Gefährdete Ausbildung?
DGB regt wegen Corona „Schutzschirm für Ausbildungsplätze“ an
by Beate ThomashausenSangerhausen/Eisleben/Hettstedt - Durch die Corona-Krise befindet sich die Kurzarbeit auf einem Rekordniveau und viele Unternehmen kämpfen ums Überleben, so die Kurzeinschätzung von Martina Scherer, Vorsitzende der Arbeitsagentur Sangerhausen. Die große Frage, die sich Schulabgänger derzeit stellen, ist, ob die Betriebe an ihren Ausbildungszusagen festhalten? Und ob es sie nach der Krise überhaupt noch gibt.
Regina Ziesche, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, kennt die Sorgen und Ängste der Jugendlichen, die jetzt vor dem Sprung ins Berufsleben stehen. Friseure, Restaurants aber auch die Automobilbranche hat in der Krise gelitten. Und auch Bäcker und Fleischer mussten Umsatzeinbußen hinnehmen, weil das Partygeschäft völlig wegbrach.
Trotz Corona-Krise werden Fachkräfte gebraucht
Fakt sei aber auch, dass die Handwerksbetriebe Fachkräfte brauchen und gewillt sind, eigenen Berufsnachwuchs auszubilden, so Ziesche. Das bestätigte auch die Chefin der Arbeitsagentur anhand eines Beispiels: Demnach lasse sich der Fachkräftebedarf beispielsweise bei den Kfz-Mechatronikern gut verdeutlichen. Hier seien im April fünf Personen arbeitslos geworden, gleichzeitig waren aber acht offene Stellen gemeldet. Auch waren elf Bewerber auf eine Ausbildungsstelle registriert, aktuell offen gemeldet seien 16 Lehrstellen.
„Es fehlen also durchaus Fachkräfte und unsere Bitte an die Unternehmen ist, an den Ausbildungszusagen festzuhalten“, so Scherer. Allerdings falle es den Firmen in der Corona-Krise zunehmend schwerer, beispielsweise die Ausbildungsvergütung für die Lehrlinge zu zahlen, die bereits eingestellt sind, weiß Ziesche. Wenn Betriebe in Kurzarbeit gehen, müsse das Lehrgeld nämlich weiter gezahlt werden. „Das wäre ein Signal der Politik, wenn die Betriebe auch hier eine Unterstützung erhalten würden. Ähnlich dem Kurzarbeitergeld.“
Herausforderungen für die Prüfungen im Handwerk
Sowohl Ziesche als auch Scherer setzten hier große Hoffnungen in die „Allianz für Aus- und Weiterbildung“, die es bereits seit 2014 gibt. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) regte jetzt wegen der Corona-Krise einen „Schutzschirm für Ausbildungsplätze“ an, um beispielsweise bestehende Ausbildungsverhältnisse zu sichern und um Ausbildungskapazitäten zu stärken.
Aktuell steht die Handwerkerschaft vor einer großen Herausforderung: Die Prüfungen unter anderem im Friseurhandwerk stehen an. Ziesche: „Auch hier sind die Hygienevorschriften, die ja in allen Betrieben gelten, genaustens einzuhalten.“ Aber auch das werde man bewältigen. Eine viel größere Sorge des Handwerks sei eine zweite Corona-Welle. Die würde die Betriebe noch viel härter treffen, als die erste, ist sich Ziesche sicher. (mz/bth)