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Ein Traum für Trainer: Neben den Umkleidekabinen ist ein Hang, auf dem schon so mancher Schongauer Fußballer ordentlich gelitten hat.© Herold

Schongauer Fußballer haben ihren TSV-Platz trotz großer Probleme ins Herz geschlossen

Unsere Sportplätze

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Wegen des Coronavirus sind die Sportplätze größtenteils verwaist. In der Serie „Unsere Sportplätze“ bekommen sie die verdiente Aufmerksamkeit - heute: Schongau.

Schongau – Die Situation um die Sportplätze in Schongau ist nicht einfach und weit weg von optimal. Die Geschichte der Fußballplätze ist eine Geschichte vieler Rückschläge, schildern Peter Mahl und Hannes Waldmann vom TSV. Dennoch hängen die Felder den Fußballern am Herzen. Daher setzen sie sich immer wieder selbst für Verbesserungen ein und haben den TSV-Platz an der Marktoberdorfer Straße zu ihrem Zuhause gemacht.

Der TSV-Platz

1956 wird das Fußballfeld als „Ressle-Sportplatz“ eingeweiht. Zur Eröffnung stehen sich die Jugendmannschaften des TSV Schongau und des TSV 1860 München gegenüber. Anschließend darf die Schongauer Männermannschaft gegen die Amateure der „Löwen“ ran. Hier, am TSV-Platz an der Marktoberdorfer Straße, trainieren die Fußballer auch 64 Jahre später noch.

Einmal wurde der Platz komplett saniert. Das war Mitte der 1970er Jahre. „Danach sind wir vor jedem Training mit Kübeln über den Platz gelaufen und haben Steine eingesammelt, die vom Erdreich rausgekommen sind“, erzählt Peter Mahl. Er ist Trainer der heutigen Männermannschaft des TSV Schongau, die in der A-Klasse 8 auf dem zweiten Rang liegt.

„Sind bei jedem Wetter schlecht aufgestellt“

Leicht haben es Mahl und seine Spieler nicht. „Wir sind bei jedem Wetter schlecht aufgestellt“, sagt der Trainer. Wenn es regnet, stehe das Spielfeld großflächig unter Wasser. Da der Platz am Hang liegt, sammelt sich dort nämlich das abfließende Wasser. Zudem seien alle Drainagen verstopft. Scheint aber mehrere Tage die Sonne, sei der Platz so hart, dass man kaum darauf laufen kann, erzählt der Trainer.

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Nicht nur Gutes kann Abteilungsleiter Hannes Waldmann über den Fußballplatz sagen.© Herold

Um die Platzpflege und das Rasenmähen kümmert sich der Bauhof in Schongau. „Da sind wir wirklich gut aufgestellt“, sagt Abteilungsleiter Hannes Waldmann. „Die Mitarbeiter des Bauhofs machen, was sie können, und haben ein offenes Ohr. Aber: Aus einem Ackergaul lässt sich eben kein Rennpferd machen.“ Die coronabedingte Zwangspause soll nun genutzt werden, um weitere Sanierungsarbeiten voranzutreiben.

Die Kabinen

Dabei ist der Platz nicht einmal die größte Sorge der Verantwortlichen. „Die Umkleidekabinen sind ein Riesenproblem“, sagt Waldmann. Sie wurden mit der Sanierung Mitte der 1970er Jahre errichtet. Um Zuschüsse zu erhalten, wurden in den Kabinenkomplex neben zwei großen auch Einzelkabinen integriert. „Für Fußball sind diese Umkleiden nicht geeignet“, sagt Mahl. Neben der fragwürdigen Struktur gab es aber weitaus größere Sorgen. Am 2. März 2008 machte der Hauptverein die Kabinen dicht. Der Grund: Schimmelbefall. Der Schaden wurde aufgenommen, und nach Meinung der Stadt müssten die Kabinen weggerissen werden.

In Eigenregie erstellt die Fußballabteilung daraufhin Pläne für einen Neubau und leitet diese an Verein und Stadt weiter. Nichts passiert. „Intern haben wir dann entschieden, die Sache selber anzupacken“, sagt Waldmann. 15 000 Euro und einige Stunden Arbeitszeit steckten die Fußballer in die mehr oder weniger provisorische Renovierung. Damit wollten sie fünf weitere Jahre überbrücken, bis eine Sanierung möglich ist. Doch geändert hat sich bis heute wenig. „Wir warten seit drei Wahlperioden auf Besserung“, so Peter Mahl. Zumindest eine Gasheizung und warmes Wasser haben die Fußballer seit 2019.

Die Alternativen

Dass die Fußballabteilung das Kapitel an der Marktoberdorfer Straße trotz der zahlreichen Unwägbarkeiten nicht hinter sich lässt, liegt an den mangelnden Alternativen. Ein Umzug an den Leprosenanger wurde in Erwägung gezogen, doch da dort ein Baugebiet geplant ist, seien die Auflagen haarsträubend. „Daher haben wir beschlossen, heroben zu bleiben und zu sanieren“, sagt Hannes Waldmann über den TSV-Platz. Verändert werden soll beispielsweise die Zufahrt zum Sportplatz, die schwer einsehbar ist und einen Radweg kreuzt.

Das Vereinsheim

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Das Vereinsheim: Vor 23 Jahren begannen die Fußballer, dieses Wohnhaus am Rande des Sportplatzes in ihre Bleibe umzubauen. Drei Jahre dauerte es, bis die Arbeiten fertig waren.© Herold

Heimisch fühlen sich die Schongauer Fußballer in ihrem Vereinsheim. Hier gibt es eine kleine Bar, eine geräumige Stube, und alle Unterlagen sind dort gelagert. Das Haus neben dem Platz hatte zuvor der Familie Haering gehört. Nachdem alle Familienmitglieder verstorben waren, bauten die Fußballer das Haus von 1997 bis 2000 zu ihrer Bleibe um. „Bis dahin hatten wir keine Heimat“, berichtet Waldmann.

Das Stadion

Ihre Spiele tragen die Schongauer im Stadion aus, das auf der anderen Straßenseite liegt – gut 100 Meter Luftlinie vom TSV-Platz entfernt. Das wurde 1959 mit dem Spiel zwischen dem 1. FC Nürnberg und Rot-Weiß Essen vor rund 8000 Zuschauern eingeweiht. Trainieren können die Schongauer hier aber nicht, denn es gibt keine Flutlichtanlage. Außerdem sind an der benachbarten Lechhalle nur zwei Außenkabinen vorhanden. An einem normalen Spieltag also, an dem sowohl die erste als auch die Reserve-Mannschaft des TSV antreten, gibt es Platzmangel. Die Lösung sieht so aus, dass sich die Reserveteams, die zuerst spielen, im Stadion umziehen, aufwärmen und spielen. Die Erste und ihr Gegner ziehen sich am TSV-Platz um und machen sich dort warm, um dann zum Spiel ins Stadion zu laufen.

Begeistert ist Mahl von der Größe des Feldes. „Wir können hier ein anderes Spiel aufziehen und die Gegner an die Wand spielen.“ Die Heimbilanz mit 16 Punkten aus sieben Partien spricht für sich. „Das Stadion ist für uns ein Heimvorteil“, sagt der Trainer. Ein kleiner Trost in der undankbaren Situation der Schongauer Fußballer.

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