Abfuhr für die Skeptiker
DFB stimmt mit großer Mehrheit für Fortsetzung der 3. Liga
Die große Revolution blieb erwartungsgemäß aus. Stattdessen verlief der historische virtuelle Bundestag ganz nach dem Wunsch des Deutschen Fußball-Bundes.
Vor allem die Querulanten aus dem Premiumprodukt 3. Liga wurden bei der Zusammenkunft des "Fußball-Parlaments" am Montag erst verbal und dann dank einer Stimmenmehrheit zurechtgestutzt. Der Antrag auf den Abbruch der aktuellen Spielzeit kam überhaupt nicht zur Abstimmung, der auf eine künftig zweigleisige 3. Liga hatte keine Chance.
"Dem DFB bleibt gar keine andere Wahl, als die 3. Liga fortzusetzen. Es sollte jedem einleuchten, dass eine nationale Liga spielen können muss, selbst wenn das in zwei Bundesländern noch nicht möglich ist", sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch.
Andernfalls käme man vereinbarten Pflichten nicht nach, was mit hohen finanziellen Risiken verbunden wäre. "Wir müssen uns nicht nur mit dem Jetzt, sondern auch mit der Zukunft befassen." Der DFB sei "nicht der Spielball einiger weniger, die noch dazu untereinander zerstritten sind".
Mit der großen Mehrheit von 220 von 250 abgegebenen Stimmen votierten die Delegierten für eine Fortsetzung der 3. Liga. Damit wurde über den von Sachsen und Sachsen-Anhalt gestellten Antrag auf Abbruch gar nicht erst abgestimmt.
Zweigleisige 3. Liga ist vorerst vom Tisch
Somit steht fest, dass die Saison wie geplant am 30. Mai fortgesetzt wird und die verbleibenden elf Spieltage bis zum 4. Juli in englischen Wochen durchgezogen werden. "Ich würde mir wünschen, dass wir zu Gemeinsamkeit und Geschlossenheit zurückfinden", sagte Koch.
Ein Wunsch, der sich auf absehbare Zeit wohl nicht erfüllen wird. Denn bereits kurz vor dem Bundestag, für den sich 238 der 262 Delegierten angemeldet und virtuell versammelt hatten, kam Anwaltspost vom Halleschen FC.
"Wir haben durch unseren Anwalt die bestehende Wettbewerbsverzerrung beim DFB angezeigt und diesen aufgefordert, gleiche Bedingungen für alle mit mindestens 14 Tagen Mannschaftstraining zu schaffen. Wir erwarten hierzu eine Antwort und werden dann in unseren Gremien weitere Schritte beraten", sagte Präsident Jens Rauschenbach der "Mitteldeutschen Zeitung".
Vom Tisch ist vorerst auch die zweigleisige 3. Liga, die vom Saarländischen Verband mit Unterstützung von über 20 Regionalligisten beantragt worden war. Gerade einmal 18 Ja-Stimmen bekam der Antrag, 220 Delegierte entschieden sich bei 15 Enthaltungen dagegen.
Allerdings sieht der DFB hier Handlungsbedarf, hat deshalb die Gründung einer Taskforce beschlossen. Diese soll sich mit der wirtschaftlichen Zukunftsfähigkeit der 3. Liga befassen. "Das ist ein klares Signal, dass wir die wirtschaftlichen Probleme erkennen und uns damit befassen", sagte Koch. Zuvor hatte der Vizepräsident eine zweigleisige 3. Liga aktuell als "nicht machbar, nicht umsetzbar" bezeichnet. "Die Thematik ist aktueller denn je, aber es geht nicht über Nacht", betonte Koch.
"DFB in tiefster wirtschaftlichen Krise seiner Existenz"
Düster könnte es jedoch für die DFB-Finanzen aussehen, wenn die Coronavirus-Pandemie bis zum Ende des Jahres keine Länderspiele zulässt. "Der DFB befindet sich in der tiefsten wirtschaftlichen Krise seiner Existenz", sagte Schatzmeister Stephan Osnabrügge.
Im schlechtesten Fall rechnet der DFB mit einem Verlust von 77 Millionen Euro bis zum Ende des Jahres, womit die Rücklagen um 13,9 Millionen Euro überschritten wären. "Es würde aber nicht zur Insolvenz des DFB führen", sagte Osnabrügge.
Der Funktionär hob die Bedeutung von Länderspielen und des DFB-Pokals hervor. Der Spielbetrieb der Nationalmannschaft generiert allein 59 Millionen Euro, der Pokal 10 Millionen. Durch Sponsoren werden 105 Millionen Euro eingenommen. "Wir hoffen, dass in der zweiten Jahreshälfte wieder Länderspiele stattfinden können. Das wäre für den DFB von existenzieller Bedeutung." Man werde extrem sparsam agieren, um den Verlust so weit wie möglich zu reduzieren.