USA: Video von Pool-Party löst Empörung aus
Dutzende junge Menschen feierten ausgelassen in einem Schwimmbecken. Macht das Weiße Haus den Bürgern die Corona-Gefahren zu wenig deutlich?
Ein Video einer stark besuchten Pool-Party in der Nähe eines beliebten Sees im Bundesstaat Missouri löst in den USA breite Empörung aus - und wirft Fragen auf, ob die Politik, insbesondere das Weiße Haus, genügend tun, um der amerikanischen Bevölkerung den Ernst der Corona-Pandemie klarzumachen.
Das Video, das allein auf Twitter bis Montag mehr als 15 Millionen Mal angeklickt wurde, zeigt Dutzende Amerikaner, die in einem Schwimmbecken in großen Gruppen eng beisammen stehen und ausgelassen feiern. Aus Lautsprechern dröhnt bizarrerweise das Lied "High Hopes" ("Große Hoffnungen"). Die Videoaufnahmen stammen vom vergangenen Samstag und belegen: Vorschriften des Abstandhaltens werden in den USA in großem Stil, vermutlich auch andernorts, gebrochen.
Die USA haben bisher sowohl mehr am Coronavirus Infizierte als auch an den Folgen einer Ansteckung Verstorbene zu beklagen als jedes andere Land. Laut der Johns-Hopkins-Universität halten die Vereinigten Staaten (Stand Montag 13 Uhr) bei bisher mehr als 1,6 Millionen bekannten Infektionen, knapp 98.000 Toten und mehr als 1,1 Millionen aktiven (bekannten) Krankheitsfällen.
Umso mehr verwundert das Video der Pool-Party am Ufer des Lake of the Ozarks, das der TV-Moderator Scott Pasmore auf Twitter teilte. Der vor 90 Jahren angelegte Stausee ist zwar traditionell ein populäres Erholungsgebiet, doch dass am vergangenen Wochenende - dem "Memorial Day Weekend", an dem die Amerikaner ihrer im Krieg Gefallenen gedenken - die Dinge so aus dem Ruder liefen, sorgt in den USA für große Debatten. (Der Bundesstaat Missouri erlaubt zwar etwa Restaurants und Geschäften zu öffnen, doch auch hier gelten "Social Distancing" und andere präventive Maßnahmen gegen das Virus.)
US-Politiker werben für Rückkehr zu Alltag
Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes schreibt, es gebe offenbar eine Sehnsucht im Land nach mehr sozialer Begegnung. Aber: "Während Vertreter von Gesundheitsbehörden weiterhin zur Vorsicht mahnen, ermutigen viele Politiker, auch US-Präsident Trump (der am Samstag golfen ging), die Amerikaner, so weit wie möglich zum Alltag zurückzukehren", so die Zeitschrift.
Im Monatsmagazin The Atlantic will man die Dinge hingegen nicht so negativ sehen: Überfüllte Swimmingpools würden die überwiegende Einstellung der Amerikaner zu "Social Distancing" nicht repräsentieren. "Es ist viel eindrücklicher, ein Video von Leuten zu zeigen, die in Scharen in der Öffentlichkeit zusammenströmen, als von jemandem, der zuhause sitzt und sich an die Vorschriften hält."
Bürgermeister: Sind machtlos
Der Bürgermeister der nahe gelegenen Kleinstadt Osage Beach, John Olivarri, sagte im Kansas City Star, die Party habe weder verhindert noch gestoppt werden können. Er mache sich zwar nun Sorgen um die Gesundheit seiner Mitarbeiter und Bürger, "aber der einzige Weg, wie man so etwas verhindern kann, ist zuzusperren. Ich weiß nicht, wie man den Lake of the Ozarks zusperren kann. Es gibt keine Möglichkeit, das zu verhindern."
Ob die gefilmte Party am Lake of the Ozarks eine weitere Verbreitung des Coronavirus verursacht hat und damit schwere Auswirkungen auf die Gesundheit vieler Bürger haben wird, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen. Gut möglich, dass der See zu einem "Ischgl des Mittleren Westens" und ähnlich wie der Tiroler Skiort zu einem Synonym für ein Virus-Drehkreuz wird.
Die Medizinerin Deborah Birx, Trumps offizielle Koordinatorin zur Bekämpfung des Coronavirus, hatte am Freitag selbst das Thema des verantwortungsvollen Feierns angesprochen. "Ich bitte unsere großartige Generation der Millenials, ein paar Youtube-Videos zu machen, wie man Picknicks mit Freunden macht, ohne andere zu gefährden und ohne Essen und Utensilien zu kontaminieren. Ich weiß, dass es Wege dafür gibt, aber ich möchte es in einem Youtube-Video erklärt haben."
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