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Joe Biden sorgt wieder für Aufregung.© picture alliance/dpa/Brian Cahn

„Wer Trump wählt, ist nicht wirklich schwarz“ - Joe Biden redet sich um Kopf und Kragen

US-Wahl 2020

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Joe Biden wird nach seiner Vizepräsidentin gefragt und löst mit der Antwort eine Kontroverse, vor allem in der afroamerikanischen Wählerschaft aus.

Washington - Joe Biden hat in diesem Jahr vor allem einen Wunsch: Er will ins Weiße Haus. Den ersten Schritt auf dem Weg dorthin hat der 77-Jährige so gut wie geschafft. Auch wenn die Vorwahlen offiziell noch nicht beendet sind, gilt Biden nach dem Rückzug sämtlicher Konkurrenten als designierter Präsidentschaftskandidat der Demokraten

Joe Biden will Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl im November schlagen

Der zweite Schritt dürfte allerdings sehr viel schwieriger werden als der erste. Nun gilt es nämlich, Donald Trump zu schlagen. Im Grunde eine leichte Aufgabe, wenn man bedenkt, dass Trumps Beliebtheitswerte konstant bei knapp 43 Prozent liegen – eine Zahl, die für einen US-Präsidenten nicht gerade allzu berauschend ist. Doch auch bei der US-Wahl 2016 dachten ja alle Experten, dass Trump gegen Hillary Clinton keine Chancen haben würde. Am Ende kam alles ganz anders. 

Biden sollte sich also möglichst keine Schnitzer leisten. Das ist leichter gesagt als getan. Denn wenn es einen Politiker in den USA gibt, der für Pleiten, Pech und Pannen berühmt ist, dann ja wohl Joe Biden*. Auch jetzt ist ihm wieder ein kaum glaublicher Fauxpas unterlaufen. In der Radiosendung „The Breakfast Club“ hat er nämlich am Freitag (22.05.) mit einer Äußerung über afroamerikanische Wähler für reichlich Aufregung gesorgt. 

Frage nach möglicher Vizepräsidentin bringt Biden aus dem Konzept

Der prominente afroamerikanische Moderator Charlamagne Tha God, der mit bürgerlichem Namen Lenard Larry McKelvey heißt, hatte ihn während des teils hitzig geführten Gesprächs nach Berichten gefragt, wonach Biden die weiße Senatorin Amy Klobuchar in die engere Auswahl für die Position der Vizepräsidentin genommen habe. Er habe doch aber seinen Sieg bei den Vorwahlen vor allem schwarzen Wählern zu verdanken, sagte Charlamagne Tha God, deswegen gebe es jetzt auch Forderungen nach einem schwarzen Vize im Weißen Haus

Biden erwiderte, es gebe auch schwarze Kandidatinnen. Tatsächlich werden besonders die folgenden drei Frauen hoch gehandelt: 

Zum Schluss des Gesprächs fügte Biden dann hinzu: „Ich sag' Ihnen was: Wenn Sie ein Problem haben, sich zu entscheiden, ob Sie für mich oder Trump sind, dann sind Sie nicht schwarz.“ 

Viele Schwarze kritisieren Bidens Aussage als bevormundend

Biden entschuldigte sich später im Gespräch mit schwarzen Geschäftsleuten für seine „unglücklichen“ Äußerungen: „Ich hätte nicht so ein Klugscheißer sein sollen. Ich hätte nicht so unbekümmert sein sollen“, sagte er nach Angaben von Journalisten.  Er habe die afroamerikanische Gemeinschaft „niemals als selbstverständlich angesehen“, versicherte Biden.

„Niemand sollte aufgrund von Rasse, Religion oder Herkunft für eine Partei stimmen müssen“, betonte der frühere Obama-Vize, der sich sich bei Afroamerikanern großer Zustimmung erfreut. Dennoch verbreitete sich da schon die Debatte rund um den Hashtag „YouAintBlack“ (Sie sind nicht schwarz). Viele Schwarze kritisierten Bidens Aussage als bevormundend.

Stimmen der Afroamerikaner können für Biden bei der Präsidentschaftswahl entscheidend  sein

Biden kann bei der Präsidentenwahl am 3. November mit einer Mehrheit der Stimmen der Afroamerikaner rechnen. Für den Demokraten könnte es jedoch entscheidend sein, wie motiviert schwarze Wähler sind: Wenn sie schlicht nicht abstimmen, sondern zu Hause bleiben, dürfte ein Wahlsieg für Biden nochmals schwerer zu erreichen sein.

Von Christian Stör

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