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Volleyball: Deutschlands Spitzenklub BR Volleys vor Wechsel nach Polen?

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Die BR Volleys flirten offen mit der polnischen Liga. Für Deutschlands Spitzenklub scheint die Bundesliga durch die Coronakrise endgültig zu klein geworden zu sein.

Würde im Fußball der FC Bayern München einen Wechsel in die englische Premiere League forcieren, der Aufschrei in Deutschland wäre gewaltig. Im Volleyball passiert genau das. Der deutsche Branchenprimus, die BR Volleys aus Berlin, liebäugeln mit einem Platz in der polnischen PlusLiga.

Schon vor sechs Jahren hatte Kaweh Niroomand davon gesprochen, die BR Volleys im Nachbarland anzumelden. "Das war aus dem Frust heraus und nicht ernst gemeint. Wenn ich damals mit dem Vorschlag zur polnische Liga gegangen wäre, hätten die mich ausgelacht", sagte der Klubmanager dem SID: "Aber heute ist das anders."

Die Idee eines Wechsels ins Land des Volleyball-Weltmeisters ist längst nicht mehr so abwegig. Der zehnmalige deutsche Meister reichte zwar die Lizenzunterlagen für die kommende Saison in der Bundesliga ein, doch mittelfristig könnte seine Zukunft in Polen liegen.

"Jetzt sind die Pläne so konkret wie nie", wurde Niroomand im Tagesspiegel zitiert. Die Reaktionen aus Polen seien nach den ersten Gesprächen sehr positiv gewesen. Gleichzeitig schränkte der 67-Jährige aber ein: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es mit einem Wechsel klappt, ist nicht so groß."

Niroomand: "Ein ganz langer und schwerer Weg"

Gegenüber dem SID machte Niroomand deutlich, dass bis zu einer Aufnahme "etliche Hürden" genommen werden müssten. "Am Ende entscheiden das nicht wir, sondern die Verbände", sagte Niroomand: "Das ist ein ganz langer und schwerer Weg."

Es ist aber ein Weg, den sich die BR Volleys offen halten wollen. "Unser Wunsch ist nach wie vor, dass wir als deutscher Verein in Deutschland spielen", erklärte Niroomand: "Aber wenn es hier für unser Projekt keine Perspektive gibt, müssen wir uns Gedanken über Alternativen machen."

Der deutsche Meister der Jahre 2016 bis 2019, der mit seinem Etat von rund 2,5 Millionen Euro den anderen Klubs schon vor der Coronakrise enteilt war, fürchtet nicht zu Unrecht um die Qualität in der Bundesliga. In dem VC Eltmann, den Alpenvolleys Haching und dem TV Rottenburg zogen bereits drei Klubs zurück, die anderen Teams dürften angesichts der Wirtschaftskrise zum Sparkurs gezwungen sein und viel Qualität im Kader verlieren.

Berliner unzufrieden mit der Bundesliga

Doch es sind nicht nur die sportlichen Aspekte, weshalb sich der Branchenprimus Gedanken über einen Ligawechsel macht. "Es geht auch um Marketing, Produktentwicklung, Eventisierung", sagte Niroomand. Diesbezüglich sind die Berliner unzufrieden mit der Bundesliga, auch schon vor der Coronakrise. Ein Ligasponsor ist noch immer nicht gefunden, und kleine Hallen wie in Herrsching (1010 Plätze) und Lüneburg (1778) haben erneut Ausnahmeregelungen erhalten.

In Polen ist die Infrastruktur eine gänzlich andere, die PlusLiga genießt aufgrund der enormen Popularität der Sportart Volleyball einen hohen Stellenwert. Deshalb empfand es Niroomand auch als Bestätigung der Arbeit der letzten Jahre, dass den BR Volleys bei den Gesprächen in Polen die Tür nicht zugeschlagen wurde.

"Wir werden den Austausch fortsetzen", sagte Niroomand, "und den Herausforderungen für eine Aufnahme widmen wir uns dann, wenn es konkret wird."