Patienten fürchten Corona-Infektion: Jetzt ins Krankenhaus gehen? 7 Fragen müssen Sie vorher unbedingt klären
by FOCUS OnlineWegen des Risikos einer Ansteckung meiden viele Patienten eine Behandlung im Krankenhaus. Nicht nur in Zeiten des Virus sollte ein solcher Aufenthalt gut überlegt und vorbereitet werden. FOCUS Online gibt Ihnen Antworten auf sieben wichtige Fragen, die Sie bei einer solchen Diagnose beachten sollten.
1. Welche Gefahren gibt es im Krankenhaus?
Wer jetzt in einer Klinik behandelt wird, trägt ein höheres Risiko, sich mit dem Corona-Virus anzustecken: Er kann sich zudem andere ernsthafte Erkrankungen zuziehen. Laut Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) erleiden pro Jahr etwa 900.000 Menschen eine Infektion, mindestens 30.000 sterben sogar an den Folgen. Am häufigsten treten bei Patienten Atemwegs- und Harnwegsinfekte, Wundinfektionen oder eine Blutvergiftung auf.
Außerdem ist nicht jede Klinikbehandlung medizinisch notwendig. Blinddarm, Gallenblase oder Gebärmutter entfernen – in Deutschland wird wesentlich mehr operiert als in anderen westlichen Industrieländern. Weil die finanziellen Anreize des Gesundheitssystems für Operationen viel größer sind, werden sie nicht selten konservativen Therapien vorgezogen. Um sich vor falschen Operationen zu schützen, sollten Patienten genau hinterfragen, ob sie unvermeidbar oder andere Behandlungsmethoden vielleicht besser sind.
2. Verschlimmert ein Aufschub die Krankheit?
Die Angst vor dem Krankenhaus kann jedoch schlimmere Folgen haben, als sich tatsächlich mit dem Virus zu infizieren. Viele Ärzte beobachten momentan mit großer Sorge, dass Kranke notwendige Behandlungen zu lange aufschieben, so dass schwerwiegende gesundheitliche Probleme entstehen. Besonders gefährlich sind Herzinfarkte und Schlaganfälle, aber auch Krebserkrankungen, Entzündungen des Blinddarms oder Dickdarms und chronische Lungenbeschwerden. „Manchmal bringen sich Patienten dadurch sogar in Lebensgefahr“, warnt die Gautinger Asklepios-Klinik.
Wird zum Beispiel ein Infarkt zu spät behandelt, ist die Gefahr viel größer, dass die Herzschwäche lebenslang bestehen bleibt. Und Schlaganfall-Patienten ignorieren erste Warnsignale und gehen erst in die Klinik, wenn schon eine halbseitige Lähmung vorliegt. „Wer krank ist, soll ins Krankenhaus gehen“, empfiehlt Professor Florian Krötz vom Klinikum Starnberg. Klären Sie deshalb mit ihrem Haus- oder Facharzt, ob gesundheitliche Nachteile entstehen können, wenn Sie jetzt eine stationäre Behandlung für einige Monate verschieben.
Nicht zuletzt sind die Gefahren durch Corona kleiner geworden. Viele Kliniken haben aufwändige Schutzmaßnahmen ergriffen: Hygiene-Richtlinien wurden ausgedehnt und deren Umsetzung genau kontrolliert. Viele Krankenhäuser haben Doppelstrukturen für Covid- und Non-Covid-Patienten geschaffen. So gibt es zum Beispiel zwei Notaufnahmen, zwei Kreißsäle und getrennte Operationssäle – wobei jeweils ein Bereich Corona-frei bleibt.
3. Warum muss ich in der Klinik behandelt werden?
Eine Operation oder Behandlung im Krankenhaus sorgt bei den meisten Menschen für Ängste und Unsicherheit. Lassen Sie sich von Ihrem Arzt sagen, warum er den Klinikaufenthalt empfiehlt und ob es Alternativen dazu gibt. Informieren Sie sich darüber, wie der Eingriff genau ablaufen soll und ob Nebenwirkungen oder Komplikationen möglich sind. Ihr Haus- oder Facharzt sollte mit Ihnen auch über das Thema Nachsorge und Reha sprechen.
Tipp: Nehmen Sie eine Vertrauensperson zu dem Arztgespräch mit. Schreiben Sie sich vorher alle Fragen auf, die Ihnen auf der Seele brennen. So sind Sie gut vorbereitet und können die Punkte ansprechen, die noch unklar sind. Sollte der Arzt wichtige Fragen nicht richtig oder verständlich beantwortet haben oder noch größere Zweifel an der Maßnahme bestehen, sollten Sie einen zweiten Doktor befragen, ob er die Klinikbehandlung ebenfalls für notwendig hält.
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4. Wie finde ich eine gute Klinik und den richtigen Arzt?
Jeder Patient darf selbst entscheiden, wo er stationär behandelt oder operiert werden will. Doch die nötigen Informationen zu bekommen, welches Krankenhaus qualitativ gut arbeitet und wie kompetent die Ärzte sind, ist oftmals schwierig. Diese Tipps können Ihnen die Auswahl erleichtern:
- Befragen Sie dazu ihren Haus- oder Facharzt.
- Erkundigen Sie sich bei den Kompetenzzentren ihrer Krankenkasse.
- Patientenverbände und Klinik-Checks bieten weitere Informationen zur Auswahl, zum Beispiel die FOCUS Top-Ärzte- und Kliniken-Listen.
Verwandte, Freunde oder Arbeitskollegen mit ähnlichen Leiden können persönliche Tipps geben.
Prüfen Sie bei Operationen, wie viele in der Klinik jährlich durchgeführt werden und ob Mindeststandards eingehalten werden.
5. Welche Leistungen zahlt die Krankenkasse?
Ein Klinikaufenthalt ist mit viel Bürokratie verbunden. Dazu gehört auch, den eigenen Versicherungsumfang genau abzuklären. Besprechen Sie diese Fragen vorab mit ihrer Krankenkasse: Sind Sie in der Klinikwahl eingeschränkt? Haben Sie Anspruch auf eine Chefarztbehandlung? Müssen Sie für ein Einzelzimmer einen Zuschlag bezahlen? Überlegen Sie sich danach, für welche Leistungen Sie bereit sind, aus eigener Tasche zuzuzahlen. Legen Sie Wert auf die Behandlung durch einen renommierten Spezialisten? Möchten Sie lieber die Ruhe und Privatsphäre in einem Einzelzimmer genießen? Oder ist Ihnen der Kontakt zu anderen Patienten in einem Mehrbettzimmer wichtiger? Prüfen Sie zudem, ob sich dafür der Abschluss einer privaten Zusatzversicherung lohnt. Allerdings gibt es hier oftmals Wartezeiten, bevor Leistungen bezahlt werden.
6. Welche lebensverlängernden Maßnahmen möchte ich?
Bei Operationen treten manchmal Komplikationen auf. Vor dem Gang ins Krankenhaus sollten Sie deshalb festlegen, welche medizinischen Eingriffe und lebensverlängernden Maßnahmen Sie wünschen und welche sie ablehnen. Am besten geht das mit einer Patientenverfügung. Sie regelt rechtlich bindend, welche Untersuchungen, Heilbehandlungen und ärztliche Eingriffe vorgenommen werden dürfen – falls Sie nicht mehr in der Lage sein sollten, Ihren Willen zu äußern. Mit einer solchen Regelung entlasten Sie auch Ihre Angehörigen, für die ein kritischer Gesundheitszustand ohnehin schwer zu bewältigen ist. Informationen und Vorlagen finden Sie zum Beispiel auf der Webseite der Bundesärztekammer oder der Verbraucherzentrale.
7. Welche Aufgaben müssen andere erledigen?
Wenn Sie für einige Zeit ins Krankenhaus müssen, bleibt vieles zu Hause liegen. Wer kümmert sich um die Kinder? Wer füttert den Hund und geht mit ihm Gassi? Wer pflegt Pflanzen, Wohnung oder Haus? Solche Fragen müssen vorher geklärt werden, damit Sie in der Klinik kein schlechtes Gewissen haben und sich voll auf Ihre Behandlung und Genesung konzentrieren können. Klären Sie auch mit Ihren Angehörigen, welche Einkäufe in ihrer Abwesenheit zu erledigen sind und ob Rechnungen beglichen werden müssen. Manchmal kann es dazu notwendig sein, eine Vertrauensperson mit einer Bankvollmacht auszustatten.
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