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Experten gehen davon aus, dass das Coronavirus sowohl durch Tröpfcheninfektion als auch durch Aerosole übertragen wird.Bild: epa PA Jordan / epa / picture alliance / dpa

Coronavirus-Ansteckung durch Aerosole: DESHALB ist Lüften wichtiger als Händewaschen

Gründliches Händewaschen, das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen und Abstandhalten gehören zu den Vorsichtmaßnahmen, die im Kampf gegen das Coronavirus immer wieder gepredigt werden. Doch auch häufiges Lüften kann helfen, die Covid-19-Verbreitung einzudämmen.

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Die aktuelle Coronavirus-Pandemie stellt Wissenschaftler tagtäglich vor neue Herausforderungen. Nicht nur die Behandlung von Covid-19-Patienten verlangt den Medizinern alles ab, die Experten arbeiten auch fieberhaft daran, mögliche Infektionswege ausfindig zu machen und darauf basierend Hinweise zu geben, wie sich Infektionen im Alltag unterbinden lassen.

Coronavirus-Ansteckung durch Tröpfcheninfektion oder Schmierinfektion möglich

Bislang gilt als gesichert, dass sich das Coronavirus über den Weg der Tröpfcheninfektion verbreitet. Um Viruspartikel beim Husten, Niesen oder Sprechen nicht ungehindert zu verbreiten, ist das Tragen von Mund-Nase-Bedeckungen derzeit ebenso geboten wie das Einhalten eines Mindestabstands von 1,5 Metern zu anderen Personen. Um einer Coronavirus-Ansteckung via Schmierinfektion Einhalt zu gebieten, wird zudem zu häufigem und gründlichem Händewaschen aufgerufen.

Nicht zu unterschätzen ist Expertenmeinungen zufolge jedoch auch die Coronavirus-Ansteckung über sogenannte Aerosole in der Luft. Die winzigen Schwebeteilchen in der Raumluft können beim Sprechen oder Atmen ausgestoßen werden und halten sich, anders als virushaltige Tröpfchen, länger in der Luft. Im Gespräch mit dem "Deutschlandfunk" erklärte Prof. Christian Drosten, Virologe an der Berliner Charité, Covid-19-Infektionen über Aerosole seien mindestens so häufig wie Tröpfcheninfektionen.Inzwischen gibt es mehrere Studien, die nahelegen, dass auch über diese Aerosole eine Ansteckungsgefahr mit dem neuartigen Virus besteht.Drosten schätzt das Risiko von Tröpfchen- und Aerosol-Infektion nach derzeitigem Stand in etwa gleich hoch ein. Schmierinfektionen machten wohl nur etwa zehn Prozent aus.

Coronavirus-Gefahr durch Aerosole: Experten raten zu gründlichem Lüften von Innenräumen

Um einer Ansteckung mit dem Coronavirus durch Aerosole zu entgehen, nannte der Charité-Wissenschaftler einen praktischen Tipp, der bald zum Hygiene-Kanon gehören könnte. Häufiges Lüften von Innenräumen sei ein adäquates Mittel, um die Infektionsgefahr zu verringern - und Prof. Christian Drosten zufolge gar relevanter als häufiges Händewaschen oder die Verwendung von Desinfektionsmitteln.

Geht man von einer ausreichenden Belüftung als Maßnahme gegen das Coronavirus aus, erscheint beispielsweise die Freiluft-Gastronomie als ein Bereich, in dem sich Neuansteckungen niedrig halten ließen. Im NDR-Podcast erklärte Drosten, der Gastro-Außenbereich sei als relativ sicher einzustufen. "Im Außenbereich ist ein Zwei-Meter-Abstand wahrscheinlich gar nicht notwendig." Der Wind wehe das Virus weg. In Innenbereichen sollte man genau für diesen Durchzug-Effekte Fenster aufreißen. In Räumen seien wegen der Infektionsgefahr auch Abstandsregeln wichtiger, so Drosten.

 

Wie lange bleiben Viren-Aerosole in der Luft?

Der Physiker Roland Netz von der Freien Universität Berlin hat sich mit der Lebensdauer von virenhaltigen Tropfen beschäftigt. Etwa ein Prozent der Spucke seien gelöste Stoffe wie Viren, sagt er. Wenn der Wasseranteil in den Tropfen verdunstet, werden sie kleiner und die übrig bleibenden Teilchen können länger in der Luft umherschwirren. Daher sei es sinnvoll, die sogenannten Community-Masken zu tragen. So könne eine weite Verteilung der Tropfen eingedämmt werden.

Netz empfiehlt außerdem: "Wichtig ist die relative Luftfeuchtigkeit." Diese sollte, wenn sie reguliert werden kann, nicht zu niedrig werden. Dann schrumpften die Tropfen nicht so schnell, und schwerere Tropfen sinken eher zu Boden. "Außerdem trocknen sonst die Schleimhäute aus und werden anfälliger für Viren." Klimaanlagen könnten die Luft zudem verwirbeln, gut ausgestattete Geräte sogar Viren aus der Luft filtern, sagt er.

Klimaanlagen können Ansteckung mit Coronavirus begünstigen

Zu guter Belüftung raten auch Forscher aus China, die sich das Infektionsgeschehen in einem fensterlosen Restaurant angeschaut haben. Sie stellten fest, dass Klimaanlagen durchaus tückisch sein und die Übertragung befördern können. Der Schlüsselfaktor für die Infektionen mancher Restaurantbesucher sei die Richtung des Luftstroms gewesen. "Die Luftströmungsrichtung stimmte mit der Tröpfchenübertragung überein." Neben besserer Belüftung empfehlen die Forscher auch einen größeren Abstand zwischen den Tischen.

Frischluft gegen Coronavirus: Gründliches Lüften kann Ansteckungsrisiko senken

Erhöht Durchzug also im Zweifel das Infektionsrisiko sogar? Drosten verweist auf den Verdünnungseffekt, der mit frischem Wind einhergehe. Gastwirten beispielswese empfiehlt er für die Innenbereiche zudem, das Fenster zu öffnen und einen Ventilator so dort hinein zu stellen, dass Luft nach draußen befördert wird. Dann entstehe innen ein Luftstrom. Auch Deckenventilatoren könnten förderlich sein.

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loc/news.de/dpa