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Ein Containerschiff wird im Hamburger Hafen entladen. | Bildquelle: dpa

Szenarien für die Konjunkturerholung

Mögliche Verläufe

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Deutschland droht 2020 die schwerste Rezession der Nachkriegsgeschichte. Danach sollte es wieder aufwärts gehen. Volkswirte rätseln, ob die Erholung in Form eines V, U, W oder L ausfällt.

Wenn Ökonomen über Konjunktur sprechen, klingt das mitunter wie Fachchinesisch. Gerne benutzen sie Buchstaben, um unterschiedliche Entwicklungskurven darzustellen. So haben sie vier Szenarien für die deutsche Konjunkturaussichten bis 2021 entwickelt.

V-förmige Erholung

Zu Beginn der Corona-Krise galt noch die V-förmige Erholung als das wahrscheinlichste Szenario. Ökonomen prophezeiten einen steilen Absturz, dem sich nach kurzer Zeit eine ebenso rasche Erholung anschließt.

Ende März erklärte der Sachverständigenrat die V-Form als wahrscheinlichstes Erholungsszenario. Auch die führenden deutschen Wirtschaftsinstitute rechnen 2020 mit einem kurzen Einbruch von 4,2 Prozent, 2021 werde das BIP aber wieder um 5,8 Prozent wachsen.

Das schnelle Hochfahren der deutschen Wirtschaft nach dem mehrwöchigen Lockdown lässt tatsächlich einige Ökonomen und Investoren hoffen, dass es bald wieder aufwärts geht mit der deutschen Wirtschaft.

Folker Hellmeyer von der Fondsboutique Solvecon glaubt, dass "wir relativ schnell wieder aus der Krise kommen". Denn die Erfahrung zeige, dass exogen ausgelöste Krisen - wie jetzt die Corona-Krise - zeitlich begrenzt seien.

"Ich rechne stark mit einem ähnlichen V-Verlauf, also kräftig runter, dann bald wieder deutlich hoch", sagte er in "Focus Money". An den Börsen scheint dieses Szenario derzeit zu überwiegen.

"Der Aktienmarkt hat begonnen, eine V-förmige Erholung einzupreisen", meint Tilmann Galler, Marktstratege von JPMorgan.

Erholung weniger dynamisch

Mehrere Experten teilen diesen Optimismus nicht. Vor allem die Ökonomen der Deutschen Bank sind skeptisch. Angesichts des weltweit asynchronen Verlaufs der Corona-Pandemie und der Einschränkungen des Welthandels werde die Erholung nicht so dynamisch ausfallen wie erhofft, glauben sie.

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BIP-Prognose

"Durch die soziale Distanzierung wird der Aufschwung von der Angebotsseite her gedämpft und die Nachfrage belastet, da die sozialen Aktivitäten der Verbraucher wohl nicht so schnell das Vorkrisen-Niveau erreichen werden", heißt es in einer Studie der Deutschen Bank Research.

Auch Chefstratege Martin Lück von Blackrock glaubt nicht an die V-förmige Erholung. Die Lücken, die der kurze Lockdown gerissen hat, könnten nicht so schnell geschlossen werden wie erhofft.

Zudem seien Zweitrundeneffekte - wie steigende Arbeitslosenzahlen und zunehmende Insolvenzen - zu befürchten. Das könnte dann auch zu mehr Kreditausfällen bei den Banken führen.

U-förmige Erholung

Viele Experten rechnen denn auch eher mit einem eher U-förmigen Verlauf der Erholung. Das bedeutet: Ein drastischer Absturz, gefolgt von einer Phase der Stabilisierung auf einem allerdings sehr niedrigem Niveau, der sich nach einer kleinen Pause ein rascher Aufschwung anschließt.

Ein solches Szenario sieht der Sachverständigenrat für den Fall, dass die Krise über den Sommer hinaus anhält, noch mehr Unternehmen Finanzierungsschwierigkeiten bekommen, und Verbraucher sich noch stärker als bislang mit Anschaffungen zurückhalten.

Dann würde die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 4,5 Prozent einbrechen und sich 2021 mit einem Plus von einem Prozent nur sehr langsam erholen. Die Konjunktur würde dann wie ein "U" verlaufen.

"Allerdings mag sich dieses U zunächst wie ein I anfühlen, weil die Konjunktur steil nach unten fährt, dann wie ein L, wenn die Wirtschaft einen Boden findet, die künftige Entwicklung aber noch für einige Zeit mit großen Unsicherheiten behaftet ist, und erst dann wie ein U, wenn es wieder nach oben geht mit dem BIP-Wachstum", sagt Joachim Fels, Chefökonom der Fondsgesellschaft Pimco.

W-förmige Erholung

Was aber würde passieren, wenn es zu einer zweiten Virus-Welle kommt? Dann würde die Konjunktur wohl ein zweites Mal abstürzen und erst danach in einen Aufschwung münden.

Erst wenn wirksame Medikamente und eine Impfung im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, könnte die Grundlage für eine dauerhafte Rückkehr zu gesunden Wachstumsraten gelegt werden.

In solch einem W-förmigen Erholungsszenario würde es an den Aktienmärkten nochmals tief nach unten gehen. Eine Bodenbildung würde dann viele Monate dauern.

Der Dax könnte womöglich in diesem Fall nochmals sein Mitte März erreichtes Crash-Tief von 8.255 Punkten testen. Ein Fünftel der jüngst von der Bank of America befragten Fondsmanager halten das W-Szenario für möglich.

L-förmige Erholung

Nicht ganz auszuschließen ist das düsterste Szenario - ein kräftiger Absturz, dem sich eine lange Phase der Stagnation auf niedrigem Niveau anschließt. Also eine lange Depression wie in den 1930er Jahren ohne echte Erholung.

Das ist der Alptraum, den Politik und Notenbanken unbedingt verhindern wollen. "Crash-Propheten" wie Nouriel Roubini warnen vor einem solchen Szenario.

Dass ein "L" eine mögliche Variante ist, macht auch eine Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) deutlich. "Es könnte zwei Jahre dauern, bis ein Großteil der Bevölkerung Covid-19 durchgemacht hat, immun ist und wir die Infektionen stoppen", sagte Ende März RKI-Chef Lothar Wieler.

Fondsmanager rechnen am ehesten mit "U" oder "W"

Laut der monatlichen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America sind die beiden mittleren der vier Szenarien am wahrscheinlichsten. 75 Prozent der Fondsmanager erwarten ein "U" oder ein "W".

Nur ein Viertel der Experten stellen sich auf ein V.-Szenario ein. Am unwahrscheinlichsten ist das "L"-Szenario. Sieben Prozent der Fondsmanager rechnen mit einem Rückfall in die "Große Depression".

Quelle: boerse.ard.de