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Kirche im Grünen: Besucher eines evangelischen Gottesdienstes sitzen auf einer Wiese auf Bänken.© Bodo Schackow/dpa-Zentralbild/dp
Hygienemaßnahmen

Gottesdienste in Hessen: Mit strengen Regeln gegen Corona-Infektionen

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In den katholischen und evangelischen Kirchen in Hessen gelten strenge Regeln. Ansteckungen mit dem Corona-Virus sind bislang keine bekannt geworden.

Wer in Hessen an einem Gottesdienst der katholischen oder evangelischen Kirche teilnehmen will, muss seinen Namen und eine Telefonnummer oder E-Mail-Adresse hinterlassen. Damit sollen mögliche Infektionsketten von den Gesundheitsämtern schnell aufgespürt und unterbrochen werden können. Auch sonst gelten strenge Regeln.

„Unseres Wissens ist es in noch keiner evangelischen Gemeinde während der Gottesdienste zu einer Ansteckung von Personen gekommen“, sagt Volker Rahn, Sprecher der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Damit dies so bleibt, hat die Kirchenleitung einen Zwölfpunkteplan vorgelegt, an den sich die Gemeinden halten sollen. Die Erfassung von Teilnehmerdaten gehört ebenso dazu wie die regelmäßige Desinfektion von Türgriffen und Handläufen, der Verzicht auf das Abendmahl und das gemeinsame Singen.

Ähnliche Regeln gelten auch bei den Katholiken. „Die Regeln, die uns das Bistum auferlegt hat, sind sogar noch strenger als die vom Land vorgegebenen“, sagt Frankfurts Stadtdekan Johannes zu Eltz. Auch bei den katholischen Gottesdiensten müssten die Gläubigen mindestens 1,50 Meter Abstand voneinander halten, lediglich Familien dürften auch zusammensitzen. „Wer zu Hause Tisch und Bett teilt, soll ja nicht in der Kirche getrennt werden“, sagt zu Eltz. Auch das Führen der Listen mit den Gottesdienstbesuchern funktioniere. Sie würden, wie auch bei den Protestanten, drei Wochen in verschlossenen Umschlägen aufbewahrt und dann vernichtet.

Leiden unter Gesangsverbot

Die Abstandsregeln führen dazu, dass weit weniger Menschen in einem Kirchenraum Platz finden als sonst. Im Frankfurter Dom etwa, wo sonntags um die 250 Gläubige zusammenkommen, dürfen nunmehr lediglich 70 Menschen am Gottesdienst teilnehmen. In der frisch renovierten St.-Leonhards-Kirche – einem „Juwel“, bei dem die Nachfrage besonders groß sei, sagt zu Eltz – seien es sogar nur 30.

Zumindest in den evangelischen Kirchen komme man aber mit dem Platz aus, sagt die Frankfurter Prodekanin Ursula Schoen. Anmeldungen seien nicht nötig. Leiden würden viele Kirchenmitglieder aber unter dem Gesangsverbot. „Singen gehört sehr zur evangelischen Gottesdienstkultur, das Verbot ist schon sehr kummervoll“, sagt Schoen.

Viele Gemeinden gingen sehr behutsam mit der Wiederöffnung der Kirchen um. Sie wollten die Infektionsschutzregeln sorgfältig umsetzen. So gebe es die ersten Gottesdienste mancherorts erst zu Pfingsten. Es habe sich aber gezeigt, dass trotz anfänglicher Bedenken die Umsetzung weniger schwierig war als gedacht. Abendmahl aber werde nicht gefeiert.

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Hier werden die Abstandsregeln offensichtlich eingehalten.© imago images/Lichtgut

Viele Gemeinden hätten zudem die Erfahrung gemacht, dass die virtuellen Gottesdienste bei den Mitgliedern der Kirche gut angekommen seien, berichtet Schoen. Deshalb wollten viele diese Form trotz der Wiederöffnung der Kirchen beibehalten. Auch könnten ja Angehörige von Risikogruppen nach wie vor die Gottesdienste nicht besuchen.

Zumindest im Frankfurter Dom gibt es eine Abendmahlfeier. „Das Ziborium mit den Hostien steht während der ganzen Messe abgedeckt auf dem Altar“, erläutert zu Eltz das Hygienekonzept. Nach der Wandlung setzt der Stadtdekan eine Maske auf, desinfiziert die Hände und teilt die geweihten Hostien an die Gläubigen aus. „Berührungslos in die Hände“, versichert er. Für manche gerade der älteren Gottesdienstbesucher sei dies gewöhnungsbedürftig, hätten sie die Hostien doch bisher traditionell direkt in den Mund gelegt bekommen. Das aber sei wegen Corona jetzt nicht möglich. „Ich sehe die Leute dann freundlich an, soweit dies hinter einer Maske möglich ist, und deute auf die Hände, dann klappt auch das“, sagt zu Eltz.