Wiedereröffnung der Tafel in Wiesdorf
„Sehen sie es uns nach, heute dauert es länger“
by Eva KunkelLeverkusen - Unter ihrem Visier aus Plexiglas atmet Gudrun Schramm tief durch. Die Wiederöffnung der Tafel in Wiesdorf erweist sich als Geduldsprobe. Für Schriftführerin Schramm, das Team von Ehrenamtlichen und für die Wartenden. Punkt 14 Uhr soll das Tor für den Einlass geöffnet werden. Wie in Spalier stehen die Mitarbeiter unter dem Schild „Leverkusener Tafel e. V.“. Hinter ihnen die Eingangstür, durch die Besucher der Tafel normalerweise selbst gehen. Wie in einem Supermarkt nehmen sie sich dann aus den Regalen, was sie brauchen. Heute nicht. Heute muss jeder Schritt überlegt, organisiert und im Notfall rückgängig gemacht werden. „Unbedingt Infektionen vermeiden“, ist für den stellvertretenden Vorsitzenden Reiner Endlein und das Team oberstes Gebot.
Eine Dame mit Trolley, Mund-Nasen-Schutz und blauer Jacke geht vom Tor in Richtung Eingang. „Bitte auf das gelbe Kreuz stellen“, weist sie einer der Feuerwehrmänner an, die heute das Team aus Ehrenamtlichen unterstützen. Nach und nach werden auch die anderen hereingelassen und stellen sich in zwei Schlangen vor den Holztischen auf, hinter denen die Mitarbeiter warten.
„Wir standen in ständigen Gesprächen mit den Fachabteilungen der Stadt. Über Gutscheine wurde nachgedacht, Lieferung an die Haustür. Aber das war alles nicht möglich“, erzählt Endlein über den Denkprozess.
Jede Ausgabestelle braucht eigenes Öffnungskonzept
Die Öffnung in Wiesdorf ist ein Testlauf. Doch jede Ausgabestelle der Tafel – in Manfort, Opladen, Quettingen, Rheindorf und Alkenrath – hat andere Räumlichkeiten. Jeder Standort braucht ein eigenes Konzept. Was in Wiesdorf funktioniert, ist an anderer Stelle undenkbar. Für Endlein und das Team bedeutet das viel Arbeit. „Wir mussten schauen, dass unsere eigenen Leute kommen. Viele gehören zur Risikogruppe. Deshalb haben wir mit der Öffnung lange gewartet“, fügt er hinzu und spielt damit auf den Personalmangel an.
Im Eingangsbereich der Wiesdorfer Tafel stehen Orangensaft und Möhrendrinks, daneben liegen Schnittblumen und Zimmerpflanzen. In einer Kammer sind Massen an Brötchen untergestellt. Dazu Spargel, Nektarinen und Melonen. Inzwischen sind die Reihen mit den gelben Abstandsmarkierungen länger geworden. „Bei den Ersten dauert es jetzt etwas länger, dann geht das schneller“, sagt Gudrun Schramm in Richtung ihres Teams. „Sehen sie es uns nach, heute wird es etwas länger dauern“, bittet sie bei den Wartenden mit gefalteten Händen um Verständnis. Kein Problem, kommt es aus den Reihen. Ein Herr quittiert das Feld und macht sich mit leerer Tasche wieder davon. Doch die meisten bleiben und warten geduldig auf dem gelben Kreuz.
Öffnung muss sich herumsprechen
Das Team justiert nach, um die Wartezeit zu verkürzen. Drei Menschen dürfen nun vorne an den Tisch. „Was essen Sie nicht?“, lautet die erste Frage. Die meisten zeigen sich heute nicht wählerisch. Unsicher tasten sich die Mitarbeiter und die Wartenden an die neue Situation heran. „Zugucken und lernen“, lautet die Devise von Gudrun Schramm. Die Öffnung müsse erstmal bekannt werden, sagt Rainer Endlein. Am Mittwoch und Samstag dürfte der Andrang größer sein. Dann müssen sich die Maßnahmen bewähren.
Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Samstag ab 14 Uhr.