Gigantenduell BVB-FCB

Darum gewinnt der FC Bayern das Topspiel

Von Marc Gabel

Spitzenspiel, Bundesliga-Gipfel, deutscher 'El Clasico', Meisterprüfung. Was gibt es nicht alles für Superlative, wenn Dortmund gegen Bayern spielt. Aber eine echte Meisterprüfung ist es doch auch diesmal nur für den BVB: Die müssten endlich mal beweisen, dass sie, wenn´s drauf ankommt, tatsächlich die Bayern schlagen können. Der Rekordmeister kann genüsslich auf die letzten Showdowns verweisen, als Dortmund mit großen Meisterambitionen die Bayern herausfordern wollte und jeweils mit 5:0 und 4:0 ja fast schon mit chirurgischer Präzision auseinander genommen wurde. Ich glaube, dass es diesmal wieder ähnlich laufen wird. Sorry BVB, aber Dienstagabbend (18.30 Uhr im RTL-Live-Ticker) sichert sich der FC Bayern Meister-Titel Nummer acht in Serie.

Bayern will sich Europa präsentieren

Eines vorweg, die Offensivstärke des BVB ist zugegeben furchterregend: Haaland und der wiedererstarkte Sancho sind durchaus in der Lage, die Bayern-Abwehr schwindelig zu spielen. Und erst recht, wenn sich Bayern einen ähnlichen Fünf-Minuten-Powernap mit zwei Gegentoren gönnt, wie es im Spiel gegen Frankfurt der Fall war. Gegen Dortmund wird den Bayern aber genau das eben nicht passieren, zu groß ist die Chance, Ihre Vormachtstellung im deutschen Fußball für alle sichtbar zu betonieren – erst recht wenn ganz Europa zuschaut.

Kein Support der Gelben Wand

Und eine der größten Waffen des BVB fällt diesmal leider weg: die Zuschauer, 80.000 Fans, die gelbe Wand! Wie sehr das auch den deutschen 'El Clasico' beeinflussen kann, haben wir zuletzt im November 2018 gesehen. Angepeitscht von Ihren Anhängern drehten die Dortmunder damals einen 1:2-Rückstand noch in einen 3:2 Sieg. Schwer vorstellbar, dass dem BVB die fehlende Fanunterstützung diesmal nicht zu schaffen macht.

Flick auf den Spuren von Heynckes

Würden wir am Beginn der Saison stehen und der Bayern Trainer nicht Hansi Flick heißen, würde ich das Duell absolut auf Augenhöhe beurteilen, aber das Innenverhältnis der Mannschaft war zuletzt so gut, als Jupp Heynckes Trainer hier in München war. Was dabei raus kam, ist allen bekannt.

Als Flick die Mannschaft im vergangenen November übernahm, war die Abwehr anfällig, das Mittelfeld oft zu träge, der Angriff ausrechenbar, mit Ausnahme von Lewandowski vielleicht. Jetzt, 17 Spiele und 55 Bayern-Tore später, ist die Mannschaft nicht mehr wiederzuerkennen. Drei Beispiele aus allen Mannschaftsteilen: Jérôme Boateng, der übrigens seine Hüftblockade überwunden hat und im Kader steht, spielt wie zu seinen besten Zeiten. Thiago, auch wenn er gegen Dortmund nicht zur Verfügung steht, ist plötzlich wieder kreativ, mutig und so ballsicher, dass Pep Guardiola wohl ein zweites Mal sagen würde "Thiago oder nix". Und regelrecht wie ein Phönix aus der Asche emporgestiegen ist Thomas Müller. Vom Lückenbüßer unter Nico Kovac zum absoluten Leistungsträger: 17 Assists, 7 Tore, Karrierebestwert! Seine Entwicklung ist Flicks größter Verdienst bisher.

Shutdown wirft Bayern nicht aus der Spur

Flick sagte mir heute in der Videopressekonferenz, dass es beim FC Bayern nur noch ganz wenige Geheimnisse gebe: Eines davon ist aber schon, wie es der Spielerflüsterer Flick geschafft hat, ausnahmslos jeden Spieler des Kaders besser zu machen, trotz des Shutdowns. Vielleicht wird er uns das nach dem deutlichen Sieg der Bayern mal erläutern …

Wer glaubt, dass der BVB das Bundesliga-Topspiel erstmals seit November 2018 wieder für sich entscheiden kann, findet die passenden Argumente dafür hier.

Thomas Müller
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