Untersuchung wegen Betrug mit Corona-Krediten in der Waadt

Die Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt hat eine Untersuchung gegen Kreditbetrüger wegen mutmasslich betrügerischer Verwendung von Corona-Krediten eingeleitet. Mehr als anderthalb Millionen Franken sollen ins Ausland überwiesen worden sein. Eine Person wurde in Untersuchungshaft genommen.

Die Räumlichkeiten mehrerer Unternehmen wurden am 19. Mai durchsucht und zahlreiche Konten eingefroren, wie die Waadtländer Polizei und die Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Es wurde eine Untersuchung eingeleitet unter anderem wegen Betrugs, unlauterer Geschäftsführung, Wertpapierfälschung, Geldwäsche und Verletzung der Verordnung über Solidarbürgschaften im Zusammenhang mit Covid-19-Krediten.

Mehrere Personen wurden vorläufig festgenommen, eine der verdächtigen Personen wurde in Untersuchungshaft gesetzt. Bei den mutmasslichen Tätern handelt es sich um Schweizer Bürger mit türkischen Wurzeln, wie es weiter heisst. Sie werden verdächtigt, von verschiedenen Banken aufgrund falscher Angaben Kredite in der Höhe von mehreren Millionen Franken erhalten zu haben. Insbesondere wird den mutmasslichen Tätern vorgeworfen, die Banken über den Umsatz der Unternehmen getäuscht zu haben.

Rückführung des Geldes in die Schweiz

Mehr als anderthalb Millionen Franken seien ins Ausland überwiesen worden, hiess es in der Mitteilung. Es seien Schritte unternommen worden, um die Gelder möglichst rasch wieder in die Schweiz zurückzuführen.

Die Banken, welche die Covid-Kredite gewährten, hatten Kontrollen durchgeführt, wie Staatsanwalt Anton Rüsch gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Dabei seien die Verdachtsfälle aufgetaucht. Die Banken informierten demnach die Meldestelle für Geldwäscherei (MROS) im Bundesamt für Polizei (fedpol). Die anschliessenden Kontrollen wurden durch das fedpol durchgeführt und der Fall danach der Staatsanwaltschaft des Kantons Waadt übergeben, wie Rüsch weiter sagte.

"Es sind mehrere Arten von Unternehmen betroffen, eher kleine und mittlere Unternehmen", fügte der Staatsanwalt hinzu, der wegen der laufenden Untersuchungen nicht mehr Einzelheiten nennen konnte. Man vermute, dass diese die geliehenen Mittel für andere Zwecke als Liquiditätsengpässe ihrer Unternehmen verwendet hätten.

Der Betrug betreffe "im Wesentlichen" den Kanton Waadt. Rüsch ist kein grösserer Betrugsfall als dieser in der Schweiz bekannt, doch zum jetzigen Zeitpunkt handle es sich noch um einen Verdacht, wie er weiter sagte.

Weitere Fälle im Kanton Zürich bekannt

Bereits am 12. Mai waren ähnliche Fälle im Kanton Zürich bekannt geworden. Rund 30 Verdachtsfälle für betrügerisch gestellte Anträge wurden dort im Zusammenhang mit der Covid-Verordnung des Bundesrates öffentlich gemacht, es kam zu Ermittlungen. Der genaue Deliktsbetrag konnte zum damaligen Zeitpunkt jedoch noch nicht beziffert werden.

Häufig ging es um Betrug und Urkundenfälschung, möglicherweise auch um Geldwäscherei. Die erlangten Kredite würden entweder auf Privatkonten oder ins Ausland transferiert. Oder sie würden für nicht corona-bedingte Zwecke verwendet, wie für die Rückzahlung von privaten Darlehen, hiess es.

Am 25. März hatte der Bundesrat eine Verordnung erlassen, welche die raschen Kreditvergaben und Solidarbürgschaften für Unternehmen regelt.

(AWP)