Covid-19 in Moskau: "Plötzlich fiel sie ins Koma"

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Russland ist weltweit das Land mit den drittmeisten Covid-19-Infektionen. Präsident Wladimir Putin hat jedoch bereits damit begonnen, die Kontaktbeschränkungen zu lockern. Die Verantwortung für die schwierige Lockerung des Lockdowns hat er in die Hände der regionalen Behörden gelegt, sie sollen entscheiden, wie und wann Maßnahmen aufgehoben werden können.

Und hier zeigt sich die Krise: Die Regionalgouverneure, wie der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin, entscheiden sich häufig für eine Verlängerung der Maßnahmen. Sergej Sobjanin möchte, dass die Restriktionen bis zum 31. Mai in Kraft bleiben. Tag und Nacht kämen neue Patienten in die Moskauer Krankenhäuser. Die Abriegelung des Epizentrums der Pandemie gehe weiter, Moskau sei nach wie vor stark gefährdet, sagte Sobjanin gegenüber Medien. Die Moskauer Behörden haben die Regeln sogar verschärft, indem sie das Tragen von Masken und Handschuhen in der Öffentlichkeit zur Pflicht gemacht haben.

Der von Wladimir Putin angeordnete landesweite Abriegelung dauerte 6 Wochen und endete am 12. Mai.

In der Hauptstadt helfen einige Menschen freiwillig im Kampf gegen die Pandemie. Vor zwei Wochen hat Hristofor Zemlyanika seine Arbeit als Krankenpfleger auf der Intensivstation eines Moskauer Covid-19-Krankenhauses aufgenommen: "Sieben Menschen sind in dieser Zeit auf unserer Intensivstation gestorben. Ich mache mir besonders Sorgen um eine Frau, von der ich zuerst dachte, sie wäre sehr alt. Doch sie ist erst 50! Alle waren sicher, dass sie sich erholen würde. Und plötzlich fiel sie wieder ins Koma, sie bekam innere Blutungen und ist jetzt in einem kritischen Zustand".

Auch Andrej Kondraschow hat sich freiwillig für die Arbeit in einer Moskauer Privatklinik gemeldet, die zu einem Covid-19-Krankenhaus umgewandelt wurde. Er sieht kein Licht am Ende des Tunnels: "Es gibt immer noch viele Patienten, nicht weniger als früher. Viele Ärzte werden krank, nicht nur hier, sondern weltweit, einige von ihnen sterben sogar."

Moskaus Bürgermeister Sobjanin warnte, dass die Todesrate im Mai noch deutlich steigen könnte.

Laut russischer Statistik soll Russland eine der niedrigsten Corona-Sterberaten in Europa haben. Internationale Medien wie die Financial Times hatten die Statistiken angezweifelt und vermutet, dass es bis zu 70 Prozent mehr Covid-19-Tote in Russland geben könnte, als die Statistik zeigt.