"Keine einheitliche Linie"

Kinoverbände kritisieren Öffnungsregeln

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Erst nach und nach öffnen die Kinos in Deutschland wieder - unter strengen Sicherheitsvorkehrungen.(Foto: imago images/Arnulf Hettrich)

In einigen Bundesländern haben die Lichtspielhäuser bereits geöffnet, weitere ziehen nun nach. Allerdings sind die Vorschriften kaum umsetzbar, finden Kinoverbände. Sie fordern weniger strenge Regeln und eine bundesweit einheitliche Lösung.

Kinoverbände haben die Regeln zur Wiedereröffnung von Lichtspielhäusern kritisiert. "Welche Hygienemaßnahmen wir umsetzen sollen, ist bisher bundesweit nicht klar geregelt", sagte Christine Berg vom Vorstand HDF Kino. In ganz Deutschland gebe es keine einheitliche Linie.

Eines der größten Probleme seien zudem die Abstandsregeln, die 1,5 Meter Mindestabstand vorsehen. "Oberste Priorität ist, Gäste und Mitarbeiter zu schützen. Aber wir haben das Gefühl, dass die Regeln für Kinos wahnsinnig streng angesetzt werden." Sie verwies auf Supermärkte oder die Bahn, wo nicht immer 1,5 Meter Abstand gehalten werden.

Massive Umsatzeinbußen befürchtet

Christian Bräuer von der AG Kino betont, dass schon ein Meter Abstand - wie in Österreich, Italien und Frankreich - eine Verbesserung wäre, weil dann immerhin jede Reihe besetzt werden könnte. "Dann wäre ein Schachbrettsystem denkbar, bei dem zwar jede Reihe, die Plätze aber versetzt und nicht direkt hintereinander belegt werden." Wenn es allerdings bei einem Abstand von 1,5 Metern bleibe, befürchtet er massive Umsatzeinbußen.

Bundesweit sind auch die Termine für die Kino-Wiedereröffnungen uneinheitlich geregelt. Die ersten Lichtspielhäuser in Hessen, Sachsen und Schleswig-Holstein haben bereits geöffnet. Heute folgen Kinos in Mecklenburg-Vorpommern, Mitte der Woche die in Rheinland-Pfalz und am Donnerstag dann in Sachsen-Anhalt. Für Samstag ist die Wiederöffnung in Nordrhein-Westfalens Kinos geplant. Für die anderen Bundesländer sind bisher keine Termine bestätigt.

Kontaktloses Bezahlen und Sicherheitsabstand

Doch wie sehen die Regeln zur Öffnung im Einzelnen aus? Zum Kino gehen, sich an der Kasse den Saalplan zeigen lassen und in Ruhe überlegen, wo man am liebsten sitzen möchte: Das gehört nun wohl erst einmal der Vergangenheit an. Stattdessen bitten die Kinos ihre Kunden darum, die Karten online zu kaufen. Auch in den Kinos selbst soll es möglichst wenige Interaktionen geben. Cinemaxx-Geschäftsführer Frank Thomsen erklärt: "Beim Einlass erfolgt eine kontaktlose Ticketprüfung. An allen Kassen - Kinokasse und Gastronomietheken - kann mit Karte oder kontaktlos gezahlt werden."

Am Rand, in der Mitte oder der letzten Reihe? Viele haben Lieblingsplätze, auf die sie sich im Kino gern setzen. Um allerdings die vorgeschriebenen Abstände einzuhalten, werden nun nicht alle Sitze im Saal verfügbar sein. Paare und Freunde dürfen bei gemeinsamer Buchung zwar nebeneinandersitzen, allerdings müssen dann nach derzeitigen Regeln 1,5 Meter Abstand zu den nächsten Besuchern eingehalten werden. Das bedeutet, dass mehrere Plätze neben, vor und hinter einem frei bleiben und nicht von anderen Gästen belegt werden dürfen. Sitzplätze sind fest zugewiesen.

Wie die Kinos das bei Buchungen genau regeln, ist noch nicht überall geklärt. "Zwischen den Sitzen, die als Zweier-Blöcke online buchbar sind, sind entsprechende Sitzplätze für den geforderten Abstand blockiert und bleiben frei", betont etwa Thomsen von Cinemaxx. Nach Angaben von Berg vom HDF Kino könnten Kartensysteme möglicherweise auch so verändert werden, dass das System bei einer Buchung automatisch die umliegenden Plätze blockt. Dies könnte eine etwas flexiblere Sitzplatzwahl ermöglichen.

Die Kinos hoffen allerdings, dass sich diese Abstandsregeln noch einmal verändern werden. Denn wenn es bei 1,5 Metern Abstand bleibt, kann ein Saal nach Angaben der Verbände HDF Kino und AG Kino maximal zu 20 oder 25 Prozent ausgelastet werden. Die Mehrzahl der Plätze bleibt leer: "Wenn zwei Plätze belegt sind, müssen zwölf frei bleiben", sagt Berg.

Verkauf von Snacks und Getränken

Zu den Traditionen eines Kinobesuchs gehört für viele auch die Verpflegung: Die einen gönnen sich überbackene Nachos, die anderen wollen in eine Riesentüte Popcorn greifen, während andere mit einem Bierchen oder Prosecco anstoßen. Darauf darf man sich auch weiterhin freuen. Denn an den Bars und Theken der Kinos soll es wie gehabt Getränke und Snacks zu kaufen geben. Allerdings wird es wegen der Hygienevorschriften ähnlich wie in Supermärkten und anderen Geschäften etwas anders sein als bisher. Das bedeutet in den meisten Fällen: mit Abstand und Mund-Nasen-Schutz anstehen und bestellen. Dabei werden die Mitarbeiter oft hinter einer Plexiglasscheibe stehen. Vielleicht werden Nachos und Co. künftig auch mit einer kleinen Abdeckung überreicht.

"Entschuldigung, darf ich mal kurz vorbei?" Bisher drängelte man sich an den anderen Gästen in der Reihe vorbei, wenn man zur Toilette wollte. Nun wird es deutlich weniger Gäste in derselben Reihe geben - wenn überhaupt. Die Toiletten können zwar weiterhin benutzt werden. Allerdings muss man dann beim Verlassen des Platzes meist den Mund-Nasen-Schutz aufsetzen.

Eingeschränkte Maskenpflicht

Apropos Masken: Ob man auch während des Films die Gesichtsmaske tragen muss, ist laut Berg noch nicht in allen Bundesländern klar geregelt. Bei Cinemaxx allerdings heißt es, dass die Maskenpflicht lediglich beim Ein- und Auslass in die Kinosäle sowie bei Toilettenbesuchen während der Vorstellungen gilt. "Sobald im Saal der zugewiesene Sitzplatz eingenommen wurde, darf die Maske abgenommen werden."

Kinobetreiber organisieren nun auch anders als bisher. Gerade in größeren Betrieben werden die Filme stärker zeitversetzt starten, um den Andrang der Gäste zu entzerren. Es wird auch noch häufiger geputzt, vor allem Türklinken und Handgriffe. Wahrscheinlich werden auch die Türen zu den Sälen für die Zeit des Einlasses geöffnet sein, damit nicht jeder sie anfassen muss. In einigen Kinos werden die Besucher vielleicht auch mehr geleitet als bisher, indem etwa ein Ein- und ein Ausgang festgelegt wird.