Nach Feier: 140 Personen in Corona-Quarantäne
by NDRDie Zahl der Personen, die nach einer Restaurant-Feier in Moormerland in häuslicher Quarantäne sind, ist nach Informationen von NDR 1 Niedersachsen am Montag weiter gestiegen - auf 140 Männer und Frauen. Darunter sind Mitglieder der Geschäftsführung der Papenburger Meyer Werft und fast der gesamte Betriebsrat des Unternehmens. Das haben ein Firmensprecher und Nico Bloem, Vorsitzender des Betriebsrats, dem NDR bestätigt. Im Fokus der Kritik steht die Personalchefin der Werft. Sie war auf der Feier zu Gast und ist mit dem Coronavirus infiziert. 18 weitere Personen sind ebenfalls positiv getestet worden.
Betriebsrat zeigt sich irritiert
Die Personalchefin hat Bloem zufolge in der Woche nach der Feier an mehreren Sitzungen der Meyer Werft teilgenommen. Bloem befindet sich ebenfalls in häuslicher Quarantäne. Er sagte NDR 1 Niedersachsen, er sei irritiert, dass ein Mitglied der Geschäftsführung an einer so großen Veranstaltung teilgenommen hat. Am 15. Mai hatte sich eine geschlossene Gesellschaft in einem Restaurant in Moormerland versammelt. Der Großteil der positiv getesteten Menschen waren nach Angaben des Landkreises dort. "Mit dem Virus angesteckt wurden in der Folge eine weitere Person aus dem Landkreis Leer sowie drei Personen aus den Nachbarkreisen Emsland und Aurich", hieß es am Sonntagabend, als 18 Infektionen nachgewiesen waren. Der Landkreis arbeite weiter daran, alle Kontakte der Infizierten nachzuverfolgen.
Bei Verstößen drohen Strafen
Dem Wirt wird vorgeworfen, dass er bei der privaten Feier gegen diverse Corona-Regeln verstoßen hat. So soll es Zeugen dafür geben, dass Gäste sich bei der geschlossenen Veranstaltung zur Wiedereröffnung des Lokals die Hände schüttelten. Zudem seien Mindestabstand und Maskenpflicht zum Teil nicht eingehalten worden. Dem Leeraner Landrat Matthias Groote (SPD) zufolge wird gegen den Betreiber des Lokals ein Ordnungswidrigkeitenverfahren eingeleitet, um die Vorwürfe zu prüfen. Gemäß Bußgeldkatalog des Landes droht ihm eine Geldstrafe von bis zu 25.000 Euro.
Unregelmäßigkeiten bei der Dokumentationspflicht
Möglicherweise hat es der Restaurant-Betreiber auch mit der Dokumentationspflicht nicht so genau genommen. "Beim Gesundheitsamt haben sich inzwischen auch Personen gemeldet, die eigenen Angaben zufolge nach dem 15. Mai im Restaurant waren, aber nicht auf den Gästelisten standen", heißt es in einer Mitteilung des Landkreises. Demnach seien zudem Personen zu Vorstellungsgesprächen und zum Probekochen in den Räumen des Lokals gewesen. "Wir werden das eingehend prüfen", sagte ein Landkreissprecher dem NDR in Niedersachsen. Das Restaurant habe nach der Veranstaltung noch am 16., 17. und 20. Mai Gäste bewirtet, wie der Landkreis mitteilte. Diese Gästelisten wurden dem Landkreis Leer nach eigenen Angaben aber erst auf Nachfrage am Freitag, 22. Mai, übermittelt.
Reimann und Groote warnen vor Virus
Vieles deutet laut Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) darauf hin, dass bei der Feier gegen Corona-Auflagen verstoßen wurde. Nicht nur von Händeschütteln, auch von Umarmungen sei die Rede, außerdem seien offenbar auch mehr Menschen dort anwesend gewesen als zunächst gedacht. "Das, was wir da gesehen haben, war eine Veranstaltung", sagte Reimann am Montag. Landrat Groote betonte, dass sich das Virus jederzeit verbreiten könne.
Betreiber streitet Fehler ab
Der Betreiber wies auf der Facebook-Seite des Restaurants alle Schuld von sich. "Wir möchten betonen, dass wir stets alle Hygienerichtlinien in Bezug auf den Coronavirus sowie der herkömmlichen gesellschaftlichen Sitten befolgt haben", teilte er dort mit. Das Personal habe Mundschutz getragen und Mindestabstand gewahrt. "Wir haben hier keine Party gefeiert", betonte der Wirt gegenüber der "Ostfriesen-Zeitung" (OZ), die zuerst berichtet hatte. Nach dem Essen sei er aus der Küche in das Lokal gekommen, um seine Gäste zu begrüßen und habe bei der Gelegenheit auch kurz mit am Tisch gesessen.
Geschlossene Gesellschaft mit 40 Gästen
Laut OZ sollen zu der Wiedereröffnungsfeier nach einjähriger Pause rund 40 Personen eingeladen gewesen sein, darunter Geschäftsfreunde, Handwerker und Lieferanten. Einer der Gäste soll ein Arzt gewesen sein, der Anfang der Woche Grippesymptome spürte und daraufhin positiv auf Corona getestet wurde. Daraufhin wurden weitere Personen, die Kontakt mit ihm hatten, getestet.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Niedersachsen, Rainer Balke, zeigt sich im Interview besorgt über den Corona-Ausbruch in einem Restaurant im Kreis Leer.NDR Info - 23.05.2020 16:08 Uhr Autor/in: Carsten Vick
Dehoga ist entsetzt
Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga reagierte bestürzt auf den Fall. Die latente Infektionsgefahr könne nur maximal gemindert werden, "wenn Gastwirt, Mitarbeiter und Gäste die gesetzlich festgelegten Abstands- und Hygienevorgaben kompromisslos einhalten", sagte der Präsident des Dehoga in Niedersachsen, Detlef Schröder, am Sonnabend in Hannover.
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