandelt werden, wenn alle anderen Mittel versagt haben.

Die Entwicklung eines gänzlich neuen Arzneimittels zur Behandlung spezifischer Infektionen nimmt üblicherweise mehrere Jahre in Anspruch. Vor allem die klinischen Studien an Menschen sind sehr aufwendig. Derzeit konzentrieren sich viele Ansätze daher auf Medikamente, die sich bereits in der Entwicklung für andere Erkrankungen befinden oder sogar schon für andere Bereiche zugelassen sind. Ihr Einsatz könnte schneller erfolgen als bei der Entwicklung eines neuen Wirkstoffs. (Stand: 11.4.2020/hum)

Forscher empfehlen weitere zwei Wochen Kontaktsperre

Nach Berechnungen Göttinger Forscher zeigen die Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 Wirkung. Um die Epidemie in den Griff zu bekommen, müssten sie aber noch etwa zwei Wochen lang andauern, schreiben die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Sie haben simuliert, wie sich die Infektionen in Deutschland unter verschiedenen Szenarien entwickeln würden.

Auf dieser Basis kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die jetzt geltende massive Einschränkung des öffentlichen Lebens eine Wende im Infektionsgeschehen ermöglicht hat. Mit den Maßnahmen sei es gelungen, die exponentielle Ausbreitung von Covid-19 zu brechen. Erst die weitreichenden Kontaktverbote führen demnach dazu, dass sich immer weniger Menschen neu mit dem Coronavirus anstecken. Weniger drastische Maßnahmen würden die Zahl der Neuinfektionen weiter wachsen lassen - wenngleich langsamer als ohne jede Einschränkung.

Aus ihrem Modell leiten die Forscher auch ab, dass die Kontaktsperren noch einige Zeit notwendig sind. "Wenn jetzt die Beschränkungen aufgehoben werden, sind wir wieder ganz am Anfang", sagt Studienautorin Viola Priesemann. Würden dagegen die Regeln in den kommenden zwei Wochen weiter sehr sorgfältig eingehalten, könnte es im besten Szenario bald nur noch einige Hundert neue Fälle pro Tag geben. Unter Umständen könnte man die Infizierten und ihre Kontaktpersonen dann sehr schnell identifizieren und isolieren.

Die Forscher haben auch modelliert, wie sich die Gesamtzahl aller Infizierten entwickeln würde. Wären gar keine Maßnahmen ergriffen worden, hätte die Zahl der bestätigten Fälle bereits Ende März die Marke von 200 000 überschritten und wäre danach weiter steil angestiegen. Wäre es allein bei den ersten Einschränkungen geblieben, die vor allem ein Verbot von Großveranstaltungen und Stadionbesuchen beinhalteten, würde man ungefähr zum jetzigen Zeitpunkt 200 000 bestätigte Infektionen zählen. Rechnet man die Effekte der anschließend verfügten Kita-, Schul- und Ladenschließungen hinzu, würde der Verlauf weiter verlangsamt. Die Zahl von 200 000 Fällen wäre erst um den 19. April herum überschritten.

Mit den jetzt geltenden weitreichenden Kontaktverboten aber wird die Marke vorerst gar nicht erreicht, prognostizieren die MPG-Forscher. Derzeit haben sich laut Robert-Koch-Institut fast 110 000 Menschen in Deutschland mit dem Coronavirus infiziert. Die Studie ist auf einem Preprint-Server veröffentlicht und noch nicht von unbeteiligten Wissenschaftlern begutachtet worden.(Stand:09.04.2020/BEU)

Katze steckt sich bei Menschen mit dem Coronavirus an

Eine Katze hat sich in Belgien bei einem Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Von dem Fall berichtet die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit AFSCA auf ihrer Webseite. Bisher gebe es aber keine Hinweise, dass sich das Virus von Haustieren auf Menschen oder auf andere Tiere übertrage.

Die Katze in Belgien und zwei Hunde in Hongkong seien die einzige bekannten Fälle, bei denen sich Haustiere bei infizierten Menschen angesteckt hätten. Die Hunde hätten keine Symptome gezeigt, die Katze aber habe vorübergehend Atem- und Verdauungsbeschwerden gehabt. Im New Yorker Zoo wurden einige Raubkatzen postiv auf das Virus gestestet. Die Tiere zeigten Symptome und hatten sich offenbar bei einem Tierpfleger angesteckt. (Stand: 6.4.2020)

Unikliniken gemeinsam gegen Covid-19

Ein neues Bündnis der deutschen Universitätskliniken soll im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie die Patientenversorgung optimieren und sowohl die Entwicklung der Diagnostik, als auch Studien an Medikamenten gegen Covid-19 vorantreiben. Auf Initiative des Charité-Vorstandsvorsitzenden Hajo Kroemer und Christian Drosten, der an der Charité die Virologie leitet, hat Kanzlerin Angela Merkel das Bundesministerium für Bildung und Forschung dazu veranlasst, noch in diesem Jahr 100 Millionen Euro für die nötigen Strukturen eines solchen Bündnisses zur Verfügung zu stellen. 2021 werden weitere 50 Millionen in das geplante Netzwerk fließen. Das gab Bundesforschungsministerin Anja Karliczek am Donnerstag in Berlin bekannt.

Nach Aussage von Drosten und Kroemer spielen die 38 großen Universitätskliniken in Deutschland in der Bewältigung der Covid-19-Krise bereits eine Schlüsselrolle, da sie einerseits der spezialisierten Forschung, andererseits aber auch den Patienten nahe stünden. Außerdem würden an den Krankenhäusern der Universitäten substanzielle Kapazitäten für die Behandlung von Erkrankten geschaffen. Man stehe zudem im engen Austausch mit den nichtuniversitären Kliniken der jeweiligen Region.

Als ein zentrales wissenschaftliches Ziel nannte Drosten das sogenannte Repurposing von bereits für andere Erkrankungen zugelassenen Medikamenten, die möglicherweise gegen das neue Virus wirksam sein könnten. Diese Arzneien sollen auch innerhalb des Netzwerks gezielt geprüft werden. "Es gibt keine andere Rettung aus dieser Situation als diese pragmatische Forschung", sagte Drosten. Wann ein Impfstoff verfügbar sein werde, ist Drosten zufolge derzeit noch nicht vorherzusagen. Auch die deutschen Forschungsorganisationen sollen sich mit ihren spezialisierten Instituten dem Bündnis anschließen. "Es könnte das erste Mal sein, dass wir alle Kräfte in der Biomedizin hinter ein Thema bekommen", sagte Kroemer. (Stand: 26.03.2020/ZINT)

Vorsicht vor gefälschten Arzneien gegen Covid-19

Die Europäische Medikamenten-Aufsicht EMA warnt vor dem Kauf angeblich verfügbarer Arzneimittel für die Behandlung von - oder den Schutz vor - Infektionen mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2. Nach Aussage der Behörde zielten unregistrierte Online-Apotheken und andere Verkäufer derzeit darauf ab, die "Ängste und Sorgen während der laufenden Pandemie mit dem neuen Erreger auszunutzen". Dabei werde oft versprochen, den Kunden Zugang zu ansonsten nicht oder nur schwer zugänglichen Medikamenten zu verschaffen, die derzeit auch im Zusammenhang mit geplanten Studien zu Covid-19 genannt werden. Dazu gehört zum Beispiel das Malariamittel Chloroquin.

Derzeit ist jedoch kein Medikament für die Behandlung einer Infektion mit dem neuen Coronavirus zugelassen, geschweige denn zum Schutz vor einer solchen. Es gibt derzeit auch noch keine wissenschaftlich belastbaren Hinweise darauf, dass verfügbare Arzneien wie Chloroquin, die für andere Erkrankungen entwickelt wurden und deshalb verfügbar sind, gegen den Erreger wirken. Zwar sind zahlreiche Patientenstudien geplant oder begonnen worden, um baldmöglichst einen effektiven Wirkstoff zu finden. Er könnte dann unter ärztlicher Aufsicht in der klinischen Therapie eingesetzt werden. Zu den Kandidaten zählen neben dem wenig aussichtsreichen Chloroquin etwa das Ebola-Medikament Remdesivir oder Mittel, die in der Behandlung von HIV-Infektionen genutzt werden. Es wird jedoch Wochen bis Monate dauern, bis Erkenntnisse aus den Studien vorliegen. Für die Bevölkerung bleibt es unterdessen bei den inzwischen oft kommunizierten Schutzmaßnahmen wie Handhygiene und einem weitestgehenden Verzicht auf persönliche Kontakte mit Menschen außerhalb des eigenen Haushalts.

Die EMA weist darauf hin, dass legale Online-Apotheken anhand eines europaweit einheitlichen Logos erkennbar sind. Das weiße Kreuz auf einem grau-grün gestreiften Hintergrund muss auf der Website der Apotheke zu sehen sein. Es ist anklickbar und führt auf die Liste registrierter Online-Apotheken in den jeweiligen Ländern. Es wird empfohlen, auch bei Käufen anderer Medikamente im Internet zu prüfen, ob die Seite registriert ist. Laut EMA ist die Wahrscheinlichkeit sonst sehr hoch, an gefälschte Arzneien zu geraten, die bestenfalls wirkungslos, oft aber sogar schädlich sein können.(Stand: 25.03.2020/ZINT)

Desinfektion für die Psyche

Ein Roboter, der durch ein Wohnviertel im chinesischen Wuhan fährt und Reinigungsmittel in alle Richtungen zerstäubt. Busse in Kolumbien, die großflächig abgewaschen und dekontaminiert werden. Eine Moschee im Gaza-Streifen, von deren Wänden Staub gepustet wird. Das Netz ist derzeit voll mit Bildern von solchen Aktionen: Arbeiter in Schutzanzügen und Atemschutzmasken, die öffentliche Plätze, Verkehrsmittel, Hauswände und sogar Statuen desinfizieren, um die Verbreitung des Coronavirus zu bremsen.

Sinnvoll dürften die Reinemach-Aktionen eher selten sein. "Bei einem aerogen übertragenen Erreger, der kaum über Kontakte mit kontaminierte Flächen übertragen wird, dient eine solche öffentliche Desinfizierung nur der psychischen Beruhigung", sagt Andreas Podbielski, Chef des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene an der Universität Rostock. Zwar zeigen Experimente, dass der Erreger Sars-CoV-2 bis zu drei Tagen auf Oberflächen wie Edelstahl und Kunststoff übersteht. Allerdings gehen Experten wie der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité davon aus, dass sich das Virus vorrangig über die Luft verbreitet, etwa infolge von Husten oder Niesen infizierter Personen.

Das massenhafte Versprühen von Desinfektionsmittel sei in doppelter Hinsicht problematisch, so Podbielski. Zum einen seien die Mittel auch schädlich für die Atemwege. Zum anderen fehlten sie dann an anderer Stelle, wo sie dringender gebraucht würden - etwa im Krankenhaus. Zudem sei bei einer Besprühung von Wänden oder Plätzen fraglich, ob die Mittel überhaupt dort ankämen, wo sie gebraucht würden. "Das landet ja nicht mal dort, wo jemand hinfasst", sagt der Hygieniker. Besser sei es, Griffflächen wie Türklinken oder Haltestangen in Bussen ganz gezielt abzuwischen.

Dennoch ist Sauberkeit wichtig, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Hierzu zählt zunächst persönliche Hygiene, wie etwa das regelmäßige Händewaschen für mehr als 20 Sekunden mit warmem Wasser und Seife. Auch die Reinigung von viel frequentierten Orten wie Einkaufszentren oder Flughäfen ist ratsam - nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie, sondern um die Verbreitung aller Krankheitserreger zu erschweren. Arbeitgeber sollten zudem darauf achten, dass häufig benutzte Flächen wie Aufzugknöpfe regelmäßig gesäubert werden.(Stand: 20.03.2020/CVEI)

Klinischer Test für Impfstoff startet in den USA

Etliche Labore weltweit forschen derzeit an Impfstoffen gegen Covid-19. In den USA hat jetzt erstmals ein Freiwilliger testweise eine mögliche Schutzimpfung gespritzt bekommen. Das sei Teil der ersten Phase des klinischen Tests an einem Forschungsinstitut in der nordwestlichen Metropole Seattle, teilten die zum US-Gesundheitsministerium gehörenden National Institutes of Health (NIH) mit. 45 gesunde freiwillige Teilnehmer zwischen 18 und 55 sollen in den kommenden Wochen an dem Test teilnehmen.

Der Impfstoff namens "mRNA-1273" wird gemeinsam mit der privaten Biotechnologie-Firma Moderna entwickelt. Die erste Testphase habe in "Rekordzeit" gestartet werden können, sagte Anthony Fauci, Direktor des Nationalen Instituts für Infektionskrankheiten. Der gesamte Prozess der Entwicklung eines Impfstoffes wird Fauci zufolge trotzdem voraussichtlich mindestens ein bis anderthalb Jahre dauern. (Stand: 16.3.2020)

Pneumokokken-Impfung schützt die Lunge

Menschen ab 60 Jahren sollen sich gegen Pneumokokken impfen lassen, die Lungenentzündungen auslösen können, so der Rat von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Montag in Berlin. Hintergrund ist, dass es in Erwartung weiterer Ansteckungen mit dem Coronavirus darum geht, die Komplikationen einer Infektion möglichst abzumildern. Bekanntlich sind Menschen mit chronischen Erkrankungen ("Vorerkrankungen") besonders gefährdet, da ihr Organismus schon belastet ist und ihr Immunsystem beeinträchtigt. Dies gilt besonders für Patienten mit Lungenerkrankungen, denn deren Bronchien und Lungenbläschen sind bereits angegriffen und oftmals verdickt, was den Gasaustausch sowieso schon erschwert. Kommt eine durch das Virus Sars-CoV-2 ausgelöste Lungenentzündung hinzu, kann diese ebenso kritisch verlaufen wie eine solche Erkrankung bei Menschen mit Asthma, Chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) oder anderen Leiden der Atemwege. Auch für Raucher wäre es jetzt ein passender Zeitpunkt, um mit ihrer Gewohnheit aufzuhören.

Um in Zeiten von Corona solche zusätzlichen Belastungen für die Lunge zu vermeiden, hat Spahn zu der Impfung geraten. Dies wird bereits seit 2006 von der Ständigen Impfkommission (Stiko) für Kleinkinder, Menschen jenseits der 60 und chronisch Kranke empfohlen. Pneumokokken sind Bakterien, die per Tröpfcheninfektion übertragen werden und gelten als häufigster Erreger einer Lungenentzündung. Etwa ein Viertel bis fast die Hälfte dieser Erkrankungen werden durch Pneumokokken ausgelöst.

Zumeist wird die Impfung gut vertragen. Wie für alle Impfungen gilt auch für jene gegen Pneumokokken, dass sie nicht während einer akuten Erkrankung oder einem fiebrigen Infekt gegeben werden sollte. (Stand: 09.03.2020/BART)