Bahn will per App Corona-Risiko verringern
by Jörn Seidel- Bahnfahrer können sich bald über Auslastung informieren
- Bei zu vollen Zügen Stopp des Ticketverkaufs möglich
- Wieder mehr Züge zwischen Berlin und Ruhrgebiet
Gedränge am Bahnhof, überfüllte Züge und schmutzige Toiletten: Gedanken wie diese halten in der Corona-Epidemie viele Menschen davon ab, mit der Bahn zu fahren. Nach dem heftigen Einbruch der Fahrgastzahlen will die Deutsche Bahn nun mit einer neuen Funktion ihrer App verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
Auslastungsanzeige per App
Über die Bahn-Navigator-App und den Internetauftritt sollen Fahrgäste noch besser als bisher erkennen können, wie voll ein Fernverkehrszug ist. So soll es bereits bei einer Auslastung von mindestens 50 Prozent - also offenbar früher als bisher - einen Warnhinweis geben, teilte der Staatskonzern am Montag (25.05.2020) mit.
Wenn die Ticketkäufe trotz dieses Warnhinweises für eine bestimmte Verbindung weiter zunehmen sollten, könne der Verkauf sogar gestoppt werden, so die Bahn. Die neue Funktion soll in den kommenden Tagen freigeschaltet werden.
Züge können trotzdem genutzt werden
Trotzdem blieben natürlich alle Züge für Fahrgäste offen, erklärt Karl-Peter Naumann vom Fahrtgastverband Pro Bahn, dem WDR. Flexpreis-Tickets, also jene ohne Sparpreis, hätten ja keine Zugbindung. Ein solches könne man einfach für eine andere Uhrzeit buchen und dann trotzdem den "ausverkauften" Zug nehmen.
Bahn ausgebremst - Wie geht es weiter?
WDR 5 Profit - aktuell . 15.05.2020. 04:01 Min.. Verfügbar bis 15.05.2021. WDR 5.
Absolute Sicherheit über die Auslastung der Züge gibt die neue App-Funktion also nicht. Dennoch könne sie das Passagieraufkommen besser verteilen, glauben auch Naumann. "Schließlich werden die allermeisten Tickets mit Zugbindung gekauft."
Pro Bahn: Sauberkeit muss sichtbar sein
Um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, sei aber noch viel mehr nötig, betonte der Pro-Bahn-Sprecher. "Die Fahrgäste müssen den Eindruck bekommen, dass die Bahn in Sachen Hygiene und Sauberkeit tatsächlich mehr tut."
Erst vor wenigen Tagen hatte die Bahn angekündigt, dass bis August mehr als doppelt so viele Mitarbeiter wie bisher die ICE und IC während einer Fahrt sauber halten. Diese "Unterwegsreiniger" säubern vor allem Kontaktflächen und WCs.
Maskenpflicht besteht in Fernverkehrszügen übrigens nicht. Die Bahn rät jedoch, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
Wieder mehr Fahrgäste
Nachdem die Fahrgastzahlen zwischenzeitlich um 90 Prozent eingebrochen waren, lägen sie jetzt immerhin bei "etwa 50 Prozent des Vorjahresniveaus", sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber.
Nach und nach würden auf den wichtigen Strecken die Kapazitäten wieder verdoppelt - zunächst auf der Route zwischen Berlin und dem Ruhrgebiet, so Huber. Im Regionalverkehr sei das Angebot bundesweit bereits wieder bei rund 95 Prozent.
Sind Bahntickets seit der Steuervergünstigung wirklich billiger?
Seit Januar gilt auf Bahntickets aus Klimaschutzgründungen ein reduzierter Steuersatz. Die Deutsche Bahn hatte versprochen, die Steuervergünstigung vollständig auf die tatsächlichen Ticketpreise umzulegen. Wurde dieses Versprechen eingehalten?
"Zumindest für Festpreistickets können wir bestätigen, dass die Tickets tatsächlich günstiger geworden sind", sagte Karl-Peter Naumann vom Fahrtgastverband Pro Bahn am Montag (25.05.2020) dem WDR.
Bei den Sparpreis jedoch sei das kaum zu überprüfen. Dafür gebe es dort zu viele Preisstufen und unterschiedliche Kontingente.