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Ansprache im Livestream: DFB-Chef Fritz Keller.© Marijan Murat/dpa
DFB

Weg für Fortsetzung der Dritten Liga ist frei

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Der DFB-Bundestag macht den Weg für eine Fortsetzung der Dritten Liga frei. Dem größten Einzelsportverband droht jedoch eine wirtschaftliche Krise.

Am Ende, nach fünfstündiger Sitzung, herrschte sichtliche Erleichterung. Denn es hatte technisch alles bestens funktioniert mit dem Abstimmungstool und der Übertragung beim ersten virtuellen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes. Und auch abgestimmt wurde so, wie es sich die hohen Herren, die in einer Halle des technischen Providers in Meckenheim bei Bonn hockten, erhofft hatten. Das aus Sicht des Präsidiums schlimmste Szenario für seine höchste Spielklasse konnte abgewendet werden: Eine überwältigende Mehrheit von 95 Prozent der 253 Delegierten stimmte für eine Saisonfortsetzung der Dritten Liga.

Zwölf Nein-Stimmen und 16 Enthaltungen gaben die Zerrissenheit zwischen den Vereinen nicht annähernd wider. Das Votum ist für den DFB als Aufforderung zu verstehen, die Dritte Liga wie geplant bereits am kommenden Samstag ins Fahrwasser der beiden Lizenzligen zu bringen. Gleichzeitig ist nun bei einem späteren Saisonabbruch der DFB-Vorstand ermächtigt, Regelungen für Auf- und Abstieg sowie Änderungen des Wettbewerbsmodus‘ zu treffen. Im Eilverfahren wurde der Spielleiter ermächtigt, einzelne Partien binnen 72 Stunden anzusetzen. Das war vorher nicht erlaubt.

Da DFB-Vizepräsident Rainer Koch zuerst die wichtige Mehrheit für die Dritte Liga zustande brachte – derselbe Beschluss für die Frauen-Bundesliga war wenig später nur Formsache – , kamen die Anträge des Sächsischen Fußballverbandes und aus Sachsen-Anhalt gar nicht erst zur Abstimmung, die Saison abzubrechen. Klar fiel auch das Ansinnen des Saarländischen Fußballverbandes durch, die eingleisige Dritte Liga in zwei Staffeln mit je 18 Vereinen aufzuspalten. Der für die Spielklasse zuständige Ausschussvorsitzende Tom Eilers hatte zuvor gewarnt: „Wir zerstören dann noch das gute sportliche Bild. Und wenn wir die Liga aufblähen, wird sie nicht besser, sondern schlechter vermarktbar.“

Keller lobt Seifert

Der mächtige Vize Koch hatte – deutlich präziser als der abermals in seiner Grundsatzrede eher fahrig wirkende Präsident Fritz Keller – ermahnt, dass in der höchsten DFB-Spielklasse, für die eine Task Force „Wirtschaftliche Stabilität“ ins Leben gerufen worden ist, weitergespielt werden muss. Er habe keinerlei Verständnis dafür, wenn die DFL-Zentrale „mit Anwaltsschreiben bombardiert wird“. Wenn die Bundesländer mehrheitlich den Spielbetrieb erlauben würden, „können wir nicht abbrechen“. Daran würden auch anderweitige Verfügungslagen in zwei, drei Bundesländern nichts ändern. „Ansonsten gibt es hohe Risiken für Haftungs- und Schadensersatzansprüche“, mahnte der Jurist. In diesem Zusammenhang womöglich wichtig, dass die DFB-Vertreter nicht mehr für Folgen der Pandemie haftbar gemacht werden können. Auch das ergab eine deutliche Abstimmung.

„Den Anspruch, spielen zu wollen, sollten alle Profiligen haben – auch jene innerhalb des DFB“, sagte Peter Peters als zweitmächtigster Funktionär der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Ligachef Christian Seifert sagte lieber nichts, was durchaus als bezeichnend interpretiert werden darf, bekam aber von DFB-Chef Keller ein dickes Lob ausgesprochen, dass das Hygiene- und Sicherheitskonzept bislang so störungsfrei funktioniert hätte: „Wenn die Sonne scheint, können viele glänzen. Wenn der Wind weht, nur die wenigsten.“

Ein Sturm braut sich über dem größten Einzelsportverband in finanzieller Hinsicht zusammen. Schatzmeister Stephan Osnabrügge machte eindringlich deutlich, dass die Pandemie die fetten Rücklagen von einst 150 Millionen Euro auffrisst. Der DFB befinde sich in der „tiefsten wirtschaftlichen Krise seiner Existenz“. Sollten alle negativen Szenarien eintreten, könnte das bis zu „einer potenziellen Existenzgefährdung“ führen. Allein 106 Millionen Euro hätten 2020 die Sponsoringeinnahmen bringen sollen, zusätzlich 60 Millionen Euro die Spiel- und Vermarktungserträge der A-Nationalmannschaft. Entsprechende Ausfallsicherungen haben allerdings allein für die im März abgesagten Länderspiele in Spanien und gegen Italien gegriffen – weitere Absicherungen kann der Verband nicht in Anspruch nehmen.

Nachtragshaushalt droht

Sollten keine Länderspiele bis zum 31. Dezember 2020 stattfinden, würde der DFB unter dem Strich satte 77 Millionen Verlust machen. Ein Baustopp der neuen Akademie, an der auf dem Gelände der ehemaligen Frankfurter Galopprennbahn unverändert weitergewerkelt wird, käme nicht infrage. Die hierfür veranschlagten 150 Millionen wären in guten Zeiten zu stemmen gewesen, werden aber in Corona-Zeiten zur immensen Belastung. Sollte die Krise wirklich bis Jahresende die Auswahl von Joachim Löw zur Untätigkeit verdammen, wäre von einer freien Rücklage von 43 Millionen nichts mehr übrig. Schlimmer noch: Der einst so reiche DFB wäre plötzlich mit 13 Millionen im Minus – und müsste einen Nachtragshaushalt beschließen.